Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus
Autoren: Claus Cornelius Fischer
Vom Netzwerk:
es war, als drücke eine schwarze Faust es unbarmherzig zusammen. Sie dachte , geh weg, lass mich in Ruhe, lass mich, ich will das nicht! Ich will leben! »Ich habe keine Angst vor dir!«, schrie sie, obwohl sie noch nie zuvor von einer solchen Angst erfüllt gewesen war. Sie schüttelte ihre Hand, als hätte sich ein grässliches Insekt daran festgekrallt. Das Handy flog davon und landete wieder auf dem Nachbarbett. Annika schloss die Augen und fiel zurück auf das Kopfkissen. »Jetzt weißt du es«, sagte sie. »Jetzt weißt du, wie es ist.«
    Ella zuckte zusammen und schrak hoch. Sie sah zum Nachbarbett hinüber. Kein Handy weit und breit. Von der Hitze, die sie eben noch erfüllt hatte, spürte sie nichts mehr. Ihre Zähne klirrten gegeneinander, und sie zitterte vor Kälte. Die Fensterflügel standen noch immer sperrangelweit auf. Vom Fluss drang das Tuten eines Frachtschiffs herüber, wahrscheinlich mit Kohlen beladen, denn die Luft roch verbrannt.
    Ella stand auf und schloss das Fenster. Dann setzte sie sich wieder auf den Stuhl neben Annis Bett. Das Gesicht ihrer Freundin trug auf einmal einen gelösten, friedlichen Ausdruck, und selbst im Schlaf wirkte sie, als wäre eine große, dunkle Last von ihr genommen worden. Ella spürte, wie die Erinnerung an die letzten Tage blasser wurde. Statt Schmerz und Angst und all der Schrecken fühlte sie eine ungewohnte Leichtigkeit in sich aufsteigen. Es kam ihr vor, als wäre sie die ganze Zeit durch einen Tunnel gefahren, und jetzt schoss sie hinaus ins Licht.
    Du wirst wieder gesund, dachte sie, du wirst wieder gesund, Anni, und weißt du, was wir dann alles zusammen machen können? Was wir alles nachzuholen haben? Denk nur an all die Menschen, die Musik, denk an die Bäume im Herbst!
    Und dann gab es ja auch noch Julian. Eigentlich fing jetzt erst alles richtig an. Diesmal mache ich es richtig, dachte sie; diesmal merke ich es nicht erst hinterher, dass ich glücklich war.

Nachwort
    Der Verfasser dankt Dr. Christoph Scheding, Berlin, dessen Beratung in allen medizinischen Fragen von unschätzbarem Wert war. Fehler, die sich trotzdem noch im Text befinden, gehen allein aufs Konto des Verfassers. Er dankt Miriam Meckel, deren Buch Next über die schöne neue Netzwelt ihn ebenso mit Informationen versorgt hat, wie Saul Bellows Roman Herzog ihm philosophischer Leitfaden war. Den Mitarbeitern vom Facility Management der Charité in Berlin verdankt der Verfasser eine hilfreiche Führung durch die Rudolf-Virchow-Klinik in Berlin-Wedding. Die Passage über die Weltherrschaft des Verbrechens von Dr. Mabuse entstammt dem Roman Doktor Mabuse, der Spieler von Norbert Jacques. Wichtige Informationen über die Firmenpolitik von Amazon, Facebook und Google fanden sich in dem Artikel »Die fanatischen Vier – Web-Kampf um die Zukunft« im Spiegel Nr. 4 9 / 2011.
    C. C. Fischer
    München/Berlin, August 2011 – August 2012
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher