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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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schadete es auch nichts, wenn sie in das eine oder andere Seminar ging. Vielleicht konnte sie ein paar Tipps aufschnappen. Und, was noch wichtiger ist, sagte sie sich, als sie aufstand, vielleicht kann ich diese Fahrt noch in einen Artikel über interessante Aspekte einer Tagung von Schriftstellern umsetzen: wer eine solche Tagung besuchte, warum er sie besuchte, was diese Leute machten, worauf sie hofften. Ja, es könnte etwas ganz Interessantes dabei herauskommen. Die Arbeit kam schließlich immer zuerst.
    Eine Stunde später schlenderte sie in die Cafeteria – etwas begeisterter, als sie nach ihrem ersten Seminar sein wollte. Sie würde eine kurze Pause machen, die Notizen, die sie gemacht hatteordnen, dann zurückgehen, um sicher zu sein, dass sie den besten Platz für Hunter Browns Vorlesung bekam.
    Hunter sah von seiner Zeitung auf, als sie die Cafeteria betrat. Lee Radcliffe, dachte er und fand sie weitaus interessanter als die lokalen Nachrichten, die er gerade überflog. Die Unterhaltung mit ihr gestern hatte ihm Spaß gemacht, obwohl Unterhaltungen ihn meistens langweilten. Sie hatte irgendeine Qualität – eine ihr eigene Freimütigkeit, von Blasiertheit übertüncht –, die sein Interesse weckte. Als Schriftsteller, der glaubte, die Charaktere machten das Wesentliche jeden Buches aus, suchte Hunter immer nach dem Einmaligen und Individuellen. Sein Instinkt verriet ihm, Lee Radcliffe war ganz deutlich ein Individuum.
    Unbemerkt beobachtete er sie. Sie sah sich gedankenverloren im Raum um. Ihr Kostüm war sehr einfach, verriet aber Stil und Geschmack, sowohl was die Farbe als auch den Schnitt anging. Sie war eine Frau, die das Einfache tragen konnte, weil sie Stil besaß. Wenn er sich nicht sehr irrte, war sie in Reichtum hineingeboren worden. Es gab immer einen feinen Unterschied zwischen denen, die an Geld gewöhnt waren, und denen, die Jahre damit verbracht hatten, es zu verdienen.
    Woher kam also die Nervosität?
    Hunter zündete sich eine Zigarette an und beobachtete sie weiter, da er wusste, es gab keinen schnelleren Weg, die Aufmerksamkeit von jemandem auf sich zu lenken.
    Lee, die mehr an die Geschichte dachte, die sie schreiben wollte, als an den Kaffee, wegen dem sie gekommen war, spürte ein merkwürdiges Prickeln über ihren Rücken rieseln. Sie drehte sich um und erkannte Hunter, der sie anstarrte.
    Es sind seine Augen, dachte sie, wobei sie im ersten Augenblick nicht an ihn als Mann dachte oder als Hotelfahrer vom gestrigen Tag. Seine Augen zogen einen magnetisch an, bis man gefangen war, bis jedes Geheimnis in einem kein Geheimnis mehr war. Es war beängstigend. Es war unwiderstehlich.
    Verblüfft, dass sich ein solch überdrehter Gedanke in ihren praktischen logischen Verstand geschlichen hatte, trat Lee auf ihn zu. Er ist einfach nur ein Mann, sagte sie sich, ein Mann, der wie viele andere für seinen Lebensunterhalt arbeitet. Es gab ganz sicher nichts, was beängstigend war.
    „Miss Radcliffe.“ Er lächelte nicht, während er sie eindringlich musterte und eine Handbewegung zum Stuhl ihm gegenüber machte. „Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?“
    Normalerweise hätte sie abgelehnt, wenn auch höflich. Aber jetzt, aus einem unfassbaren Grund fühlte sie sich, als hätte sie ihm und sich etwas zu beweisen. „Danke.“ Kaum saß sie, war auch schon eine Bedienung da und goss ihr Kaffee ein.
    „Macht Ihnen die Tagung Spaß?“
    „Ja.“ Lee goss sich Kaffeesahne ein und rührte und rührte, bis sich mitten in der Tasse ein kleiner Wirbel bildete. „So unorganisiert wie alles zu sein scheint, gab es doch erstaunlich viele Informationen bei dem Seminar, das ich eben besucht habe.“
    Ein Lächeln bewegte seine Lippen, so schwach, dass es kaum da zu sein schien. „Sie ziehen das Organisierte vor?“
    „Es ist produktiver.“ Auch wenn er etwas formeller gekleidet war als gestern, waren seine Hose und das am Hals offene Hemd lässig. Sie fragte sich, warum er keine Uniform tragen musste. Aber, auch wenn man ihn in eins dieser schicken weißen Jacketts stecken würde mit ordentlicher Krawatte, so würden seine Augen den erwünschten Effekt einfach wieder aufheben.
    „Eine Menge faszinierender Dinge können aus dem Chaos heraus entstehen, meinen Sie nicht?“
    „Vielleicht.“ Stirnrunzelnd sah sie hinunter auf den Wirbel in ihrem Kaffee. Warum fühlte sie sich, als zöge er sie an sich heran? Und warum, dachte sie mit plötzlich aufblitzender Ungeduld, sitze ich hier überhaupt
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