Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
Vom Netzwerk:
Freund, mein bester Freund, Sensenmann du kriegst ihn nicht, noch lange nicht“.
    Er startet erneute Pumpversuche, diesmal für zwei Minuten, also jeweils zweimal dreißig mit zwei Beatmungen per Minute. Erneut schreit er:
    „Defibrillator auf 300 Joule setzen, alle zurücktreten.“
    Dann setzt er abermals mit beiden Händen die bügeleisenartigen Geräte auf Fabians Brust an, um in einem letzten Versuch dessen Herz wieder zum Schlagen zu bewegen. Wie gebannt schauen alle Anwesenden auf den seitwärts über dem OP-Bett hängenden Monitor.
    Doch jetzt ist es Dr. Pfeiffer, der schreit:
    „Ich bekomme einen schwachen Puls, Blutdruck 85 über 55 und steigend. Wir haben ihn, wir haben ihn.“
    Dr. Michael Pfeiffer und seine beiden Sanitäter schütteln sich die Hände, sie nehmen sich in die Arme, ihr Jubel ist grenzenlos. Alle drei freuen sich wie Kinder am Weihnachtstag über ihre Geschenke. Ihre Freude und Übe rschwänglichkeit ist überwältigend. Dr. Eiche hat es geschafft, Fabian Bauer wieder ins Leben zurückzurufen.
    Doch der hartgesottene ehemalige Militär- und Notarzt Dr. Fritz Eiche steht neben dem behelfsmäßigen OP-Tisch. Seine rechte Hand hat er in die offene linke Hand seines Freundes Fabian gelegt. Seine Augen sind g eschlossen und nur eine dicke Träne rollt langsam seine Wange hinunter.
    Tatjana verharrt noch immer wie total betäubt in der eisigen Winterkälte, als sie plötzlich spürt, wie zwei wa rme Kinderhände ihre linke Hand ergreifen und versuchen, sie mit kräftigen Zügen durch die jetzt offenstehende Esszimmertüre ins Haus zu ziehen.
    Gerade in dem Moment als sie sich bücken will, um die kleine Stefanie an sich zu drücken, beginnen ihre G edanken das zu verarbeiten, was sich in der letzten Stunde abgespielt hat. Der seelische Schmerz, der ihr fast den Verstand geraubt hat, wird urplötzlich vom körperlichen abgelöst, als sie beginnt, die eisige Kälte zu spüren.
    Dennoch möchte sie nicht mit der kleinen Stefanie in das Haus zurück, in dem, wie sie glaubt, der gesamte Schmerz sie wieder voll treffen wird. Doch das Kind lässt nicht locker. Erst als sie mit Tatjana an der Hand im Esszimmer steht und die zugeschobene Außentüre sie vor der eisigen Kälte bewahrt, wird sie auf das freudige Ereignis, welches aus dem Krankenzimmer an ihr Ohr dringt, aufmerksam. ‚Hat sie nun total ihre Sinne verl oren? Hört oder sieht sie eine Fata Morgana?‘
    Die Kleine schaut sie auf einmal wie verzaubert an, nimmt sie bei der Hand und bittet sie, ihr zu folgen. In Fab ians Krankenzimmer herrscht immer noch eine freudige Aufregung, die Tatjana momentan sichtlich nicht nachvollziehen kann. Doch dies ändert sich als Fritz Eiche jetzt mit strahlendem Gesicht auf sie und das Kind zuschreitet um, wie er sich ausdrückt, ihnen ein kleines Überraschungsgeschenk anzubieten:
    „So, ihr Beiden, Fabian oder besser gesagt Stefanie, dein Papa,  wird nun jeden Moment die Augen aufschlagen und um sein Aufwachen zu beschleunigen, darf jeder von euch beiden ihm einen, aber bitte nur ganz zarten ‚Überlebenskuss‘ auf die Stirne drücken.“
    Was sein Töchterlein bereits weiß, wird für Tatjana nun zur freudigen Wirklichkeit. Fabian lebt und die zwar nur hauchzarte Berührung seines Gesichtes durch Stefanie und Tatjana bringen ihn ohne Vorwarnung ins Bewusstsein zurück. Indem er augenblicklich noch total verwirrt, seine Augen aufschlägt, ist er sich vollkommen unbewusst, wo er sich befindet und was um ihn herum vor sich geht.
    Erst nach einigen wenigen vorsichtig formulierten Sätzen von seinem Freund Fritz Eiche huscht ein beruhige ndes Lächeln über sein Gesicht, bevor er seine Augen wieder schließt.
    Nach einigen Minuten der Entspannung für alle, bittet Dr. Pfeiffer die im Zimmer des Patienten Anwesenden, den Raum zu verlassen, um die weitere Behandlung Fabians mit seinem Kollegen Dr. Eiche unter sich zu b esprechen.
    Nach einer rund fünfzehn Minuten dauernden Besprechung steht der Beschluss der Ärzte in beiderseitigem Einvernehmen fest: Sie werden in den nächsten Minuten durch eine Unterkühlungsinjektion Fabian Bauer für die nächsten zwei Tage in ein künstliches Koma bringen. Damit wollen sie mit größtmöglicher Sicherheit ve rmeiden, dass irgendwelche neurologische Schäden nach seiner Wiedergenesung zurückbleiben werden.
    Etwa zwei Stunden später, Dr. Fritz Eiche hat inzwischen durch eine Injektion Fabian Bauer für die nächsten achtundvierzig Stunden ins Reich der Träume
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher