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Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Nur ein einziger Kuss, Mylord?

Titel: Nur ein einziger Kuss, Mylord?
Autoren: ELIZABETH ROLLS
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saß er und stritt sich mit der zukünftigen Gouvernante – nein, feilschte mit ihr wie ein Händler an der Getreidebörse – und versuchte sie zu überreden, einen höheren Betrag zu akzeptieren!
    „Miss Daventry, Ihre Skrupel in allen Ehren, aber Ihr Wert liegt für mich in weit mehr als der Gesellschaft, die Sie meiner Stiefmutter leisten, oder dem Wissen, das Sie meinen jüngeren Geschwistern vermitteln.“
    „Ich könnte scheitern“, betonte sie.
    „Einhundert pro Jahr“, beharrte er und kämpfte den Drang nieder, diese rechtschaffene, hässlich gekleidete Frau mit den beunruhigend rosigen Lippen und den ernst blickenden verschiedenfarbigen Augen auszulachen. „Und wenn das hilft – außer Ihnen und mir wird niemand erfahren, wie viel Sie verdienen. Ganz bestimmt nicht die andere Gouvernante.“
    „Nein, es hilft nicht“, gab sie umgehend zurück. „Es wäre immer noch ungerecht, ob die andere Gouvernante es wüsste oder nicht. Ich wüsste es.“
    Er biss die Zähne zusammen. Verwünschtes Frauenzimmer. Konnte sie ihr Gewissen nicht außer Acht lassen und seine Großzügigkeit akzeptieren? „Miss Daventry“, sagte er seufzend. „Gelegentlich spiele ich Karten. Oder ich wette. Wollen wir sagen fünfundzwanzig im Jahr als Gesellschafterin? Weitere fünfundzwanzig als Gouvernante. Und ich setze die restlichen fünfzig darauf, dass es Ihnen gelingt, meine Schwester davon abzubringen, Ihren Bruder zu heiraten.“
    Ihre Augen hinter der altmodischen Brille wurden schmal. „Gut. Unter einer Bedingung …“
    Er hätte es wissen müssen. „Die da wäre?“
    „Sollte ich, wenn Ihre Schwester heiratet, noch immer in Lady Braybrooks Diensten stehen, entfallen die zusätzlichen fünfzig Pfund. Und falls Miss Trentham meinen Bruder heiratet, erstatte ich Ihnen …“
    „Das werden Sie nicht tun, in Dreiteufelsnamen!“, entfuhr es ihm, und er mochte nicht glauben, dass er sich so hatte gehen lassen. Was war los mit ihm? In Gegenwart von Frauen fluchte er sonst nie . Aber irgendetwas an Miss Daventry ließ ihn offenbar die Nerven verlieren. Und was sie anbetraf – ihre unangreifbare Fassade war dahin. Vor Schreck stand ihr der Mund offen.
    „ Was haben Sie gesagt?“
    Ihre Stimme klang eisig. Aber ihre Augen … das war es. Ihre Augen brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Sie loderten förmlich vor Wut. Unter der gelassenen Oberfläche schien Miss Daventry eine ganz andere zu sein.
    „Eine Erstattung kommt nicht infrage, Miss Daventry“, korrigierte er sich hastig. „Denn dann wäre es keine Wette, nicht wahr?“
    Fasziniert beobachtete er, wie das hitzige Geschöpf, das er gerade erblickt hatte, unterdrückt und weggesperrt wurde. Die spröde Miss Daventry trat an seine Stelle. „Ich missbillige das Glücksspiel“, informierte sie ihn knapp. „Und Sie können nicht erwarten …“
    „Verdammt noch mal!“, explodierte er. „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mein großzügiges Angebot annehmen. Ich erwar te , dass Sie in drei Tagen, wenn ich nach Hereford zurückkehre, reisefertig sind und mich begleiten. Ich erwarte …“
    „Ich kann Sie unmöglich nach Hereford begleiten!“ Abermals flammte etwas von dem feurigen Temperament hinter der kühlen Fassade auf. „Ich bin vierundzwanzig, Lord Braybrook. Mein Ruf wäre ruiniert, wenn ich mit Ihnen allein reise.“
    „Sie wollen, dass ich eine Anstandsdame engagiere?“
    „Natürlich nicht“, erwiderte sie ungeduldig. „Ich nehme die Postkutsche und …“
    „Das werden Sie nicht tun, zum Teufel noch mal!“ Irgendwie schien ihm die Kontrolle über die Verhandlung entglitten zu sein.
    „Ich fahre mit der Postkutsche“, wiederholte sie störrisch.
    Julian biss die Zähne zusammen. „Miss Daventry“, stieß er hervor, „ich beginne zu verstehen, warum Sie sich ungeeignet erachten für die Position einer Gesellschafterin.“ Dass sie vollkommen im Recht war, trug nur zu seiner Verdrossenheit bei. Und erst recht ihr trotzig gerecktes Kinn, das ihm sagte, dass sie wusste, wie recht sie hatte, und dass sie wusste, dass er es wusste. An dieser Stelle setzte er dem Gedankengang entschlossen ein Ende.
    „Sie reisen mit mir“, beharrte er kurz angebunden.
    „Nicht ohne Anstandsperson!“
    „Also gut“, entgegnete er. „Würde es Ihnen ausreichen, wenn bei den Übernachtungen im Gasthaus eine Dienstmagd in Ihrem Zimmer schläft, oder muss ich eine Herzoginwitwe engagieren? Ich habe es nicht auf Ihre Tugend abgesehen, aber selbst wenn es so wäre
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