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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Autoren: Dianne Dixon
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verwandelte, die in ihrer ganzen ursprünglichen Perfektion neu erstrahlte? Oder wollte Zack bloß sicher sein, dass, wenn er seine eigene Hand ausstreckte, sein Vater schlicht und einfach für ihn da war? Stark und offen und aufmerksam?
    Justin hatte keine Ahnung, was Zack erwartete oder was er dachte. Zack war fremdes Territorium: Er war ein Baby, und Justin fühlte sich etwas unbehaglich in der wortlosen,
schwer zu entschlüsselnden Welt von Babys. Doch außerdem war Zack sein Sohn. Ihn einfach nur anzuschauen - die schläfrigen braunen Augen und das honigblonde Haar zu sehen, die ihn so stark an Amy erinnerten; das Grübchen zu betrachten, das stets in Zacks Wange auftauchte, wenn er lächelte, jenes Grübchen, das seinem eigenen ähnelte - dies alles löste einen Sturm von Liebe und Beschützerinstinkt in ihm aus, die stärker waren als jedes Gefühl, das Justin zuvor erlebt hatte.
    Gerade ließ Zack das letzte Rosenblatt in Justins Hand fallen. Er schmiegte sich an ein Bein seinesVaters und gähnte. Justin hob ihn hoch. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und legte Zacks warmen, leichten Körper auf seine Brust. In diesem Moment war Justin bewusst, dass er ohne zu zögern sein Leben für diesen kleinen Jungen hergeben würde - und dass er ohne zu zögern das Leben eines jeden auslöschen würde, der es wagte, dem Jungen etwas anzutun.
    Die Zärtlichkeit dieses Augenblicks war das Einzige, an das Justin denken wollte; das Einzige, an das zu denken er sich gestattete.

    »Haben Sie alles gefunden, was Sie brauchen?« Die Frage galt Justin, doch der Blick des Verkäufers war auf etwas gerichtet, das sich am anderen Ende des Geschäfts befand. Justin warf seine American-Express-Karte auf den Ladentisch, und dort landete sie neben zwei Flaschen Wein, die er bereits dort abgestellt hatte.
    Sein gemeinsames Nickerchen mit Zack hatte den größten Teil des Nachmittags in Anspruch genommen, sodass die Zeit langsam knapp wurde. Ungeduldig wandte er sich um und folgte dem hypnotisierten Blick des Verkäufers.

    Am Ständer mit den Magazinen stand ein Mädchen. Ihr Gesicht war hinter dem langen rotbraunen Haar verborgen, ansonsten aber gaben ihr bauchfreies Top und der kurze Rock den Blick auf eine Menge von ihr frei. Sie war schön, und angesichts einer schönen Frau durchlief Justin jedes Mal eine Woge von Vergnügen; ein instinktives Aufflammen von Freude, wie er sie in ähnlicher Weise auch beim Anblick eines nagelneuen PS-starken Autos oder eines perfekt geschlagenen Baseballs empfand. Dies waren Momente, in denen Justin Kunst und Anmut zu erkennen glaubte.
    Während der ein oder zwei Sekunden, in denen er das Mädchen anschaute, vergaß er für einen Moment den Nebel, der sein Leben umhüllte.
    Der Verkäufer tippte die beiden Weinflaschen ein: »Wow. Du Mol. Das ist wirklich ein herausragender Chardonnay.«
    »Meine Schwiegereltern kommen zum Abendessen«, erklärte Justin.
    »Ihre Familie scheint sich für die guten Dinge des Lebens zu interessieren.« Der Verkäufer reichte Justin den Kassenbon und verstaute die beiden Flaschen vorsichtig in einer Tüte.
    »Ich mag die guten Dinge und mein Schwiegervater die teuren. In diesem Fall bekommen wir beide, was wir brauchen.« Justin nahm den Wein und wandte sich zur Tür, während der Verkäufer wieder das Mädchen mit dem rotbraunen Haar anstarrte.
    Beim Verlassen des Geschäfts stieß Justin beinahe mit einem Mann und einer Frau zusammen, die das Geschäft gerade betraten.
    Der Mann warf ihm einen zweiten Blick zu. Ein Lächeln ging über sein Gesicht. »Justin Fisher. Mein Gott, wie groß sind die Chancen, Urlaub in den USA zu machen und dir
plötzlich über den Weg zu laufen?« Er sprach mit einem steifen britischen Akzent. »Wie gefällt es dir in der Heimat, alter Junge?«
    Justin hatte nicht die geringste Ahnung, wen er vor sich hatte, und dieser Umstand frustrierte ihn. Solange er zurückdenken konnte, hatte er sich stets mit der Unfähigkeit herumgeplagt, die Gesichter anderer Menschen wiederzuerkennen. Unzählige Male war er in peinliche Situationen geraten, in denen er sich mit jemandem unterhielt oder gar eine fröhliche Vertrautheit vortäuschte, während er sich in Wirklichkeit verzweifelt darüber klar zu werden versuchte, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. Sein Mangel an Erinnerung konnte so weit gehen, dass er bei geschäftlichen Terminen stundenlang mit Menschen zusammensaß, die ihm dann wenige Tage später bei einer zufälligen Begegnung
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