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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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versucht, dem Gericht Punkt für Punkt der Anklageschrift zu widerlegen und das Fehlen von ausreichen-den Beweismitteln klarzumachen.
    »Unabhängig, ob Leszek die Taten begangen hat oder nicht, es gibt keine Beweise. Dieser Prozeß ist ein Indizienprozeß, und die Beweismittel der Staatsanwaltschaft greifen nicht.
    Alles kann in der Phantasie Leszeks erblüht sein. Die Beweise, die die Staatsanwaltschaft vorlegt, lehnen sich an das geistig kranke Gehirn dieses Leszek Pekalski an. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben versagt, waren nicht imstande, die Ermittlungen so zu führen, daß klare Beweise auf dem Tisch liegen würden. Und da diese nicht vorliegen, beantrage ich für den Angeklagten: Freispruch!«
    Es ist still geworden in dem großen Saal.
    »Freispruch« hallt es in den Köpfen aller wider, die die Ausführungen des Verteidigers verfolgt haben.
    »Freispruch« für diesen Menschen, für diesen gelangweilt blickenden Mann, der sich seine abartigen Wünsche hemmungslos erfüllt hat.
    Zeuge für Zeuge zitiert der Rechtsanwalt und nach seinen Ausführungen ist kein einziger dabei, der Leszek Pekalski belasten konnte. Selbst die Aussage der Freundin Sylwias, Janina, stellt er als sehr unglaubwürdig hin. Sie stehe unter dem enormen Druck der Bevölkerung, ihres Vaters und des Gerichtes und daher glaube er nicht an die Ausführungen dieser Zeugin. Aussagen wie: »Das traue ich ihm schon zu!«
    würden eben nicht für die Verurteilung zu lebenslänglich oder gar zur Todesstrafe reichen.
    Wieder einmal lächelt Leszek die Zuhörer an, als er aus dem Saal geführt wird. Nach einer Pause von zwanzig Minuten soll Leszek Pekalski Gelegenheit bekommen, noch einmal zu dem Gericht zu sprechen, bevor das Urteil verkündet wird.
    »Angeklagter, stehen Sie auf. Sie haben das letzte Wort. Sie haben den Staatsanwalt gehört, haben verstanden, welche 260

    Strafe er für Sie beantragt hat. Haben Sie noch etwas zu sagen?« sagt der Vorsitzende Richter. Leszek erhebt sich und gibt sich sehr bescheiden. Mit ruhiger Stimme fordert er: »Ich will freigesprochen werden, obwohl ich davor Angst habe.
    Wenn mich das Gericht inhaftieren will, dann bitte ich Sie, mich in eine sichere Anstalt zu verlegen, da ich nicht weiß, wie die Familien der Opfer reagieren werden. Ich habe große Angst, daß man mir etwas antun wird, und ich will nicht sterben.«
    Der Richter unterbricht: »Was stellen Sie sich unter einer sicheren Haft vor?«
    »Weit weg von meinem Wohnort, bitte weit weg!« Mit diesen Worten Leszeks ist dieser Verhandlungstag beendet und das Gericht gibt die Urteilsverkündung für Montag, den 9. Dezember 1996, bekannt.

Das Urteil
    Endlich ist das Warten auf diesen Tag, den 9. Dezember 1996, vorbei. Bereits Stunden vor Prozeßbeginn sind die Gänge vor dem Saal 114 überfüllt. Zahllose Fernsehanstalten, ein Heer von Journalisten, drängen sich um die besten Plätze und einige Zuhörerplätze werden von der Polizei freigehalten.
    Plötzliches Raunen im Gang, als sich ein Ehepaar durch die fragenden Reporter drängt. Hand in Hand kommen Sylwia R.s Mutter und Vater den Gang entlang. Beide blicken wie versteinert und nehmen nicht wahr, was um sie geschieht. Ein Polizeibeamter nimmt die Mutter an der Hand und begleitet beide in den Saal. In der ersten Reihe der Zuhörerplätze, die mit Zetteln reserviert sind, haben es sich längst Presseleute und Fotografen bequem gemacht, doch als sie das Ehepaar R.
    sehen, werden sofort zwei Plätze geräumt. Alle reden auf die beiden ein, doch ihr Blick gilt nur der Bank, auf der Leszek Pekalski Platz nehmen wird. Welche Gefühle muß diese Frau in sich tragen, wie wird sie damit fertig werden, in wenigen Minuten dem Mann gegenüberzustehen, der ihrer Tochter und damit auch ihr so unsagbares Leid zugefügt hat? Sie, die derbe Bauersfrau, die ihr Leben lang schwer arbeiten mußte, was ihre Hände beweisen. Nun sitzt sie da und hofft auf eine gerechte Strafe für all das, was man ihrer Tochter angetan hat. Kein Außenstehender weiß, welche Strafe sie für ausreichend halten würde, um zu sühnen, was ihr Kind erleiden mußte. Die Todesstrafe – vielleicht, aber sie wäre keine Strafe für ihn, weil sie ihn nicht lange genug leiden läßt, oder lebenslänglich hinter Gittern? Niemand vermag, in das Herz dieser Frau zu sehen.
    Aufgeregt sehen sich die Polizeibeamten im Saale um und ihr Blick gilt nur dieser Frau. Man weiß, daß sie Leszek Pekalski schon einmal mit einer Hacke erschlagen
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