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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica!
Autoren: Berte Bratt
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ich mich, daß ich an kurze Werbetexte dachte. Es müßte ja eigentlich Spaß machen, es zu versuchen. Aber es käme sehr darauf an, wofür! Ob für Margarine oder Seife, Strumpfhosen oder Motorräder!
    Als die Kinder im Bett lagen – mit Barry als unbestechlichem Wächter zwischen den Betten –, ging ich mit Asbjörn und Bernadette runter ins „Atelier“, das neben meinem Zimmer lag. Da blieb ich erstaunt stehen. Nicht wegen der großen Filmkamera, der Scheinwerfer, der unzähligen filmtechnischen Apparate, sondern wegen des großen Tisches am Ende des Zimmers. Da war die reinste Puppenlandschaft aufgebaut: eine Landstraße mit winzigen Bäumen und an der Straße eine klitzekleine Tankstelle. Vor dieser Tankstelle stand ein Spielzeugauto, an der Zapfsäule eine niedliche Puppe in einem eleganten Overall.
    „Was in aller Welt…“, fing ich an.
    „Motorenöl“, sagte Asbjörn. „Schlicht und ergreifend, Motorenöl. Zehn Folgen. Jedesmal kommt ein anderes Kraftfahrzeug hier angebraust, jedesmal erscheint der Tankwart dienstbeflissen und wechselt das Öl, jedesmal ist er in Großaufnahme zu sehen und sagt die entscheidenden Worte über dieses einmalig gute, reine und wirtschaftliche Öl. Nun passen Sie auf! Bernadette, heute ist der Motorroller dran, wo hast du ihn?“
    Aus einem Schrank holte Bernadette einen kleinen Spielzeugroller mit zwei lustigen Puppen drauf. Ein langhaariger Jüngling in Lederjacke und Sturzhelm, auf dem Beifahrersitz ein Mädchen, das sich mit beiden Armen an ihn klammerte.
    Es wurden Scheinwerfer angemacht, Asbjörn ging zur Kamera.
    „Fang an auf Punkt 2“, sagte er. Und jetzt sah ich, daß die ganze Länge des Tisches mit numerierten Punkten ausgezeichnet war.
    Bernadette stellte den Roller auf Punkt 2, Asbjörn machte drei Einzelaufnahmen, Bernadette ließ den Roller ein kaum merkbares Stück weiterrollen, und ihr Mann knipste wieder. So ging es, Millimeter um Millimeter weiter, bis der Roller vor der Tankstelle stand.
    „Nun die Arme des Klammeraffen lockern“, befahl Asbjörn.
    Wieder Millimeterarbeit. Ich weiß nicht, wie viele Einstellungen Bernadette machte, wievielmal Asbjörn seine drei Einzelaufnahmen knipste, bis die Beifahrerin geradesaß und der Jüngling abgestiegen war.
    „Du aller heiligster Bimbam!“ rief ich. „Solch eine Arbeit!“
    „Tja“, sagte Asbjörn. „Was wir bis jetzt fertig haben, wird etwa zwei Sekunden füllen.“
    „Was?“
    „Ja, sehen Sie, Geduld muß man haben. So, wir machen jetzt fünf Minuten Pause, dann kommt der Tankwart. Wenn ich bloß wüßte, wie wir ihn nennen sollen! Nun ja, mit dem Text habe ich ja nichts zu tun – leider, oder Gott sei Dank, wie man es nimmt.“
    Das Wort Tankwart erinnerte mich an eine Sachsengeschichte, die Falko zu erzählen pflegte.
    Ein Mann aus Dresden kommt zum Standesamt und teilt die Geburt seines Sohnes mit. Das Kind soll Dankward heißen. „Dankward?“ wiederholt der Beamte. „Das ist doch geen Name, das ist ein Beruf.“
    Plötzlich sprang ich auf. „Ich hab’s! Ich hab’s! Nennt ihn Dankward! Und nach jeder Ölfüllung, wenn der Tankwart in Großaufnahme erscheint, sagt eine Stimme: ,Und was sagt heut Dankward, der Tankwart?; Und dann kommen die Goldkörnchen über das saubere Öl, das wirtschaftliche Öl, das überall verwendbare Öl und so weiter!“
    „Mensch!“ rief Asbjörn Grather begeistert. „Das ist eine Idee! Ich werde sie sofort dem Kunden vorlegen, das heißt, morgen früh! Das ist doch etwas, was die Leute sich merken werden - Dankward, der Tankwart! Jessica, Sie sind doch ein Genie!“
    „So!“ kam Bernadettes Stimme. „Nun habe ich doch nicht scharf genug aufgepaßt. Dies habe ich kommen sehen!“
    Was sie kommen gesehen hatte, war die herzhafte Umarmung, die Asbjörn mir jetzt zukommen ließ!
    Nachdem die Arbeit geschafft war, saßen wir oben im Wohnzimmer bei einem Obstsalat, den wir, das heißt die Grathers, ehrlich verdient hatten.
    „Welche anderen neun Fahrzeuge sollen nun zu Dankward kommen?“ fragte ich.
    „Mal sehen – wir haben den schönen großen Pkw, dann den Kleinstwagen, den Fernfahrer und den Roller – dann einen Lieferwagen, einen Trecker, einen Möbelwagen, ein Motorrad und einen Lastwagen. Das wären neun – ja tatsächlich, da fehlt noch einer. Was wollen wir uns da einfallen lassen?“
    „Ich hätte eine Idee“, sagte ich. „Wenn Sie nun einen Wagen mit vier maskierten Banditen besetzten, die den armen Dankward mit Maschinenpistolen
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