Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade
Autoren: Jaques Buval
Vom Netzwerk:
noch einmal verspüren. Endlose Leere umgibt sie bei dem Gedanken an ihr zukünftiges Leben. Die Gefühle in ihr scheinen abgestorben. Die kleinen Lebewesen sind schon jetzt allein auf dieser Welt, in eine Welt geboren, in der es keine Wärme und Geborgenheit für sie geben soll. Ihre Tochter nennt Cecylia Joanna, ihren Sohn Leszek.
    »Ewiger Fluch sei über euch«, ist ihr eiskalter Kommentar, den sie fordernd wie einen Wunsch ausspricht, als der Pfarrer die kleinen Lebewesen in der Kirche tauft, und er erschrickt.

    18
    Dreizehn Jahre sind seither vergangen. Für Leszek Pekalski.
    den Sohn von Cecylia. Jahre eines einzigen Martyriums, einer unbeschreiblichen Qual. Nie ist es ihm in all den Jahren gelungen. Zuneigung von der Mutter, von seiner Oma oder den Mitmenschen zu erhalten. Verzweiflung zeichnet sein Gesicht.
    Die ständige Verachtung, die man ihm entgegenbringt, prägt sein junges Leben.
    Er wird nie vergessen, was man ihm angetan hat, als er vier Jahre alt war. Er spielte mit dem Schürhaken, stocherte in den glühenden Kohlen im Ofen herum. Dabei fielen einige
    Aschereste auf den Fliesenboden. Als seine Oma dies sah.
    nahm sie die kleine Kinderhand und preßte sie auf die heiße Ofenplatte. Vor Schmerzen schrie der kleine Junge, doch niemanden interessierte das. Seine Hand wurde nicht verbunden.
    Trotzdem schmiegte er sich angstvoll an die Schürze der Frau, suchte Schutz und Trost – und wurde so heftig weggestoßen, daß er zu Boden fiel. Auf die Hände, die übersät mit Brand-wunden waren. Er konnte nicht verstehen, warum man ihm dies angetan hat. Als seine Mutter abends endlich nach Hause kam, glaubte er, wenigstens bei ihr Trost zu finden. Doch als sie erfuhr, daß Kohle auf den Boden gefallen ist, griff sie nach ihm und preßte seine kleinen Hände noch einmal auf die heiße Ofenplatte. Das Kind schrie, schrie, schrie – und niemand war da, der ihm half.
    Selbst nach vielen Tagen hat das Kind noch große
    Brandblasen an den Handinnenflächen, die man auch später nicht verband; nicht einmal dann, als die Wunden aufplatzten und das offene Fleisch abermals starke Schmerzen bereitete.
    Das sollte nicht die einzige Grausamkeit bleiben, die ihm von seiner Mutter und seiner Großmutter zugefügt wurde. Bei jeder Gelegenheit, bei der Leszek Anlaß zur Beschwerde gab, wurde er nicht nur gerügt, sondern verprügelt. Der Körper des kleinen Jungen war immer wieder mit Striemen und blauen Flecken übersät.

    19

    Auszug aus dem von Leszek Pekalski selbst niedergeschriebenen Geständnis:
    Deshalb reiste ich in Polen herum, weil ich gern verreiste und mir etwas ansah. Als ich in Kalowice arbeitete, bin ich einmal zu meiner Mutter und zur Oma gefahren, um sie zu Neujahr zu besuchen. Als ich zur Mutter und zur Oma kam, haben sie mich zurück nach Slask (Schlesien) gejagt, weil sie mich loswerden wollten.

    Cecylia, die junge Mutter wider Willen, wußte nicht mehr ein noch aus. Sie wollte das Zwillingspaar nicht mehr sehen und so beschloß sie, die beiden Kinder in ein Heim zu stecken.
    Schließlich wurden die Kinder aber zurückgebracht. Cecylia hatte in der Zwischenzeit zwei weitere Kinder von einem anderen Mann. Darum brachte sie Leszek und Joanna zur Großmutter. Doch die alte Frau war mit den beiden
    überfordert. Voll Bitterkeit und Entbehrungen begann das Leben der Zwillinge bei der Großmutter.
    Seine Schulzeit verbrachte Leszek, als seltsamer Vogel verschrien, in den verschiedensten Heimen und Sonderschulen.
    Die Grundschule mußte er bereits nach der ersten Klasse wieder verlassen. Umhergestoßen, immer allein, von den Kindern gehänselt, verachtet, verspottet und verhöhnt – das war seine Kindheit. Ein Leben voller Prügel und Schläge.
    Selbst die Mitschüler der unteren Klassen begegneten ihm mit unerbittlicher Härte.
    Die Ferien zu Hause waren ein einziger Alptraum. Leszek konnte einfach nicht den blinden Haß und die Wut verstehen, die ihm entgegengebracht wurden, die endlosen Erniedrigung-20
    en, die er erdulden mußte. In all den Jahren schien er den Fluch ertragen zu müssen, den die eigene Mutter gegen ihn
    ausgesprochen hatte.
    Als 22jähriger Mann erzählt er einmal: »Ich wollte Oma und Mutter besuchen, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen.
    Sie haben mich weggejagt, sie wollten mich loswerden.«

    Leszeks Schwester: »Es war nicht lustig …«
    Als erwachsene Frau mit 31 Jahren erzählt Leszeks Schwester über ihre Jugend:
    »Es war nicht lustig, unser Leben, wir hatten nichts,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher