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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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man vielleicht sagen.«
    »Und dabei hattet ihr so viel Spaß?«
    »Ganz offensichtlich. Und jetzt wechseln wir das Thema«, sagte Jamal und stieß erneut mit ihr an.
    »Feminin«, grummelte Petra eine Weile später und schüttelte den Kopf. »Wie kommt er denn auf so was? Stöckel ich etwa auf hohen Absätzen herum, oder was?«
    »Ja, tust du das etwa nicht?«
    Jamal zwinkerte ihr zu und grinste zufrieden.
    »Was ist denn daran so verkehrt, feminin zu sein? Wärst du glücklicher gewesen, wenn er gesagt hätte, dass du maskulin rüberkommst? Wie so ein o-beiniger Fußballer? Nein, ich glaube, es macht ihn an, wie du dein Fahrgestell schwingst, Petra. Dein Hinterteil«, präzisierte er, wobei er das I mit übertrieben gedehnten Lippen aussprach, um zu betonen, wie lächerlich er diesen Ausdruck fand.
    Petra konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Sie trank einen großen Schluck aus ihrem Glas und wischte sich mit dem Zeigefinger den Schaum von den Lippen.
    »Ist es etwa besser, wenn man wie du seinen Schwerpunkt zwischen den Schultern trägt?«, schnaubte sie. »Ich kann das nur dahingehend deuten, dass du balzt. Dass du dich aufplusterst wie ein Pfau, um die Weibchen anzulocken.«
    »Und es funktioniert, wie du siehst! Hier sitze ich nun mit Stockholms hübschester Polizistin …«
    Jamal legte die Hände hinter den Kopf und betrachtete sie mit einem neckischen Blick. Petra gefiel, was er gesagt hatte. Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, ob er es ernst meinte oder ob er sie aufziehen wollte. Obwohl sie ihn schon so lange kannte, konnte sie ihn nicht genau einschätzen.
    Seine Anspielungen bezogen sich auf das Seminar, an dem sie und zwanzig weitere Polizisten von der Wache in Hammarby heute teilgenommen hatten. Es war eine Veranstaltung zum Thema »Körpersprache« und beschäftigte sich damit, wie man seine Wirkung auf andere verändern kann, wenn man an seiner Körperhaltung arbeitet. Dabei war es nicht das Ziel, ein anderer Mensch zu werden, sondern an den eigenen Möglichkeiten zu arbeiten.
    Unter anderem sollte jeder von ihnen eine Runde unter den kritischen und amüsierten Blicken der anderen Teilnehmer gehen, woraufhin die Position des jeweiligen Körperschwerpunkts ausgiebig analysiert wurde. Wenn man – wie beispielsweise bei der Festnahme eines Straftäters – Autorität ausstrahlen wollte, musste der Schwerpunkt an der richtigen Stelle sitzen, nicht in der Wampe (Jens Sandén) oder in den Füßen, wie es in Petras Augen bei Einar Eriksson der Fall war. Das Seminar hatte im Großen und Ganzen eine unterhaltsame Unterbrechung des alltäglichen Einerleis dargestellt, und vermutlich hatten sie den einen oder anderen brauchbaren Tipp mitnehmen können.
    »Im Übrigen plustern Vögel sich auf, wenn sie frieren, und nicht aus irgendeinem anderen Grund«, fuhr Jamal fort.
    Seine braunen Augen glitzerten im Licht der Kerze, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand. Als er sie anlächelte, strahlten seine Zähne blendend weiß im Kontrast zu der sommerlichen Bräune, die sich bis jetzt in seinem Gesicht gehalten hatte.
    »Ach, mein Kleiner, komm, lass dich von mir wärmen.«
    Petra streckte ihm mit gespielt mitleidiger Miene die Hände über dem Tisch entgegen und ergriff seine Hand. Sie war weich und warm.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so viel Ahnung von Vögeln hast«, fuhr sie fort.
    »Tja, ich bin eben immer für eine Überraschung gut.«
    »Dann kannst du mir vielleicht erzählen, zu welcher Art Vogel unser Polizeidirektor gehört? Er kann sich so gekonnt spreizen.«
    »Brandt? Ich dachte, du findest ihn sexy«, antwortete Jamal mit einem spöttischen Lächeln.
    Petra ließ seine Hand auf die Tischplatte fallen.
    »Hör auf«, sagte sie entnervt. »Die Worte wurden mir in den Mund gelegt. Von seinem Stellvertreter – wie hieß er doch gleich – Malmberg. Der hat mich da reingeritten. Was sollte ich denn sagen? Ich hatte nicht das geringste Interesse daran, den Gang des Polizeidirektors zu kommentieren. Malmberg hat ›sexy‹ vorgeschlagen, und ich habe gelächelt und genickt. Geniert.«
    »›Vielleicht‹, hast du gesagt«, erwiderte Jamal lachend.
    »Ja, vielleicht. Was zum Teufel sollte ich denn sagen? ›Nein, überhaupt nicht, eher unsexy‹?«
    »Du hast gesagt, dass der Polizeidirektor sexy sei.«
    »Malmberg hat das gesagt.«
    »Ich glaube eher, dass es Holgersson war.«
    »Ja, vielleicht. Der ist ja auch ein seltsamer Typ.«
    »Wirklich? Ich finde ihn witzig«, grinste Jamal.
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