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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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Wirklichkeit zurück. »Es war so . . . echt«, flüsterte sie. »Ich stand da und konnte dir nicht helfen. Es war wie im Kino. Ich konnte nur zuschauen.«
    »Wahrscheinlich hast du kürzlich so einen Film gesehen und davon geträumt«, sagte Marina. »Aber das war nicht ich.«
    »Doch, ich –« Silke suchte in der Dunkelheit Marinas Gesicht mit ihren Augen. »Kannst du dich nicht in den Innendienst versetzen lassen? Wenigstens für eine Weile?«
    »Du bist jetzt furchtbar aufgeregt«, sagte Marina. »Lass uns erst mal ausschlafen. Es ist noch nicht mal Tag.«
    »Ich kann jetzt nicht schlafen.« Silke lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes zurück.
    Marina lehnte sich neben sie. »Was du erlebt hast, war sehr bedrohlich«, sagte sie. »Du solltest dich mit einem Polizeipsychologen darüber unterhalten. Die wissen, wie man damit umgeht. Ich denke, das Ganze war einfach zu viel für dich. Du hattest Angst um dich und um mich und überhaupt. Das kommt jetzt zurück. So etwas braucht seine Zeit, um es zu verarbeiten.«
    Silke fuhr mit einem Finger über Marinas nackte Schulter, immer tiefer, bis sie die Narbe erreicht hatte. »Das ist ziemlich nah am Herzen«, sagte sie.
    »Das sieht nur so aus. Es war nicht so schlimm.« Marina nahm Silkes Hand in ihre. »Das ist längst wieder verheilt, siehst du doch.«
    »Und wenn die Kugel dich ein paar Zentimeter tiefer getroffen hätte?« Silke legte ihre Wange an Marinas Brust. »Hier, wo dein Herz schlägt?«
    »Hat sie aber nicht«, sagte Marina.
    »Und beim nächsten Mal?« Silke lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag an ihrem Ohr. Eine Kugel konnte ihn von jetzt auf gleich stoppen und für immer zum Verstummen bringen.
    »Darüber mache ich mir keine Gedanken«, sagte Marina. »Wenn ich das täte, könnte ich meinen Beruf aufgeben.«
    »Das musst du ja nicht«, sagte Silke, »aber nach zwei Jahren, in denen du dich ständig in Gefahr begeben hast, ständig diesem Risiko ausgesetzt warst – kann das jetzt nicht mal jemand anders machen?«
    »Ich kann nicht am Schreibtisch arbeiten«, sagte Marina. Sie stand plötzlich auf. »Da werde ich verrückt.« Ihre dunkle Gestalt hob sich nur schemenhaft von der Wand ab. »Du kannst dir das wahrscheinlich nicht vorstellen, weil du jeden Tag am Schreibtisch sitzt, aber für mich ist das die Hölle.«
    Silke atmete tief durch. »Und für mich ist es die Hölle, mir vorzustellen, dass ich jeden Tag auf einen Anruf warte, mit dem man mir mitteilt, dass dir irgendetwas Schlimmes passiert ist. Dass ich jede Minute, die du auf der Straße bist, weiß, es könnte etwas passieren.«
    Marina kam zurück zu ihr ins Bett. »Deshalb ist die Zeit so wertvoll, die wir zusammen verbringen«, sagte sie leise.
    »Weil es jeden Augenblick zu Ende sein könnte?« Silke schloss die Augen. »Jeden Augenblick«, flüsterte sie noch einmal.
    »So ist es doch nicht«, sagte Marina. »Die letzten fünfzehn Jahre habe ich ja auch überlebt.«
    »Und überlebst du auch die nächsten fünfzehn?«, fragte Silke.
    »Dafür hat niemand eine Garantie«, meinte Marina. »Du kannst aus dem Haus gehen und von einem Laster überfahren werden.«
    »Ja, aber ich lebe nicht ständig mit dem Gedanken daran«, sagte Silke.
    »Cinderella . . .« Marina schob sich langsam über sie. »Denk nicht mehr daran. Es gibt viel schönere Dinge, an die wir denken können.« Sie küsste Silke vorsichtig forschend, fragend.
    »Sex nützt da auch nichts«, sagte Silke. »Das löst das Problem nicht.«
    »Es ist kein Problem.« Marina küsste sie weiter, glitt an ihrem Hals hinab, liebkoste mit den Lippen ihre Brüste. »Denk nicht mehr daran. Denk nur an das Jetzt, an die Gegenwart, an uns beide, jetzt, hier, in diesem Moment.« Ihre Lippen umschlossen Silkes Brustwarze und lockten sie hervor.
    Silke merkte, dass sie Marinas Liebkosungen nicht widerstehen konnte, so sehr sie es auch versuchte. Seufzend ergab sie sich in ihr Schicksal und versuchte sich auf Marinas Lippen zu konzentrieren, die immer tiefer wanderten.

36.
    » N a, ist sie da oder ist sie weg?«, begrüßte Yvonne Silke am nächsten Morgen am Telefon, kaum dass Silke bei der Arbeit angekommen war.
    »Sie ist zum Dienst gegangen«, antwortete Silke, »aber heute Abend kommt sie wieder.«
    »Aha.« Yvonne ließ ein bedeutungsvolles Schweigen folgen.
    »Seit wir uns heute Morgen getrennt haben, rast mein Herz wie verrückt«, sagte Silke. »Ich denke jede Sekunde, ihr passiert was. Heute Nacht hatte ich einen
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