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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande
Autoren: Rosemarie Ditter
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Helmut - immer!“
    Helmut steht regungslos.
    Silke faßt seine beiden Hände.
    „Du sagst ja gar nichts, freust du dich denn nicht?“
    „Aber Silke“, mahnt der Vater, „laß ihm doch einen Augenblick Zeit zum Besinnen; natürlich freut er sich.“
    Helmut, der sonst immer alles so gut auszudrücken versteht, hat es die Sprache verschlagen. Hier, in diesem stillen Forsthaus,
    soll er immer bleiben dürfen, bei all den Menschen, die er längst liebgewonnen hat. Und der Wald - und die Burg!
    „Du bekommst jetzt deine eigene Ecke im Turmzimmer“, wirft Silke ein. Helmut reicht Herrn Braun die Hand.
    „Ich danke Ihnen sehr“, sagt er einfach, und der Vater versteht genau, was er meint.
    „Was Fips wohl macht?“ sagt Silke später beim Essen.

    Ja, was macht der Fips?
    Der schiebt gerade seine bescheidenen Geschenke für seine Mutter unter dem kleinen Bäumchen zurecht. Einen neuen seidenen Schal für den Wintermantel, eine Flasche Rotwein, den sie so gerne trinkt, und eine Tafel Schokolade.
    Er muß immer früh mit Sparen anfangen, denn soviel Taschengeld bekommt er nicht von seinem Onkel. Aber umso liebevoller legt er alles zurecht. Er tritt einen Schritt zurück, um sich zu überzeugen, ob sich alles gut unter dem Baum macht. Gleich wird die Mutter hereinkommen und den Weihnachtsstollen auf den Tisch setzen. Fips steckt die Kerzen an.
    Da klingelt es.
    „Fips“, ruft die Mutter aus der Küche, „mache mal auf!“
    Fips geht etwas verwundert zur Tür. Wer da wohl noch was will? Ein Bote steht im Treppenhaus und hat ein ziemlich schweres Paket.
    „Das soll ich hier abgeben für Herrn Karl-Heinz Gutknecht.“ Fips ist verwundert.
    „Das bin ich.“
    Der Bote zieht die Mütze: „Fröhliche Weihnachten“, und schon läuft er die Treppe wieder hinunter.
    Vor Fipsens Füßen steht das Paket. Er betrachtet es ungläubig. „Für mich“, denkt er, „kann ja wohl nicht angehen!“
    Wer sollte ihm was schenken, sozusagen im Ernst! Der Onkel beschert ihm doch erst morgen. Er hält immer eine salbungsvolle Rede und gibt ihm dreißig Mark. Das ist jedes Weihnachten dasselbe.
    „Fips“, ruft die Mutter, „was ist denn?“
    Er ermannt sich und bringt das Paket in den Flur.
    „Das soll angeblich für mich sein“, sagt er, „verstehst du das?“
    Auch die Mutter ist erstaunt.
    „Für dich, na, da bin ich aber neugierig. Mach’ es schnell auf.“ Sie bringen das Paket auf das Sofa ins Wohnzimmer. Fips reißt ungeduldig am Bindfaden und nimmt schließlich das Taschenmesser. Eine zu nette Erfindung, so ein Bindfaden! Vor allen Dingen, wenn man ungeduldig ist. Endlich entfernt er die letzte Umhüllung. Eine wundervolle, große Hohner kommt zum Vorschein. Silkes Akkordeon. Mit zitternden Händen greift Fips in das Paket und hebt das schöne Instrument heraus. Obenauf liegt eine Karte.

Silkes Weihnachtswunsch war, ihrem Kameraden Fips ihr Akkordeon schenken zu dürfen, damit er ein großer Musiker werden kann. Möge dieses Instrument Dich Deinem Ziel näher bringen, das wünscht Dir
Dein Gerhard Braun.

Freust du Dich?
Silke.

    Fips sinkt auf das Sofa; mit beiden Armen umklammert er das Akkordeon. Seine Stirn neigt sich gegen das Perlmuttgehäuse und die Tränen laufen ihm über die Wangen. In dem stillen und bescheidenen Zimmer der armen Schneiderin ist auf leisen Sohlen das Glück eingekehrt und hat den sonst so schlagfertigen Fips gänzlich überrumpelt. Als er jedoch merkt, daß die Tränen auf das schöne Gehäuse tropfen, holt er hastig sein Taschentuch hervor und wischt sorgsam darüber, damit es nur keinen Fleck geben kann. Er fährt sich mit der Hand über die Wangen und greift fast andächtig nach den Riemen. Jetzt, da er Besitzer eines so kostbaren Instrumentes geworden ist, ist die Welt für ihn mit einem Schlag verwandelt. Jeden Tag wird er es von nun an in die Hand nehmen können und spielen, solange er Lust hat. Heiteres und Trauriges, wie ihm grad zu Mute ist. Er zieht die Register und nun klingt es auf - Stille Nacht, Heilige Nacht.
    Wie wundervoll es klingt, die Tone schwingen warm und voll, wie eine Orgel. Fips spielt und spielt. Seine Mutter sitzt mit gefalteten Händen und lauscht ihrem Jungen, dem Gott ein so schönes Talent geschenkt hat. Möge ihm doch recht viel Glück daraus erwachsen!
    So bittet die Mutter.
    So ist dieses Weihnachtsfest auch für Fips und seine Mutter zu einem ganz besonderen Fest geworden.

    Langsam rückt das Osterfest näher. Ein sehr ereignisreiches Jahr liegt
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