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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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Detective Tolliver dringend wissen musste, welch grauenhafte Bilder womöglich in Mollys Kopf eingeschlossen waren, würde sie das kleine Mädchen nicht unter Druck setzen. Vielleicht konnte sie Molly ja dazu bringen, dass sie über etwas anderes sprach.
    »Ich weiß, das ist alles sehr beunruhigend. Behandeln sie dich hier gut?« Molly zögerte einen Moment und nickte dann. Haley fuhr fort. »Du musst noch ein paar Tage hierbleiben, bis ich mich um alles gekümmert habe, okay?«
    Molly blickte Haley mit gerunzelter Stirn forschend an. Offenbar versuchte sie einzuschätzen, ob sie Haley vertrauen konnte. Dann nickte sie widerstrebend.
    »Brauchst du irgendwas?« Haley wünschte, Molly würde wenigstens ein einziges Wort sagen. Nicht zu reden war unnatürlich für ein Kind. Insgeheim hoffte sie, Molly damit einen Schrei nach ihrer Mutter entlocken zu können, aber das kleine Mädchen schüttelte nur mit Tränen in den Augen den Kopf.
    Haley schloss ihre Nichte erneut in die Arme und drückte sie an sich. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts richtig gemacht, doch als sie das Kind ihrer Schwester im Arm hielt, schwor sie sich, alles zu versuchen, um das Richtige für Molly zu tun.
    Es war nach fünf, als Haley und Tolliver das Haus der Roberts’ verließen und zur Dienststelle zurückfuhren. »Egal, was ich gesagt habe, sie hat keinen Ton von sich gegeben.« Haley runzelte erschöpft die Stirn.
    »Bitte anschnallen«, sagte Tolliver und fuhr langsamer, bis Haley den Gurt angelegt hatte. »Wir müssen ihr vielleicht nur ein bisschen Zeit lassen«, sagte er, obwohl ihm die Idee augenscheinlich nicht behagte. Haley wusste, wenn Molly über Informationen verfügte, die den Detective auf die Spur des Mörders führen konnten, wollte er sie so schnell wie möglich haben.
    Und sie selbst wollte auch, dass es mit den Ermittlungen voranging. Sie wollte die Bestie, die Monica getötet hatte, hinter Gittern sehen.
    »Was werden Sie als Nächstes tun?«
    »Wir machen mit der Befragung von Nachbarn und Freunden weiter und versuchen, so viel wie möglich über Ihre Schwester und deren Gewohnheiten in Erfahrung zu bringen. Wir haben ein Adressbuch im Haus gefunden und überprüfen die Namen und Telefonnummern. Wir hoffen, dass irgendjemand etwas weiß, irgendjemand etwas gehört oder gesehen hat, das uns weiterhelfen könnte.«
    Er presste die Lippen zusammen, als fürchte er, zu viel gesagt zu haben. Dabei hatte er lediglich zugegeben, dass sie im Dunkeln tappten.
    »Was ist mit Spuren vom Tatort? Haare, Fasern, das ganze Zeug, das man immer im Fernsehen sieht?«
    Er verzog das Gesicht. »Im echten Leben funktioniert das meistens nicht so reibungslos wie im Fernsehen.« Er seufzte. »Wer auch immer Ihre Schwester getötet hat, war weitsichtig genug, alle Spuren zu beseitigen. Wir haben keinerlei Fingerabdrücke oder Fußspuren gefunden, keine Haare, die nicht Ihrer Schwester oder Ihrer Nichte zuzuordnen sind. Natürlich sind die Laboruntersuchungen noch nicht abgeschlossen. Es dauert eine Weile, bis die Ergebnisse da sind.«
    Er bog auf den Parkplatz des Polizeireviers, schaltete den Motor aus und blickte Haley an. »Was haben Sie jetzt vor? Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, dass wir es vorziehen würden, wenn Sie und Ihre Nichte in der Stadt bleiben, bis die Kleine mit uns gesprochen hat.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Gestern habe ich noch in einem möblierten Dreckloch in Las Vegas gewohnt und als Barkeeperin in einer Lounge gearbeitet. Heute bin ich arbeits- und heimatlos und der gesetzliche Vormund eines achtjährigen Mädchens, das kein Wort spricht und vielleicht gesehen hat, wie seine Mutter ermordet wurde.«
    Haley hörte die wachsende Hysterie in ihrer Stimme, war aber unfähig, sie zu kontrollieren. »Ich hatte noch nie eine langjährige Beziehung. Verdammt, noch nicht mal ein Haustier. Und jetzt soll ich mich um ein zerbrechliches kleines Mädchen kümmern, das von mir erwartet, dass ich ihr Leben wieder in Ordnung bringe.«
    Sie öffnete die Autotür, versuchte auszusteigen und strangulierte sich dabei fast mit dem Sicherheitsgurt. Sie fingerte an dem Verschluss herum und sah Tolliver beinahe vorwurfsvoll an. »Ich vergesse sogar, mich abzuschnallen. Wie soll ich das alles nur schaffen?«
    Als es ihr endlich gelungen war, aus dem Auto auszusteigen, stand Tolliver vor ihr. Sie blickte zu ihm auf, und ein irrationaler Zorn stieg in ihr hoch. »Finden Sie den, der das getan hat! Finden Sie den, der meine
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