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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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zärtlich. »Bis dann.«
    Als die Leitung rauschte, weil Marina aufgelegt hatte, murmelte Silke vor sich hin: »Nicht deshalb.« Marina dachte, sie sehnte sich nach ihr, wollte mit ihr schlafen. So war es ja auch. Aber was sie nicht aushielt, war etwas anderes. Die Angst.

37.
    A ls sie nach Hause kam, wartete Marina schon auf sie. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, lächelte sie Silke an, als die auf die Haustür zukam. »Ich habe es auch kaum mehr ausgehalten.« Sie zog Silke in ihre Arme und küsste sie heiß und innig.
    Silke versuchte den Kuss nicht auf sich wirken zu lassen, ließ sich zwar küssen, aber glitt dann sofort aus Marinas Armen und schloss auf.
    Marina runzelte die Stirn. »Was ist los? Habe ich was Falsches gesagt?«
    »Nein.« Silke ging vor ihr die Treppe hinauf.
    »Also hör mal . . .« Marina war sofort neben ihr. »Das ist ja wie eine kalte Dusche.«
    Silke blieb stehen. »Das sollte es nicht sein. Entschuldige.« Sie musterte sehnsuchtsvoll Marinas Gesicht. »Ich . . . ich bin nur –« Irritiert schüttelte sie den Kopf. »Lass uns erst mal raufgehen.«
    »Uh, das klingt aber gar nicht gut«, sagte Marina. »Heute Morgen war doch noch alles in Ordnung.«
    Mittlerweile waren sie bei Silkes Wohnung angekommen und gingen hinein. »Was man so Ordnung nennt«, sagte Silke. Sie drehte sich um und schaute Marina an.
    »Was ist zwischen heute Morgen und jetzt passiert?«, fragte Marina.
    »Nichts«, sagte Silke. »Nur habe ich den ganzen Tag Angst um dich gehabt.«
    Marina lachte. »Aber es war überhaupt nichts los. Dienst nach Vorschrift.«
    »Und woher soll ich das wissen?«, fragte Silke. »Wenn du dich nicht meldest?«
    Marina schaute sie mit gerunzelter Stirn an. »Hätte ich anrufen sollen? Da nichts Besonderes war, dachte ich –«
    »Ja.« Silke seufzte tief auf, warf die Schuhe von den Füßen und ließ sich aufs Sofa fallen. »Du hast absolut recht. Du hättest alle fünf Minuten anrufen können, und trotzdem hätte ich mir den Rest der Zeit über Sorgen gemacht.«
    Marina ließ sich neben sie in die Polster sinken. »So schlimm ist es?«
    »Schlimmer.« Silke atmete tief durch und drehte ihren Kopf zu Marina. »Ich glaube, ich bin nicht zur Polizistenfrau geboren.«
    »Oh«, sagte Marina und lehnte sich zurück. »Das ist allerdings ein grundsätzliches Problem.«
    »Marina, ich liebe dich.« Silke beugte sich zu ihr. »Ich liebe dich so sehr, dass es mich fast auffrisst. Ich möchte nie mehr ohne dich sein. Aber jede Minute, die du deiner Arbeit nachgehst, ist eine Qual für mich. Und ich weiß nicht, wie lange ich das aushalte.«
    »Ah, das hast du gemeint«, sagte Marina, die nun plötzlich verstand, was Silkes Bemerkung am Telefon zu bedeuten hatte.
    »Du kannst deinen Job nicht aufgeben, das verlange ich auch gar nicht von dir«, fuhr Silke unglücklich fort, »und am Schreibtisch sitzen willst du auch nicht. Das bedeutet, du wirst jeden Tag an der Front stehen, undercover oder nicht. Und ich muss mich damit abfinden.«
    Marina umfasste Silkes Nacken und zog sie zu sich heran, küsste sie sanft auf die Lippen. »Wenn du das nur könntest«, erwiderte sie leise. »Ich liebe dich auch. Ich liebe dich, wie ich noch nie zuvor eine Frau geliebt habe. Aber mein Job –«
    »Dein Job ist dein Leben«, erkannte Silke ganz klar. »Das habe ich schon verstanden. Und ich will dir nicht das Leben nehmen. Dann bleibt nur eine Alternative.«
    Marina schaute sie lange an. »Wir müssen uns trennen«, sagte sie tonlos.
    »Jeden Tag, wenn du das Haus verlässt, müsste ich Angst haben, dass ich einen Anruf bekomme . . . vielleicht nicht nur wegen einer Verletzung, vielleicht –«
    »Vielleicht, weil ich tot bin«, nickte Marina. »Das willst du nicht. Das verstehe ich.«
    »Oh Marina!« Silke warf sich verzweifelt in Marinas Arme. »Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll!«
    Ihre Münder schweißten sich zusammen, ließen sich nicht mehr los, die Verzweiflung ließ sie aneinander zerren, sich die Kleider vom Leib reißen und endlich erschöpft daliegen, alle Gliedmaßen von sich gestreckt.
    »Mann . . .« Marina keuchte. »Ich weiß echt nicht, wie ich darauf verzichten soll.«
    Silke schlug nach ihr. »Wenn es nur der Sex ist, ist es mehr als richtig, dass wir uns sofort trennen.«
    »Es ist nicht nur der Sex.« Marinas Stimme klang weich und warm und so zärtlich, dass Silke Tränen in die Augen traten. »Es ist viel mehr als das.« Sie beugte sich über
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