Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
Vom Netzwerk:
nicht mal eine Minute. Eigentlich nur so lange bis die ‚Para-Meds‘ die erforderlichen Kontrollmonitore an der dafür vorgesehenen Halterung über Fabians vorübergehendem ‚Bett‘ angeschlossen haben.
    Fabian, zwar bleichgesichtig aber hellwach, hebt gerade seine rechte Hand um seine kleine, liebste Stefanie mit einer eindeutigen Bewegung zu bitten, sich an seine rechte Seite zu begeben, damit er wenigstens, wenn auch nur für einen Moment ihre Hände in den seinen halten kann. Gerade in dem Moment, als das Kind sich ihm zuneigt, versucht er sich leicht aufzurichten.
    Nichtsahnend schauen die beiden anwesenden Ärzte zu, als Fabian versucht seinen Oberkörper anzuheben und dann, wie von einem derben Schlag getroffen, leblos vorneüber kippt und seine Gesichtsfarbe bläulich a nläuft.
    Auf der einen Seite des behelfsmäßigen OP-Tisches hat Dr. Eiche, auf der anderen sein Kollege Dr. Pfeiffer se inen Platz bezogen. Beide bemerken daher fast im gleichen Moment, dass sich Fabian Bauer durch den plötzlichen Versuch des Aufrichtens selbst unbewusst in eine Lungenembolie gestürzt hat, welche sich in Sekundenschnelle durch das Eintreten des Herzkammerflimmerns bemerkbar macht.
    Rücksicht ist in dieser Situation, in der Sekunden über Leben und Tod entscheidend sind, am falschen Platz und mit den heftigen Ruderbewegungen seiner beiden Arme stößt Fritz Eiche Tatjana und Stefanie wie zwei Spie lbälle zur Seite.
    Während der erst kurz zuvor angeschlossene Monitor vorhin durch eine gezackte Linie noch die Puls- und Blu tdruckwerte nach Beurteilung der beiden Ärzte als äußerst befriedigend übermittelt hat, ist jetzt nur noch ein langer gerader Strich sichtbar.
    Ruckartig reißt Fritz Eiche die warme Zudecke von Fabian, legt dessen Oberkörper frei und beginnt innerhalb weniger Sekunden mit den Wiederbelebungsversuchen.
    Mit sanfter Gewalt schiebt Dr. Pfeiffer Stefanie und ihre ‚Omi‘ Elisabeth aus dem Raum. Laut schluchzend und total innerlich aufgewühlt, hat Tatjana bereits das Krankenzimmer Augenblicke vorher verlassen. Ohne jegliche Überlegung und keines klaren Gedankens mehr fähig, rennt sie nur verhältnismäßig mit einer leichten Weste bekleidet, durch die nach draußen führende Esszimmertüre in die eisige Kälte.
    Obgleich die momentane Außentemperatur etwa um die -10°C zeigt, merkt sie nicht einmal, wie sie in Minutenschnelle vom heftigen Schneefall in kurzer Zeit total eingehüllt wird. Ihr gesamter Körper wird von einem unkontrollierbaren Schütteln überwältigt und Tränen laufen in kleinen Bächen über ihr sonst so ebenmäßiges und hübsches Gesicht. Nur ein einziger Gedanke hat sich in ihren Kopf eingenistet:
    ‚Lieber Gott, lass es nicht wahr sein. Bitte, bitte, lass es nicht wahr sein. Du allein weißt, wie ich an deine Güte und Großmütigkeit glaube und dich anbete. Nur ein einziges Mal in meinem bisherigen Leben habe ich mich unsagbar in einen anderen Menschen verliebt. Bitte, bitte lass es nicht wahr sein, bitte gib ihn Stefanie und mir zurück .‘
    Sie möchte laut aufschreien, doch kein einziger Laut kommt über ihre Lippen. Nur das hemmungslose und unkontrollierbare Schütteln ihres gesamten Körpers zeugt von ihrem unsagbaren Schmerz.
    Im Krankenzimmer kämpft Dr. Eiche und der Rest des Teams mit den Wiederbelebungsversuchen. Verzweifelt und mit zweimaligen jeweils hintereinander durchgeführten dreißig Pumpversuchen mit gleichfalls zweimaliger Beatmung, versucht er das Herz Fabians wieder zum Schlagen zu bringen. Dann wendet er den Defibrillator mit 200 Joule Spannung an. Nichts geschieht. Auf dem Monitor ist nur eine gerade Linie zu sehen. Doch noch gibt sich der erfahrene ehemalige Militärarzt nicht geschlagen. Wieder setzt er zu jeweils zweimal dreißig Pumpve rsuchen innerhalb einer Minute, inklusive zweimaliger Mund zu Mundbeatmung an. Wieder nichts, die gerade Linie auf dem Monitor zeigt keinerlei Veränderung an.
    Dr. Michael Pfeiffer steht mit den zwei Sanitätern am Kopfende der Krankenbahre. Als Fritz Eiche ihm jetzt e inen kurzen aber fragenden Blick zu wirft, ist ein leichtes Kopfschütteln seine einzige Antwort. Es ist vorbei, die Chancen sind vertan oder vielleicht waren sie auch einfach nie vorhanden.
    Dr. Fritz Eiche blickt für einen Moment umher, einen ratlosen und zugleich auch verständnislosen Eindruck e rweckend. Jedoch wirklich nur für einen Moment, bevor er in unbändiger Wut und von Verzweiflung gepackt, laut aufschreit:
    „Er ist mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher