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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord?
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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behielt sie die Fassung.
    „Ich verstehe“, erwiderte sie. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie wirklich mich für diese Aufgabe wollen.“
    Kein Erklärungsversuch. Keine Entschuldigung. Sie ging einfach über die peinliche Situation und die Verlegenheit, die daraus hätte entstehen können, hinweg. Im Stillen klatschte er ihr Beifall.
    „Warum sollte ich nicht?“
    „Halten Sie sich nur die Folgen vor Augen“, antwortete sie. „Wenn ich in Ihrem Hause lebte, würde Harry sich das zunutze machen …“
    „Genau“, versetzte er sanft. „Sie wären ein naheliegender Grund für seine Besuche. Aufschlussreich für Alicia.“
    Sie sah ihn überrascht an. „Sie meinen …“
    „Sie kennenzulernen, zu erfahren, dass Sie für Ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen …“
    „… gäbe ihr einigen Stoff zum Nachdenken“, beendete sie den Satz.
    „Genau.“ Sie hatte umgehend begriffen, worum es ging. „Und sie könnte mir nicht mehr nachsagen, ich sei ein geldgieriger, gefühlloser Unmensch, denn wenn ich Ihnen diese Anstellung verschaffe, könnte sie das nur so deuten, dass ich Sie schätze und infolgedessen auch Ihren Bruder.“ Aber Alicia würde Daventry in einem anderen Licht sehen – als einen jungen Mann, der nicht die Mittel hatte, für den Unterhalt seiner Schwester zu sorgen.
    Miss Daventry schwieg. Sie dachte über sein Angebot nach. Andernfalls, so viel wusste er inzwischen von ihr, hätte sie es rundheraus abgelehnt. Sie hatte ihren eigenen Kopf und behielt es sich vor, ihn zu benutzen.
    „Ich glaube nicht, dass ich eine angemessene Gesellschafterin für eine Dame wie Lady Braybrook wäre“, erklärte sie schließlich.
    Hätte es sich bei der betreffenden Dame nicht um Serena gehandelt, wäre er ganz ihrer Meinung gewesen. So jedoch …
    „Sie würde Sie unterhaltsam finden. Sanftmut langweilt sie, und ich denke, wir sind uns einig, dass diese Eigenschaft nicht zu Ihren Tugenden zählt.“ Eine Untertreibung, milde gesprochen.
    Belustigt beobachtete er, wie sie errötete. „Seit einem Unfall vor ein paar Jahren kann sie nicht mehr laufen“, fuhr er fort. „Ich will eine intelligente Person als Gesellschafterin für sie. Zunächst hatte ich an jemand Älteren gedacht, aber ich glaube, sie wird Sie mögen. Außerdem sprachen Sie von einer Stelle als Gouvernante – verfügen Sie über Lehrerfahrung?“
    Sie nickte. „Ja.“
    „Ich habe noch eine jüngere Schwester und einen sechsjährigen Bruder. Die beiden bräuchten eine Erzieherin, jedenfalls den Sommer über.“
    Miss Daventry sah ihn skeptisch an. „Aber danach werden sie mehr Unterricht haben müssen, und ich kann nicht gleichzeitig zwei Aufgaben erfüllen.“
    Er tat den Einwand mit einem Schulterzucken ab. „Dann wird die neue Gouvernante da sein, und Sie müssten nur an deren freien Tagen einspringen oder wenn sie krank ist. Natürlich würde ich Sie entsprechend bezahlen. Sagen wir, hundert Pfund pro Jahr?“
    Obwohl er nicht eben damit rechnete, dass Miss Daventry in Jubel ausbrechen würde, ging er doch davon aus, dass sein Angebot sie überraschen würde. Normalerweise konnten Gouvernanten oder Gesellschafterinnen sich glücklich schätzen, wenn sie ein Viertel dieser Summe erhielten.
    Ihre vollen rosigen Lippen öffneten sich, und ihn durchzuckte ein Gefühl, von dem er inständig hoffte, dass es lediglich Genugtuung war …
    „Sie können nicht im Ernst daran denken, einer Gesellschafterin, die der Gouvernante zur Hand geht, eine solche Summe zu zahlen“, versetzte sie. „Das ist lachhaft.“
    Und ob er konnte, zum Teufel noch einmal! Er verbiss sich die Bemerkung und entschied sich für eisige Höflichkeit.
    „ Wie bitte, Madam?“
    „Es ist lachhaft“, wiederholte sie und presste die Lippen aufeinander.
    Lachhaft, in der Tat. Wie viel mehr wollte diese Hyäne denn noch?
    „Außerdem“, fuhr sie fort, „wäre es der regulären Gouvernante gegenüber ungerecht, zumal wenn sie älter ist und über mehr Erfahrung verfügt, mir einen derart astronomischen Lohn zu zahlen!“
    Verblüfft starrte er sie an. „Sie beklagen sich darüber, dass ich Ihnen zu viel anbiete?“
    „Was dachten Sie denn?“, fragte sie überrascht.
    Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Miss Daventry, gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, dass die meisten Menschen keinen Gedanken an diesen Aspekt verschwenden würden. Mein Angebot steht.“
    Sie verengte die Augen. „Fünfzig.“
    Julian verbiss sich ein Lachen. Großer Gott, hier
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