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Nur weil ich dein Chef bin

Nur weil ich dein Chef bin

Titel: Nur weil ich dein Chef bin
Autoren: Roxanne St. Claire
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hielt den größten Teil dieses Kuchens in den Händen. Sicher hatte Dad seine damalige Entscheidung, ihn zum Vorsitzenden zu machen, nicht bereut. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
    Aber dennoch gefiel ihm die Stimmung nicht, die von dem jungen Anwalt ausging. Offenbar genauso wenig wie seiner Mutter, ihrem sorgenvollen Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Bonita Garrison strich sich nervös eine rabenschwarze Haarsträhne aus der Stirn, die sie zwar nicht wirklich störte, ihr aber Gelegenheit gab, etwas mit ihren zittrigen Händen anzufangen.
    Vielleicht hätte sie doch besser einen Schluck trinken sollen. Wahrscheinlich hätten sie das alle tun sollen, wenn auch nur, um den tiefen Schmerz über den Verlust des geliebten Vaters zu betäuben. Eine Liebe, dachte Parker missmutig, die leider nicht auch automatisch für unsere Mutter gilt. Bonita war schon immer eine eher kühle und abweisende Frau gewesen.
    Adam kam als Letzter. Er betrat den Raum auf seine gewohnt ruhige und distanzierte Art, das lange dunkle Haar mit einer Hand lässig nach hinten streichend. Ein Besuch beim Friseur wäre dringend nötig gewesen, um ernster genommen und nicht nur als Besitzer eines Nachtklubs angesehen zu werden – selbst wenn das „Estate“ einer der beliebtesten Klubs von Miami Beach war. Adam war der jüngste der Garrison-Männer, nur die Zwillinge kamen in der Geburtenfolge nach ihm.
    Der Anwalt stand auf, was Parker aus seinen Gedanken riss. Die Geschwister und er würden mit jedem Problem fertig werden, da war er sicher. Und gerade er, der Älteste, war mehr als irgendjemand sonst in der Lage, die Probleme der Firma zu meistern, die zur Zeit weder Investoren noch Geschäftspartner glücklich machten.
    Er würde schon eine Lösung finden, wenn er nur weiterhin die meisten Firmenanteile besaß! Parker wandte sich Brandon zu und hatte die Selbstsicherheit eines Mannes wiedergewonnen, der das Wesentliche im Auge behielt. Dieses Talent hatte ihn an die Spitze der Geschäftswelt gebracht, und es würde ihm auch weiterhin helfen.
    Der Anwalt begann mit monotoner Stimme das Testament vorzulesen. Stephen warf Parker einen ungeduldigen Blick zu, und der antwortete mit einem schiefen Lächeln. Brittany krakelte auf ihrem Notizblock herum und brachte Parker in Versuchung, ihr unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein zu geben. Brooke und Adam beobachteten den Anwalt gespannt, und Bonita seufzte leise, während die Besitztümer genauso verteilt wurden, wie sie es alle erwartet hatten.
    Plötzlich hielt Brandon inne. Er holte tief Luft und sah Bonita mitleidig an, bevor er den Blick direkt auf Parker lenkte.
    „Der nächste Abschnitt handelt von den Aktien der Muttergesellschaft, der ‚Garrison Incorporated‘. Mr. Garrison hat entschieden, dass sie unter seinen sechs Kindern aufzuteilen sind.“
    Parker zuckte zusammen. Brittany blinzelte. Stephen beugte sich vor und brachte ein leises „Was?“ hervor.
    Hatte er „sechs“ gesagt? Der Mann arbeitete zu viel.
    „Wir sind fünf, Brandon“, verbesserte Parker ihn mit einem leichten Lächeln. „Wie Sie sicher sehen können.“
    Brandon antwortete nur mit einem langen, ernsten Blick. Einem seiner jungen Mitarbeiter entfuhr ein nervöses Lachen, das er hastig in ein Husten zu verwandeln suchte.
    „Fünf sind es in diesem Raum“, sagte Brandon langsam. „Sechs insgesamt.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde sagte niemand etwas, zu groß war der Schock. Parker starrte den Anwalt finster an, während er versuchte, die Worte zu verarbeiten.
    Dann herrschte Chaos. Stephen brüllte: „Das ist lächerlich!“, Brittany stieß einen empörten Schrei aus, und Brooke erhob sich halb, um eine Erklärung zu verlangen. Ihre Mutter atmete so schwer, dass es wie ein Stöhnen klang. Nur Adam blieb ruhig, auch wenn seine Miene völlige Ungläubigkeit ausdrückte.
    Der Anwalt hob eine Hand, wurde aber ignoriert. Der Lärmpegel stieg gefährlich an, Fassungslosigkeit und Wut machten sich breit.
    „Aufhören!“, rief Parker schließlich und schlug mit einer Hand auf den Tisch. „Lasst ihn zu Ende reden.“
    Wie meistens, brachte auch jetzt ein einziger Befehl des Ältesten die Geschwister zur Räson. Als wieder Stille herrschte, sagte er ruhig: „Wie Sie sich denken können, verlangen wir eine Erklärung, Brandon.“
    Der Anwalt nickte und las weiter aus dem Dokument vor. „Die Aktien der ‚Garrison Incorporated‘ werden unter meinen sechs Kindern aufgeteilt, und zwar wie
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