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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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aufgerissen, und sie haben dir Bildung und Wissen eingeflößt.«
    »Ach, du armes, kleines Mauerblümchen«, entgegnete Åsa mit gespieltem Mitgefühl und streichelte ihm über die Wange. »Jedenfalls liebe ich dich über alles in der Welt.«
    Sjöberg ergriff die Hand seiner Frau und küsste sie. Ein kurzes Jammern ertönte aus dem Schlafzimmer der Zwillinge und ließ beide für einen Augenblick erstarren. Als die Gefahr beinahe gebannt schien, begann das Geschrei, und Åsa lief auf Zehenspitzen hinüber, um nicht noch mehr Lärm zu machen.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    »Wer hat angerufen?«, fragte Åsa, als sie nach einer Weile in die Küche zurückkam. »Musst du arbeiten?«
    »Nein, es war Mama«, seufzte Sjöberg. »Sie ist von einem Hocker gefallen und hat sich vermutlich ein paar Rippen gebrochen. Ich muss hinfahren und sehen, wie es ihr geht. Wenn sie sich wirklich etwas gebrochen hat, werde ich sie wohl in die Notaufnahme bringen müssen.«
    »Irgendwas ist immer. Aber es wird hoffentlich nichts Schlimmes sein, oder?«
    »Nein, abgesehen davon geht es ihr gut. Sie war schon ins Bett gegangen, aber offensichtlich hatte sie immer noch Schmerzen. Tut mir leid, dass ich noch mal los muss.«
    » A man’s got to do what a man’s got to do . Ich werde jedenfalls ins Bett gehen«, sagte Åsa. »Küss mich, wenn du wiederkommst.«
    »Jetzt ist es schon halb elf. Es wird bestimmt spät werden.«
    »Macht nichts, hoffentlich sehen wir uns morgen früh noch ein Weilchen.«
    »Ich werde auf jeden Fall mit euch aufstehen«, sagte Sjöberg. »Ich kann ja tagsüber noch ein Stündchen schlafen, wenn es nötig ist.«
    Er küsste sie auf die Stirn, schnappte sich seine Jacke und die Autoschlüssel und verschwand im dunklen Treppenhaus.
    *
    Der Pelikan war jeden Freitag rappelvoll und laut, aber an diesem Abend war die traditionsreiche Schankwirtschaft in der Blekingegatan noch voller als sonst – falls das überhaupt möglich war. Schwer zu sagen, ob es daran lag, dass der Monat zu Ende ging, oder ob der hartnäckige Regen vor dem riesigen, bunten Bleiglasfenster die Leute in die behagliche Wärme getrieben hatte. Die Gäste drängten sich um die Eichentische und vor der Theke. Jetzt war es halb zehn, und der Lautstärkepegel, den die Anwesenden erzeugten, war noch gestiegen. Die hohe Decke und der Fliesenboden warfen den Lärm zurück, sodass man manchmal besser verstehen konnte, was in einer ganz anderen Ecke des Lokals gesagt wurde, als die Worte des eigenen Tischnachbarn. Westman und Jamal Hamad brüllten sich über den Tisch und ihre leeren Biergläser hinweg an. Glücklicherweise hatten sie ein paar Stunden zuvor einen Tisch ergattern können, als ein älteres Paar nicht länger darauf warten wollte, endlich bedient zu werden. Petra und Jamal hatten es nicht eilig und ertrugen geduldig, wie das überforderte Personal an ihnen vorbeirannte, weil sie halb versteckt hinter einer großen Säule saßen, die mitten im Lokal emporragte.
    Einer der Kellner tauchte dann doch vor ihrem Tisch auf, ein großer, hübscher Kerl um die fünfunddreißig, der seine dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Das Namensschild an seiner Brust verriet, dass er Firas hieß. Er brachte ihnen zwei große Bier, die sie ein paar Minuten zuvor bei einer Kellnerin bestellt hatten.
    »Shukran« , sagte Jamal.
    »Ahlan« , antwortete der Kellner und musterte ihn, wobei seine blaugrünen Augen neugierig funkelten. »Men wen hadrtak?«
    »Lebnen. O anta ? «
    »Suria.«
    »Anjar?« , fragte Jamal mit einem schiefen Lächeln.
    Der Kellner schien einen Augenblick zu zögern, bevor er sich zu ihm hinunterbeugte und ihm ins Ohr zischelte:
    »Ana rabian honek …«
    Schließlich schmetterte er Jamal seine flache Hand auf den Rücken, was Petra als freundschaftliche Geste deutete, und eilte zur Theke zurück. Jamal schaute dem Kellner mit einem herzhaften Lachen hinterher, der sich noch einmal umdrehte und ihm zuzwinkerte, bevor er im Menschengewimmel verschwand. Petra betrachtete ihren Kollegen voller Verwunderung.
    »Jetzt prickelt es im ganzen Körper«, sagte sie lachend und hob ihr Glas.
    »Liegt das an mir oder an Firas?«, erwiderte Jamal mit einem Lächeln und stieß mit ihr an.
    »An euch beiden. Oder vielmehr an der Sprache.«
    »Soll das eine kleine A fish called Wanda -Warnung sein?«
    »Genau. Du machst hier gerade ein bisschen den John Cleese. Worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Über unsere Herkunft, könnte
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