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Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen
Autoren: Mari Mancusi
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sachlichem Tonfall, obwohl ich sehen kann, dass sie unsere Blicke meidet. »Ihr werdet euch ein Zimmer teilen müssen, solange er hier ist.«
    Oh nein. Nie und nimmer.
    Darum werden wir uns noch kümmern müssen.

2
    Ich kann nicht glauben, dass heute schon der erste Schultag ist. Es kommt mir so vor, als sei der Sommer einfach an uns vorbeigeflogen.
    Klar, technisch gesehen muss ich nicht länger zur Schule gehen. Schließlich bin ich ein unsterblicher Vampir. Ein Teil des Blutzirkels. Ich könnte mich einfach auf eine Samtcouch werfen und aus einem
    Kristallkelch Blutcocktails nippen. Aber andererseits, wenn ich Tausende von Jahren leben werde, schätze ich, kann ich genauso gut einige davon darauf ver—
    wenden, die Highschool abzuschließen. Mir eine
    Ausbildung zu verschaffen. Schließlich sind mir
    etliche untote Schulabbrecher begegnet und sie sind bei Dinnerpartys schrecklich langweilig.
    Und dann wäre da noch etwas: Wenn ich weiter bei
    Mom und Sunny leben will, muss ich weiter so tun,
    als sei ich ein ganz normaler Teenager.
    Während ich durch die Flure der Oakridge High gehe, bekleidet mit einem Lolitakleid aus schwarzer Spitze, Netzstrümpfen und Plateaustiefeln, und meine Beetlejuice -Lunchbox schwinge, frage ich mich trotzdem, ob dies wirklich eine so gute Idee war. Ich meine, es ist so offensichtlich, dass ich nicht zu den Übrigen hier passe, diesen herrschsüchtigen Zicken und tumben Sportskanonen. Ich beobachte sie, als sei ich eine Fliege an der Wand, während sie einander aufgeregt begrüßen, wie ihresgleichen es eben am
    ersten Schultag tut. Die Trendsklaven mit ihren grell bunten, quer gestreiften Shirts, Gürteln und Leggins im Stil der Achtziger, der gerade angesagt ist. Die Retro-Grunger-Girls in ihren sackförmigen Kleidern, die sie über weit ausgestellten Hosen tragen. Die Kinder aus gutem Haus in Boot-Cut-Jeans mit Polo—
    hemd. Jeder trägt den eigenen Stil, der seiner Clique gefällt. Vielleicht würde es an einer größeren Schule mehr Leute geben, die so aussehen wie ich. Aber nicht hier. Die Oakridge High nervt.
    Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde. Ich bin, wer ich bin. Und ich brauche nicht dreitausend MySpace-Friends, um mir meine Existenz auf diesem
    Planeten bestätigen zu lassen.
    »Ooh, seht mal! Da kommt Freak Girl!«
    Eins brauche ich allerdings doch - meine Ruhe.
    Ich drehe mich um, um festzustellen, welcher
    Oakridge-Klon versucht, sich seine eigene traurige Existenz zu erleichtern, indem er sich über mich lustig macht. Mein Blick fällt auf eine Horde von Cheerleadern, die mich von der anderen Seite des Flurs anstarren. Natürlich.
    Von allen Losern auf der Oakridge High sind die
    Cheerleader mit Sicherheit die schlimmsten. Mit
    ihrem widerlich süßen, falschen Lächeln, ihren
    raschelnden Röcken und ihrem federnden, sonnenge—
    küssten (sprich von ihrem natürlichen Straßenköter-blond durch Strähnchen aufgehellten) blonden Haar denken die Cheerleader, sie seien Gottes Geschenk an die Highschools. Sie erwarten Huldigung von Jungen und Mädchen und sogar von Lehrern. Und sie bekommen sie. Und wenn man kein Interesse daran hat, auf die Knie zu fallen, um ihre perfekt gemeißelten Ärsche zu küssen, könnte man genauso gut aussätzig sein. Die Cheerleader garantieren einem für den Rest des Jahres den Status des gesellschaftlich Ausgestoßenen.
    »Hey, Freak Girl!«, ruft eine andere. Für mich sehen sie alle gleich aus. »Ich dachte, Vampire könnten tagsüber nicht draußen herumlaufen.«
    Ich verdrehe die Augen. Natürlich hat sie keine
    Ahnung, dass ich tatsächlich ein Vampir BIN. Sie ist zu ihrer scharfsinnigen Vermutung nur aufgrund der Tatsache gelangt, dass ich kein Fitzelchen Rosa am Leib trage.
    »Natürlich können wir das«, gebe ich zurück. »Wie
    sonst sollten wir unsere Zähne in saftige Jungfrauen wie dich bohren - oh, warte! Tut mir leid, ich muss da an jemand anderen gedacht haben. Jemand, der nicht das ganze Fußballteam gebumst hat.« Die Augen des Mädchens werden schmal. »Pass auf, was du sagst,
    Freak Girl.« Yup, und damit hat sie auch schon ihre ganze Schlagfertigkeit gezeigt. Ohne es im Übrigen abzustreiten, wie mir auffällt.
    »Ach ja?« Ich grinse frech und schlendere mit
    meinem selbstbewusstesten Gang auf ihre Gang zu.
    »Und warum?«
    »Weil ich dir, wenn du es nicht tust, einen Tritt in deinen dreckigen Vampirhintern geben werde.«
    Ich stoße ein übertrieben lautes Lachen aus. Ich muss sie wissen lassen, dass ich
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