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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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Geständnisse und nicht auf Beweise, die so leicht zu beschaffen gewesen wären.

    Eineinhalb Jahre schickt man Leszek Pekalski von einer psychiatrischen Anstalt zur anderen. Verwirrt von allen fremden Einwirkungen und anderen Patienten gesteht er erneut und widerruft zugleich.
    Jedes Polizeirevier in Polen suchte nach einem Mord, den man diesem Angeklagten unterjubeln könnte, nur um die Aufklärungsrate in die Höhe zu schrauben. Längst war ein Opfer gefunden, um sich selbst von der Unfähigkeit reinzuwaschen. Ein Schuldiger war gefunden für alles, was in Polen an Morden verübt wurde, aber einen Beweis hat man nicht gesucht, nur Geständnisse. Im Falle Iwona R. gesteht der Angeklagte in einer Rekonstruktion mit dem Herrn Staatsanwalt, daß er die junge Frau getötet und ihr eine Uhr abge-nommen hat, die er verschenkt habe. Der Herr Staatsanwalt erkundigt sich nach der Farbe der Uhr, dem Zifferblatt, aber nach der Zeugin, die bestätigen könnte; daß sie die Uhr erhalten hat, wird nie gefragt oder ermittelt. Leszek gesteht in diesem Falle, das Opfer mit dem Handtaschengurt ermordet zu haben und demonstriert es auch noch vor der Staatsanwaltschaft und der Polizei, aber ein gerichtsmedizinisches Gutachten, daß das Opfer mit diesem Gurt wirklich getötet wurde, wurde nicht eingeholt, obwohl das Beweisstück vorhanden war. Es wäre eine Leichtigkeit gewesen, einen echten Beweis gegen Leszek Pekalski zu bekommen, doch man verzichtete darauf, es genügte ja das Geständnis.
    Was wäre denn gewesen, wenn einer der Gutachter Leszek Pekalski für unzurechnungsfähig erklärt hätte?
    Hat man dabei, als man den Angeklagten von einem Psychiater zum anderen geschickt hat, nie daran gedacht?
    Die Staatsanwaltschaft hätte es dann schriftlich gehabt, daß all diese Geständnisse nichts wert sind.
    Und dabei fordert der Herr Staatsanwalt ,gnädigerweise’
    nicht das Todesurteil, sondern lebenslange Haft. Pekalskis Wille wurde gebrochen bei den zahlreichen Verhören, wie im 

    Falle Sylwia R.. Man hat ihn mit Handschellen und Knüppeln erschreckt. Zu diesem Zeitpunkt erkannte oder glaubte die Polizei, daß man aus ihm noch viel mehr herausquetschen könnte.

    Die Verteidiger plädieren für unschuldig – Urteil um Montag Ich fordere lebenslänglich!
    Ewa P. war ein junges Mädchen, das von der Hochzeit träumte und ein normales Leben führen wollte. Warum mußte ausgerechnet sie mit dem Hammer erschlagen werden?
    Malgosia K., heute wäre sie 19 Jahre alt. Damals biß sie sich vor Schmerzen und Angst die Finger ab … Oder die sechs Monate alte Marta M., was hatte dieses Kind verbrochen? – so fragte gestern im Slupsker Wojewodschaftsgericht der Ankläger Mieczyslaw Buksa, der für Leszek Pekalski lebenslänglich forderte.

    Gestern, an einem weiteren Tag des Prozesses gegen Leszek Pekalski, der aufgrund von 17 Morden, zweier Vergewaltigungen und einer Kindesentführung angeklagt ist, schloß der Vorsitzende des Richterkollegiums, Richter Andrzej Cyganek, das Gerichtsverfahren ab. Danach trat der Staatsanwalt Mieczyslaw Buksa auf, der in einer vierstündigen Anklagerede die Beweise für die Verbrechen analysierte, wozu er auch 80  Zeugenaussagen nutzte.
    Vor der leidenschaftlichen Abschlußpassage, in der er an das jüngste Opfer des Angeklagten erinnerte, wandte sich der Staatsanwalt an das Gericht: – Unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten beantrage ich eine lebenslängliche Isolation, oder besser gesagt, lebenslänglichen Freiheitsentzug, aber nicht die Todesstrafe … Nach der Rede begründete M. Buksa den Journalisten seine Forderung. Alle diese Verbrechen verdienen die Todesstrafe, aber als Staatsanwalt muß ich die organischen Hirnschäden des Angeklagten berücksichtigen.
    Von der Rede des Staatsanwaltes war Pekalski sichtlich gelangweilt, er gähnte, wackelte hin und her, kratzte sich, verzog lächelnd die Mundwinkel und popelte in der Nase. Seine Verteidiger, Ryszard Cynalewski und Andrzej Sut, kündigten an, daß sie sich in ihren heutigen Reden an das Gericht wenden und für unschuldig plädieren wollen. Der Urteilsspruch erfolgt höchstwahrscheinlich am Montag.

    Aus den Archiven rutschte eine Lawine von ungeklärten Fällen auf Leszek Pekalski zu. Doch außergewöhnlich ist, daß er 80 Morde insgesamt gestanden hat. Er hat sie gestanden, ja, aber man hat nicht einmal einen handfesten Beweis seiner Geständnisse. Es gibt keine objektiven Beweise auch nur für eine einzige Tat.«

    Der Verteidiger
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