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Nur in deinen Armen: Roman

Nur in deinen Armen: Roman

Titel: Nur in deinen Armen: Roman
Autoren: Stephanie Laurens
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Garten. Der Anblick weckte eine längst vergessene Erinnerung. Vor dem Tor blieb er stehen, dann überlegte er, woran ihn der Garten erinnerte.
    Es war der Garten von Martha.
    Martha war Horatios verstorbene Frau, sie war der Mittelpunkt gewesen, um den sich der ganze Haushalt im Lake Distrikt gedreht hatte. Martha hatte die Gartenarbeit geliebt, bei jedem Wetter war sie bemüht gewesen, einen herrlichen Anblick zu schaffen - genau wie diesen hier. Lucifer betrachtete die Pflanzen. Der Garten war jenem Garten ähnlich, den Horatio und Martha im Lake Distrikt gehabt hatten. Doch Martha war schon seit drei Jahren tot.
    Abgesehen von seiner Mutter und seinen Tanten hatte sich Lucifer enger zu Martha hingezogen gefühlt als zu jeder anderen Frau ihres Alters - sie hatte in seinem Leben einen ganz besonderen Platz eingenommen. Oft hatte er ihren Ratschlägen gelauscht, sich den Worten seiner Mutter hingegen immer taub gestellt. Martha war nicht mit ihm verwandt - es war ihm leichter gefallen, sich von ihren Lippen die Wahrheit anzuhören. Marthas Tod hatte seine Begeisterung, Horatio zu besuchen, ein wenig gedämpft. Zu viele Erinnerungen stiegen dabei wieder auf, das Gefühl ihres gemeinsamen Verlustes war heftig.
    Es war eigenartig, jetzt hier Marthas Garten zu sehen, es war beinahe so, als hätte jemand die Hand auf seinen Arm gelegt, und doch war niemand hier. Er runzelte die Stirn - beinahe konnte er Marthas flüsternde Stimme hören.
    Heftig wandte er sich ab und trat durch das Tor. Die Haustür stand halb offen, er stieß sie noch weiter auf. Der Flur war leer.
    »Hallo! Ist hier jemand?«
    Keine Antwort. Er hörte nur das Summen der Insekten von draußen. Er trat über die Schwelle und blieb dann stehen. Es war kühl im Haus und still … als warte alles. Die tiefe Falte auf seiner Stirn wurde noch tiefer, dann ging er weiter, dabei machten seine Stiefel auf dem schwarz-weiß gefliesten Boden ein lautes Geräusch. Er wandte sich gleich zur ersten Tür auf der rechten Seite. Sie stand offen, und er stieß sie noch weiter auf.
    Er roch das Blut, noch ehe er durch die Tür trat. Nach Waterloo trogen ihn seine Sinne nicht mehr. Die Haare in seinem Nacken sträubten sich, seine Schritte wurden langsamer.
    Hinter ihm strahlte die Sonne hell und warm - doch die Kälte im Haus schien immer stärker zu werden. Sie zog ihn an.
    Auf der Schwelle blieb er stehen, sein Blick fiel auf den Körper, der nur wenige Schritte von der Tür entfernt lag.
    Ihm wurde ganz kalt. Nur einen kurzen Augenblick zögerte er, dann zwang er sich dazu, den Blick auf das alte, von Falten gezeichnete Gesicht zu richten, auf das schüttere weiße Haar, das von einer Kappe mit einer Troddel bedeckt war. In einem langen weißen Nachthemd, mit einem gestrickten Tuch um die Schultern, das ihm auf den Rücken gerutscht war, sah der tote Mann, dessen einer Arm ausgestreckt lag und dessen nackte Füße zur Tür hin lagen, aus, als würde er schlafen, hier in seinem Wohnzimmer, umgeben von all seinen antiken Büchern.
    Aber er schlief nicht - er war auch nicht nur zusammengebrochen. Blut rann aus einem kleinen Schnitt an seiner linken Seite, gleich unter seinem Herzen.
    Lucifer zog scharf den Atem ein. » Horatio !«
    Er fiel auf die Knie und suchte nach dem Puls am Handgelenk und am Hals, doch er fand ihn nicht. Als er die Hand auf Horatios Brust legte, fühlte er noch einen Anflug von Wärme, ein wenig Farbe lag noch auf den Wangen des alten Mannes. In Lucifers Kopf wirbelten die Gedanken.
    Horatio war umgebracht worden - vor wenigen Minuten erst.
    Er fühlte sich benommen, abwesend, ein Teil seines Verstandes arbeitete noch, katalogisierte alle Tatsachen, er war ganz der erfahrene Kavallerieoffizier, der er früher einmal gewesen war.
    Der einzige tödliche Stoß war ein Stoß nach aufwärts gewesen, direkt ins Herz - wie eine Wunde von einem Bajonett. Sie hatte nicht sehr stark geblutet … eigenartig wenig Blut war geflossen. Mit gerunzelter Stirn sah er noch einmal nach. Unter dem Körper entdeckte er mehr Blut. Horatio war später auf den Rücken gerollt worden - ursprünglich war er mit dem Gesicht nach unten zu Boden gefallen. Lucifer sah etwas Goldenes unter dem Umhang aufblitzen, mit zitternden Fingern suchte er danach - und zog einen langen, schmalen Brieföffner hervor.
    Seine Finger schlossen sich um den geschnitzten Griff. Er suchte in der unmittelbaren Umgebung nach Anzeichen eines Kampfes. Der Teppich war nicht verschoben, der Tisch, der
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