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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Autoren: Judith Lawrenz
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Gesicht und brach in ein gurrendes Lachen aus.
    „Ted, das ist Anne-Sophie Marrais, unser Kreativ-As. War als einzige Frau Mitglied der Geschäftsleitung der ACB in Paris.
    „Der ACB“, wiederholte Ted Ambers und schob in Anerkennung der Tatsache seine wohlgeformte Unterlippe vor. „Tolle Agentur“, fügte er hinzu. Vor seinem Chef wagte er nicht zu fragen, warum in aller Welt sie diese renommierte Agentur verlassen hatte. Nur des schönen Wetters der Côte d’Azur wegen?
    „Hallo Bernard. Wie geht’s, wie steht’s, was macht die Kunst?“ begrüßte Harry Bernard Cabernet, den zweiten Geschäftsführer Kreation. Seine Augen wanderten jedoch sogleich in den Saal ab. Sie entdeckten Chuck Kaybody im Eingang.
     
    Chuck Kaybody, ein großer, bulliger Typ, mit dem gütigen, rotbäckigen Gesicht eines Weihnachtsmann und dem dazu passenden, Gaben verteilenden Lächeln, betrat unter allgemeiner Beachtung den Raum. Wie stets war er umgeben von seinen Finanzmännern. Paul Katz schien der neue Stern am heimatlichen Finanzhimmel zu sein, man sah ihn immer öfter an der Seite des obersten Mannes der Smith, Henderson. Jetzt sogar auf einem Europa-Meeting.
     
    Harry Miller wechselte ein paar Begrüßungsworte mit dem Häuptling und ging federnden Schrittes zum Rednerpult. Trotz der Würde seines Amtes, wirkte er wie ein dem Campus entsprungener Student, immer zu einem Streich bereit. Er hatte Charme und versprühte ihn reichlich an alle, die seine Interessen nicht durchkreuzten. Chuck Kaybody betrachtete ihn nachdenklich.
     
    Harry Miller hieß die Partner aus, England, Deutschland, Holland, Belgien, Italien, Spanien, Portugal, Österreich und der Schweiz willkommen und bedankte sich beim Gastgeber Frankreich mit einer spielerisch tiefen Verbeugung. Nach der Begrüßung übergab Harry Miller das Wort an Ted Ambers. Die Augen aller Anwesenden richteten sich gespannt auf ihn.
     
    Anne-Sophie Marrais setzte ihre Brille auf. Der junge, schlanke, gutaussehende Mann war ein  erfrischender Beitrag in der überwiegend grauhaarigen und grauhäutigen Runde.
    Zu allem Überfluss beherrschte Ted Ambers das Lächeln eines hochbezahlten Filmstars. Er öffnete langsam den Mund und wählte dann, die für einen Engländer weniger geläufige Begrüßung: „Hi“. Das kleine Wort klang unbeschwert, fast sexy. „Nicht schlecht“, dachte Anne-Sophie und freute sich auf den Abend, auf das Dinner im Schloss von Mandelieu, zu dem Smith, Henderson heute eingeladen hatte.
     
    Chuck Kaybody betrachtete den jungen Mann mit aufmerksamer, aber sorgenvoller Miene, er war zu jung für sein Amt. Es ist nicht gut, wenn so ein junger Mann das Sagen hat. Alter hatte immer noch etwas mit Würde zu tun, auch, wenn heute angeblich nur die Leistung und weniger die Erfahrung zählt.
     
    Ted Ambers ging zum Rednerpult. Er plauderte über seinen Werdegang, seine Freude über das neue Amt und bat mit erneutem Starlächeln um den nötigen Kooperationsgeist. Mühelos bediente er den Computer, um seine Präsentation zu starten. Auf der Leinwand erschien der Titel: „Europa – ein Markt von 500 Millionen Menschen“
    „Eine wunderbare Zahl“, sagte er und lächelte in Zeitlupe. „Wir wollen sie für unsere Ziele nutzen. Wir wollen noch dichter zusammenwachsen, noch stärker gemeinsame Dinge anstreben, gemeinsame Kampagnen entwickeln, um ein geschlossenes Image für Europa aufzubauen.“
     
    Die kleine, rundliche Dame neben dem würdigen, spanischen Partner übersetzte die Worte des neuen Europa-Managers mit leiser Stimme, aber umso bewegteren Händen. Der Spanier verzog keine Miene. Der Portugiese, der Spanisch besser als Englisch zu verstehen schien, neigte angestrengt seinen Kopf nach vorn, um von der Übersetzung zu profitieren.
     
    Ted Ambers beschwor den europäischen Geist. „Wer jetzt nicht lernt umzudenken, wer weiterhin im kleinen, national-orientierten Rahmen stecken bleibt, der wird vom großen Kuchen Europa seinen Teil nicht abbekommen.“
     
    Anne-Sophie Marrais starrte auf den Redner, sie konnte ihren Blick von ihm nicht abwenden, noch wusste sie nicht, was der große Kuchen Europa, für sie persönlich bedeuten würde.
     
    Chuck Kaybody klatschte und sprang mit einer, für seine Leibesfülle erstaunlichen Beweglichkeit auf. Er dankte dem Redner, ohne ihn anzublicken. Dann stellte er sich in Positur, um der Rede des Vorgängers seine weihenden Worte hinzuzufügen. Ruckartig streckte er seinen Arm weit nach oben. „Wer nicht nach den
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