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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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wollte, doch sie hatte vor Aufregung das Werkzeug vergessen.
    Noch vor Tagen sagte sie: »Man soll ihn uns geben, dann erhält er seine gerechte Strafe!«
    Will sie sie heute vollstrecken? Keiner der Beamten will dieses Ehepaar durchsuchen, sie sehen nur unentwegt auf die mitgebrachte Tasche von Sylwias Mutter. Doch jeder kann erkennen, daß in dieser kleinen Handtasche nur ein Revolver versteckt sein könnte, und das traut man ihr wiederum nicht zu.
    Auch ihr Mann läßt unter seinem großen schwarzem Hut keinerlei Regung erkennen, man merkt, ihn stört das Blitzlichtgewitter der Fotografen, das nicht enden will. Alle Fotografen und Kameraleute sind darauf bedacht, sich und ihre Kamera so zu platzieren, daß man das Ehepaar R. vor der Linse hat. Offensichtlich ist das Gericht bereit, die Verhandlung zu eröffnen, denn die Protokollführerin hat bereits Platz genommen. Ein Blick auf den Gang verrät, wie aufgeregt die Beamten sind, die Leszek in den Saal führen müssen. Nun sind alle Kameras und Fotoapparate auf die Tür gerichtet, durch die jeden Moment Leszek Pekalski zur Urteilsverkündung vor-262

    geführt werden wird. Maßloses Gedränge in den Zuhörerreihen und man kann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Der Staatsanwalt betritt den Raum und begrüßt das Ehepaar R., bevor er seinen Platz einnimmt. Auch die beiden Anwälte Leszeks sind auf ihren Plätzen und ihr Blick ist nur auf die Eltern Sylwias gerichtet.
    Einer der Verteidiger atmet tief durch und man kann seine Gefühle erkennen; Mitleid mit diesen beiden Menschen. Das durch die Scheinwerfer erzeugte grelle Licht richtet sich auf die Eingangstür des Saales und alles wartet auf den Auftritt des »Hauptdarstellers«, eines Stars, dem eigentlich nicht die geringste Aufmerksamkeit in seiner dunklen Zellen-Gruft gebühren sollte.
    Zwei Beamte betreten den Saal, doch Leszek ist nicht dabei.
    Die Tür wird geschlossen und die beiden Polizisten nehmen Aufstellung neben der Familie R.. Jeder im Saal weiß, was das zu bedeuten hat.
    Man hat Angst, Leszek Pekalski könnte etwas geschehen, obwohl es ihm doch jeder im Saal wünschen würde, der Rache dieser Frau ausgeliefert zu sein. Plötzlich erscheint Leszek Pekalski, er lächelt in die Kameras, als ginge es darum, vor einem begeistert klatschenden Publikum einen bedeutenden Preis in Empfang zu nehmen. Er kann durch das gleißende Licht nichts erkennen und hält seine Hand vor die Augen.
    Vielleicht zwei Meter vor den Eltern Sylwias erkennt er sie, er zieht an den Fesseln und will den Raum wieder verlassen.
    Doch die drei Beamten zerren Leszek an dem Paar vorbei.
    Sichtlich erleichtert nimmt er auf der Anklagebank Platz, flankiert von den Beamten. Nicht nur Leszek läßt Frau R. nicht aus den Augen, auch die Polizisten bleiben aufmerksam.
    Ängstlich blickt sich Leszek im Zuhörerraum um, vermutlich um zu sehen, ob noch weitere Angehörige von Opfern anwesend sind. Der Staatsanwalt lächelt, er genießt offenbar die Angst Leszeks. Die beiden Anwälte des Angeklagten habennur einen Blick auf die Tür, aus der das hohe Gericht nun hoffentlich bald eintreten wird.
    Dies geschieht um 11 Uhr 23 und der Saal gleicht sofort einem Hexenkessel, die Reporter treten vor bis zum Richter-tisch. Jede Kamera ist nur auf einen Mann gerichtet, den Vorsitzenden des Gerichts, der nun das Urteil verkünden soll.
    Alle im Saal sind aufgestanden, wie es die Würde des Gerichts verlangt, nur eine Frau bleibt sitzen: Sylwias Mutter.
    Demonstrativ mißachtet sie die Würde des Gerichtes, als ahne sie den Ausgang des Prozesses.
    »Ich verkünde das Urteil gegen Leszek Pekalski. Der Angeklagte wird verurteilt zu: 25 Jahren Haft für den Mord an Sylwia R., jedoch wird der Angeklagte vor seinem Haftantritt in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Erst nach der Entlassung kann der Angeklagte seine Haftstrafe antreten.
    Weiterhin werden dem Angeklagten auf die Dauer von zehn Jahren die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Der Angeklagte hat weiterhin die Gerichtskosten in Höhe von 7.000 Zloty zu zahlen. Bitte setzen Sie sich, ich verlese nun die Urteilsbegründung.«

    Leszek Pekalski setzt sich und wer ihn beobachtet, kann feststellen, wie ungerührt er dieses Urteil hinnimmt. Die Worte des Richters scheinen ihn nicht zu interessieren. Er beginnt an den Fingernägeln zu kauen und läßt den Richterspruch völlig apathisch über sich ergehen. Ob er zufrieden mit diesem Urteil ist oder nicht, man kann keine Regung an ihm
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