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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Ihr Hausarzt fragte Cecylia, wer denn der stolze Papa sei – sie sei schwanger. »Auch das noch«, seufzte die Mutter. »Was kommt denn noch alles auf uns zu?«
    Verzweifelt suchte sie einen Ausweg. Die Schuld gab sie sich selbst, denn wäre sie, wie an jedem anderen Sonntag, mit 15
    zur Kirche gegangen, wäre das sicher nicht passiert.
    Der Gedanke, Jozef anzuzeigen, wurde schnell verworfen –
    welches vernünftige Mädchen hätte sich mit einem
    verheirateten Mann, sei es auch nur auf einen Spaziergang, eingelassen, wo doch jeder im Dorfe weiß, daß dieser
    verheiratete Trottel hinter jedem Rock her ist. Seit ihn ein Blitzschlag vom Traktor geschleudert hat, nehmen ihn die Menschen hier sowieso nicht mehr ernst.
    »Du darfst diesen Kerl nie wiedersehen, nie mehr! Und das Kind wird er auch nicht zu Gesicht bekommen«, schwor die Mutter ihre Tochter ein. »Nie mehr. Eher bringe ich ihn um, diesen Saukerl«, wiederholte sie immer wieder. Der einzige Mensch, dem sich die beiden Frauen anvertrauten, war der Pfarrer. Doch der hatte nichts Eiligeres zu tun, als die ganze Angelegenheit in der nächsten Predigt breitzutreten. Er nannte zwar keine Namen, doch jeder wußte, wer mit dem »sündigen Weib« gemeint war. Von nun an verließ Cecylia nicht mehr das Haus und beide Frauen sonderten sich völlig ab.

    Die Geburt des »kleinen Jungen«
    Niemand sieht, wie Cecylia ihren immer umfangreicheren Leib traktiert, immer wieder schlägt sie auf ihn ein, als wolle sie ihn wegprügeln. Eines Tages stürzt sie eine Treppe herunter. Ihre Mutter ist sicher, daß dies kein Unfall ist, kann ihre Tochter aber, wie sie später sagt, ihr geliebtes Mädchen, verstehen. Und Cecylias Haß auf das ungeborene Leben wird immer stärker.
    Unendliche Wut begleitet den fülliger werdenden Leib, der das vorzeitige, unwiderrufliche Ende ihrer Jugend bedeutet. Nur die Mutter gibt ihr noch Trost in dieser schweren Zeit. Aber in ihren Gedanken, in ihrem Herzen, kann dieser jungen Frau niemand helfen. Sie ist mit sich und ihren Sorgen allein. Nichts kann sie gegen das kleine Leben tun, das sie immer deutlicher 16
    spürt und das Liebe und Geborgenheit bei ihr suchen wird.
    Schweißgebadet, die Schmerzen der Wehen nicht wahr-
    nehmend, liegt sie zu Hause in ihrem Bett und will nur eines: endlich das ungewollte Leben in ihrem Körper loswerden.
    Angstvoll verfolgt die Hebamme den Verlauf der bevor-
    stehenden Geburt. Ihr fällt vor allem der riesige Leibesumfang der Schwangeren auf. Während der ganzen Schwangerschaft kann jedoch kein Arzt ein Problem für das angekündigte Ereignis feststellen. Man führt die riesige Leibesfülle der werdenden Mutter auf die rundliche Figur, die sie schon vorher hatte, zurück.
    »Ich kann das nicht mehr verantworten. Sie müssen sofort in ein Krankenhaus, bei der Geburt kann es Probleme geben. Ich hole einen Krankenwagen«, mit diesen Worten läßt die
    Hebamme die beiden Frauen zurück und eilt zum Nachbarhaus, um zu telefonieren.
    »Probleme? Was für Probleme?« will Cecylias Mutter von der Hebamme wissen, doch die läßt sich bei ihrer Rückkehr auf kein Gespräch ein.
    »Der Krankenwagen kommt gleich«, teilt sie den ratlosen Frauen mit und hilft der Schwangeren dabei, sich anzukleiden.
    Wenige Minuten später liegt Cecylia auf einer Bahre und wird in die nahegelegene Klinik gefahren. Neben ihr auf einem Notsitz begleitet sie die Mutter und hält ihr die Hand. Der Wagen hat kaum angehalten, da springt der Beifahrer heraus, öffnet die hintere Türe und schiebt die fahrbare Trage in den Kreißsaal. Ein Arzt wartet bereits und nimmt die Schwangere in Empfang.
    Nach einer kurzen Untersuchung steht für ihn fest: »Sie können sich freuen: Ihre Zwillinge kommen!«
    »Zwillinge?« fragt die Mutter entsetzt. »Das kann doch nicht wahr sein. Herr Doktor!« Die Mutter wankt.
    »Doch, das können Sie mir schon glauben …«. er legt die Stirn in Falten. »Wußten Sie das gar nicht?«

    17

    Die Frauen geben keine Antwort. Cecylia schreit, und er sagt: »Nur keine Angst, das kriegen wir schon in den Griff.
    Wir hatten schon viele Zwillinge!«
    In sehr kurzen Abständen gebärt Cecylia einen Jungen und ein Mädchen. Als man sie ihr an die Brust legen will, schreit sie ihre Mutter an: »Bring sie weg von mir, ich will sie nicht sehen. Niemals!«
    Eisige Stille herrscht im Kreißsaal. Niemals will Cecylia ihre Kinder an ihr Herz drücken. Nie sollen sie die Wärme ihres Körpers
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