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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Augenblick noch kaum jemand, dass er sich hinter dem Überraschungsredner verbarg. Wie also, fragte er sich, hat diese kleine Rothaarige mit den italienischen Schuhen und den Mitternachtsaugen es herausgefunden? Er überholte einen Lastwagen. „Wer?“
    „Hunter Brown. Der Romanschriftsteller.“
    Wieder überkam ihn der Impuls. „Ist er gut?“
    Überrascht drehte sich Lee zu ihm und musterte sein Profil.Es war eindeutig leichter, ihn anzusehen, wenn diese Augen nicht auf sie gerichtet waren. „Sie haben nie etwas von ihm gelesen?“
    „Sollte ich?“
    „Ich denke, das hängt davon ab, ob Sie es mögen, bei Festtagsbeleuchtung und verriegelten Türen zu lesen. Er schreibt Horrorgeschichten.“
    Wenn sie genauer hingesehen hätte, wäre ihr der Funke Humor in seinem Blick nicht entgangen. „Geister und Vampirzähne?“
    „Nicht ganz“, entgegnete sie nach kurzem Überlegen. „Nichtso einfach. Wenn es etwas gibt, wovor sie sich fürchten, er packt es in Worte und lässt Sie ihn zum Teufel wünschen.“
    Hocherfreut lachte Hunter. „Sie mögen es also, in Schrecken versetzt zu werden?“
    „Nein“, antwortete Lee unmissverständlich.
    „Warum lesen Sie ihn dann?“
    „Das habe ich mich selbst gefragt, als ich um drei Uhr früh eines seiner Bücher ausgelesen hatte. Es ist einfach unwiderstehlich. Ich denke, er muss ein sehr merkwürdiger Mensch sein“, murmelte sie halb zu sich selbst.
    Nach einer scharfen Kurve fuhr er vor dem Hotel, nach dem sie ihn eingangs kurz gefragt hatte, vor, mehr an dieser Frau interessiert, als er beabsichtigt hatte. „Aber besteht Schreiben nicht nur aus Wörtern und Einbildungskraft?“
    „Und Schweiß und Blut“, fügte sie hinzu und zuckte die Schultern. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es sehr angenehm ist, mit einer Einbildungskraft wie der von Brown zu leben. Ich wüsste gern, wie er darüber empfindet.“
    Amüsiert sprang Hunter aus dem Jeep, um ihr Gepäck zu holen. „Sie werden ihn fragen.“
    „Ja.“ Lee stieg aus. „Das werde ich.“
    Einen Augenblick lang standen sie schweigend auf dem Bürgersteig. Er betrachtete sie mit so etwas wie mildem Interesse. Doch sie spürte, da war mehr – etwas, das sie einen Hotelfahrer nach zehnminütiger Bekanntschaft nicht empfinden lassen sollte. Zum zweiten Mal wollte sie sich unruhig bewegen und zwang sich wieder zum Stillstehen. Ohne ein weiteres Wort wandte sich Hunter ab und ging mit ihrem Gepäck ins Hotel.
    Sie beobachtete ihn, als er zur Anmeldung ging. Von ihm ging die Aura kühler Zuversicht aus und eine gewisse Arroganz. Warum fuhr ein Mann wie dieser für ein Hotel hin und her, ohne es zu etwas zu bringen? Doch das sollte schließlich nicht ihre Sorge sein. Sie hatte sich um Wichtigeres zu kümmern.
    „Lenore Radcliffe“, sagte sie dem Portier.
    „Ja, Miss Radcliffe.“ Er schob ihr ein Anmeldeformular hin und reichte ihr dann den Schlüssel. Bevor sie danach greifen konnte, hatte Hunter ihn schon genommen. Erst jetzt bemerkte sie den merkwürdigen Ring an seinem Finger, aus vier schmalen umeinander gewundenen Gold- und Silberbändern.
    „Ich bringe Sie hin“, sagte er ganz einfach und durchquerte die Eingangshalle, wobei sie dicht hinter ihm blieb. Vor einer Zimmertür blieb er stehen, schloss auf und bat sie mit einer Handbewegung hinein.
    Der Raum war auf Gartenebene mit eigener Veranda, was sie erfreut bemerkte. Während sie sich umsah, schaltete Hunter unbekümmert den Fernseher ein, ging die verschiedenen Programme durch und überprüfte dann die Klimaanlage. „Rufen Sie den Portier, wenn Sie noch etwas brauchen“, riet er ihr und schob ihren Kleidersack in den Schrank.
    „Ja.“ Lee kramte in ihrem Portemonnaie und holte fünf Dollar hervor. „Danke.“ Sie hielt ihm das Geld hin.
    Ihre Blicke trafen sich, und wieder bewirkte es bei ihr den lähmenden Schock wie zuvor auf dem Flughafen. Ganz tief in ihr rührte sich etwas. Dann lächelte er, so reizend, dass sie darüber die Sprache verlor.
    „Danke, Miss Radcliffe.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, steckte Hunter die fünf Dollar ein und schlenderte hinaus.

2. KAPITEL
    W enn Schriftsteller häufig als kurios eingestuft werden, so war eine Schriftstellertagung, wie Lee entdeckte, ein ganzes Kuriositätenkabinett. Ruhig, organisiert oder langweilig war hier nun wirklich nichts.
    Wie alle anderen der rund zweihundert Teilnehmer stand sie morgens um acht in einer der zwölf Reihen zur Anmeldung. Vom Lachen und Rufen und den
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