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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Autoren: Dianne Dixon
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auf der Straße wie völlig Fremde erschienen.
    »Schatz, das ist der große Justin Fisher.« Der Mann lächelte seine Begleiterin an und wandte sich dann wieder Justin zu. »Das ist Fiona, meine Frau. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr euch schon einmal begegnet seid.«
    In der Zehntelsekunde, in der Justin über seine Antwort nachdachte, kam ihm die Frau glücklicherweise zur Hilfe. »Nein«, sagte sie. »Das sind wir nicht. Aber Trevor spricht oft von Ihnen, Justin. Er hat die Treffen mit eurer Clique nach der Arbeit am Cadogan Square immer sehr genossen.«
    Justin lachte. Nicht, weil er sich amüsierte, sondern aus purer Erleichterung. Der Mann war Manager eines Hotels in London gewesen, das Justins Hotel genau gegenüberlag. »Schön, dich zu sehen,Trevor.Wenn ich das nächste Mal in England bin, müssen wir uns unbedingt treffen. Es tut mir leid, dass ich nicht noch ein bisschen bleiben und mit euch plaudern kann, aber meine Frau und ich haben heute Abend
Gäste, und ich hätte schon vor zehn Minuten zu Hause sein sollen, um bei den Vorbereitungen zu helfen.« Er schüttelte dem Mann die Hand, gab der Frau einen schnellen Kuss auf die Wange und sprintete los. Als er sein Auto schon beinahe erreicht hatte, rief er noch: »Schön, dass ich Sie endlich kennen gelernt habe, Fiona.«
    In der Sicherheit seines Wagens brauchte er einige Minuten, um sich zu beruhigen. Die Begegnung mit den Briten hatte ihn aufgewühlt. Im Licht der seltsamen Vorfälle in der Folge seines Besuchs in der Lima Street bekamen Justins visuelle Amnesie und diese merkwürdige weiße Fläche in seinem Gedächtnis eine diabolischen Note: als würde ihn der faulige Gestank des Wahnsinns umwehen - oder der des Bösen.

    »Nun, Mom, scheffelst du ordentlich Bargeld?« Amy schenkte ihrer Mutter den Rest Chardonnay ein.
    »Bergeweise, Schätzchen. Bergeweise.« Lindas Lachen war laut und herzlich. Es war einer Stimme zu verdanken, die vor Jahren schon vom Whiskey verwaschen und von Zigaretten aufgeraut worden war. Justin saß Linda gegenüber auf der anderen Seite des in Kerzenlicht getauchten Tischs und sinnierte darüber nach, wie ähnlich sie und Amy sich sahen. Sie besaßen die gleichen ausdrucksstarken braunen Augen und die gleiche mühelose Anmut.Wenn er Linda anschaute, konnte Justin sich ausmalen, wie wunderschön seine Frau in ihren mittleren Jahren sein würde. Amy schaute auf und bemerkte, dass Justin sie musterte. Sie blinzelte ihm zu, ehe sie sich wieder auf ihre Mutter konzentrierte.
    »Richter Atwater«, sagte Linda gerade. »Du erinnerst dich sicher an ihn, Amy-Schätzchen. Er ließ keine Party aus und
blieb immer viel zu lange. Und er hatte diese Frau mit dem Pferdegebiss, die angeblich mit den Kennedys verwandt war.«
    Amys Vater unterbrach die Geschichte mit einem donnernden Lachen. »Zum Glück hat der alte Sack eine Brieftasche, die so dick ist wie seine Prostata. Deine Mutter hat ihn heute Nachmittag um eins Komma zwei Millionen erleichtert. Damit bürgt er für irgendein Gemeindezentrum für Ghetto-Kids.«
    »Daddy.« Amy verzog das Gesicht. »Niemand benutzt heute noch das Wort ›Ghetto‹.«
    Ihr Vater betrachtete sie über den Rand seines Weinglases hinweg und ließ sie einen Moment zappeln. »Wie soll ich die armen Schweine also nennen?«
    »Unterprivilegiert.«
    »Kindchen, man kann vielleicht morgens aufstehen und den Furunkel auf seinem Rücken als Schönheitsflecken bezeichnen, aber wenn der Tag rum ist, steht man immer noch mit demselben Eiterbeutel da wie vorher.«
    »Oh, Don, um Himmels willen.« Linda warf mit der Serviette nach ihrem Mann. »Schalt einen Gang zurück. Wir führen hier eine zivilisierte Unterhaltung.«
    Don warf die Serviette zurück und wandte sich wieder Amy zu. »Kind, du wirst die Probleme der Armen, der Hungrigen und der Angepissten nicht mit einem Wörterbuch lösen. Solche Probleme löst man nur mit Köpfchen, mit dem harten entschlossenen Kern der Armen und Angepissten und mit Geld. Und genau da kommt deine Mutter ins Spiel.«
    Lächelnd lehnte sich Amys Vater zurück. »Meine Süße ist der größte Glücksfall, den die Wohlfahrt in Los Angeles sich erträumen konnte.« Amys Mutter bedankte sich mit einem
schnellen und zaghaften Kuss, der an den Kuss zwischen einem Schulmädchen und seiner ersten Liebe erinnerte.
    Justin trank sein Glas leer und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. In der Gesellschaft von Amys Eltern hatte er sich noch nie besonders entspannt gefühlt. Sie waren eine
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