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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica!
Autoren: Berte Bratt
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brauche ich Ruhe. Wissen Sie, die Werbefilme sind eigentlich gar nicht mein Beruf. Aber komischerweise haben wir ein paar Kunden, die meine Art mögen. Und zwischendurch muß ich also einen machen – was ich ohne die Hilfe meiner klugen Frau nicht schaffen würde.“
    „Sind es Zeichenfilme, oder…“
    „Aber nein, ich kann keinen Strich zeichnen, meine Frau auch nicht, auf dem Gebiet sind wir total unbegabt!“
    „Ich schließe mich an“, versicherte ich lachend. „Ich bin überzeugt, daß Marcus besser zeichnet als ich.“
    „Wir zeigen es dir nachher, Jessica“, versprach Bernadette. „Es ist nämlich ganz lustig, was wir da machen. Zuerst muß ich aber – o Himmel, ich muß ja das Geburtstagspaket für Mutti packen! Asbjörn, du mußt so lieb sein, vor achtzehn Uhr zur Post zu fahren! Hast du schon das Kärtchen geschrieben? Und du, Elaine, wie ist es mit…“
    „Längst fertig!“ teilte Elaine stolz mit. „Ich hole es gleich.“
    Elaine brachte zwei gehäkelte Topflappen und einen Anhängezettel: „Für meine liebe Omi von Lillepus.“
    „Aha!“ sagte ich. „Es ist also die Omi, die dich Lillepus nennen darf!“
    „Ich habe nur eine Omi“, erklärte Elaine. „Vati hat keine Eltern. Und Grandmere in Wallis ist Muttis Omi.“
    „Aha, so ist es.“
    „Aber das Geburtstagsverschen schaffe ich nicht“, erklärte Elaine mutlos. „Kannst du mir nicht helfen, Vati?“
    „Elaine, du weißt doch, daß dein Vater im Versedichten total unbegabt ist! Und ich bin es auch!“
    „Jessica, kannst du mir dann helfen?“ kam es flehentlich von Elaine.
    „Vielleicht – wenn deine Omi Deutsch versteht.“
    „O ja, soviel versteht sie schon. Kannst du wirklich, Jessica? Kannst du dichten?“
    Ich mußte lachen. „Dichten ist zuviel gesagt. Aber ich bin immer diejenige gewesen, die Geburtstagsverschen für die ganze Familie machen mußte. Also, was willst du nun Omi sagen?“
    „Daß – daß ich sie liebhabe- und daß ich ihr alles Gute wünsche- und daß Barry und Anton sie grüßen.“
    „Dann werden wir mal sehen. Du mußt mir aber ein Stündchen Zeit geben, Elaine, vielleicht reime ich etwas zusammen.“
    Das tat ich auch.
    Als wir nach einem kleinen Nachmittagsschläfchen am Kaffeetisch saßen, konnte ich Elaine folgendes literarische Meisterwerk vorlegen:
     
    „Die besten Wünsche heut gen Norden schweben,
    die herzlichsten Gedanken zu Dir gehn.
    Das liebe Omilein soll lange leben,
    so wünschen Anton, Barry und Elaine.“
     
    Elaine schrie auf vor Freude, Bernadette und Asbjörn lächelten. Dann wandte Asbjörn sich plötzlich an mich: „Sagen Sie, Jessica, haben Sie jemals Werbeslogans gemacht?“
    „Sie meinen, so ein paar Worte, die die Leute dazu bringen sollen, X-Waschpulver oder Y-Unterwäsche zu kaufen? Nein, niemals. Aber ich habe mich oft über die Verschen geärgert, die man uns in den Werbesendungen vorsetzt. Es gibt Waren, die ich nie kaufe, weil ich solche dämlichen Reklamen nicht mitbezahlen will!“
    „Das kann ich gut verstehen!“ Asbjörn nickte. Dann erzählte er mir, daß er und sein Chef verzweifelt nach einem guten Texter suchten. Nach jemandem, der einen kurzen, treffenden Satz formen kann oder gegebenenfalls einen kleinen Reim. „Wissen Sie, es gibt Leute, die unbedingt Verschen haben wollen. Die meinen wohl, daß ihre Unterhosen, der Likör oder die Dosenwürstchen poetischer wirken, wenn sie mit einem Gedicht angepriesen werden!“
    „Und jetzt glauben Sie, daß ich so etwas machen könnte?“
    „Ich glaube gar nicht, ich frage bloß. Ich träume immer davon, daß es mir selbst gelingen könnte, einen guten Texter zu finden, daß ich die Werbefilme hier in meinem eigenen kleinen Atelier vertonen und fix und fertig abliefern könnte. Aber es ist mir auch klar, daß ein Geburtstagsverschen keine Garantie dafür ist, daß man auch Werbetexte basteln kann!“
    „Bestimmt nicht! Und die einzige Berührung, die ich mit Werbung hatte, waren die sehr bescheidenen Anzeigen, die ich für meinen Vater verfaßte.“
    „Nun ja. Fragen kann man ja immer“, meinte Asbjörn Grather und trank den letzten Schluck Kaffee. „Dann her mit deinem Paket, du mein Sklaventreiber, ich eile zur Post – alles für die Schwiegermutter!“
    Ich saß in dem netten Fremdenzimmer, das jetzt für einige Zeit mein Zuhause sein sollte, und schrieb Falko ein paar Worte. Ich mußte ihm die neuesten Ereignisse erzählen.
    Dann kam ich endlich dazu, den Babyanzug zu waschen. Dabei ertappte
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