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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Rennstall und lässt uns hier starten.« Krupp lächelte. »Wir müssen ihm nur versprechen, dass wir seine Kiste nicht in den Sand setzen, also nicht mutwillig zu Schrott fahren.« Dementsprechend gingen sie vorsichtig zu Werke. »Bisher hat es immer geklappt und wir sind durchgekommen. Wir fahren nie am Limit, sondern achten darauf anzukommen. Aber das schlaucht auch.« Immer wieder müsse man während der Fahrt in den Rückspiegel schauen, wenn die hochgezüchteten Rennwagen über einer Kuppe oder aus einer Kurve herangeschossen kommen, um den Weg frei zu machen, und zugleich müsse man natürlich auch nach vorne blicken. Denn es gebe die echt lahmen Enten, die man selbst überholen muss, um vorwärtszukommen. »Das kann in manchen Situationen echt eng werden, etwa im Bereich Hatzenbach.«
    Böhnke hatte keinen blassen Schimmer, was der junge Mann mit der Bezeichnung meinte, vermutete dahinter den Namen eines Streckenabschnitts und lag damit richtig, wie Krupp nun bestätigte.
    »Hier gibt es etliche Passagen auf der Nordschleife mit legendären Namen, Schwalbenschwanz etwa oder Döttinger Höhe, um nur zwei zu nennen.« Da schlage das Herz jedes Rennfahrers höher. Der Nürburgring hieße nicht zu Unrecht die ›grüne Hölle‹. »Wenn Sie da über die Strecke rasen, kommen Sie sich vor wie bei einer Achterbahnfahrt in der freien Natur.«
    Böhnke wehrte lachend ab. Das brauche er nicht. Er schaute sich um, erkannte aber nichts, was ihn an Natur erinnern könnte. Überall gab es nur Beton, Asphalt, hoch aufragende Tribünen, eine breite, schnurgerade Piste und nur bescheidene Reste eines angedeuteten grünen Seitenstreifens aus Gras. Von einer ›grünen Hölle‹ konnte hier an Start und Ziel bestimmt nicht die Rede sein.
    Da habe er unbestritten recht, bestätigte Krupp. Hier befände man sich auf dem kleinen Ring, der knapp fünf Kilometer langen Strecke für den Formel-i-Zirkus. »Nachdem Niki Lauda einmal beinahe in seinem Formel-1 – Wagen bei einem Grand Prix im Wald nach einem Unfall abgefackelt wäre, wurde die Rennstrecke gewissermaßen verkleinert und entschärft. Die große Schleife wird nur noch bei Langstreckenrennen oder Touri-Touren befahren.« Bei allen anderen Rennen spiele sich das Geschehen im Prinzip nur noch rund um das Fahrerlager ab. »Sie müssen unbedingt einmal eine Fahrt über die große Schleife rund um die Nürburg machen«, empfahl Krupp. »Sie werden staunen, wie stimmig die Strecke in die Natur eingefügt und wie schön die Landschaft ist.«
    »Wie lange?«
    Die große Schleife sei rund 25 Kilometer lang, antwortete Krupp. Er hatte Böhnkes Frage anders verstanden, als sie gemeint war.
    »Ich meine, wie viel Zeit brauchen Sie, Siggi oder Bahn für eine Runde?«
    »Wie gesagt, wir selbst lassen es langsam angehen und brauchen zwischen 15 und 20 Minuten, je nach Verkehr auf der Strecke«, erklärte Krupp. »Die Spitzenteams von Abt oder Zakowski brauchen vielleicht acht bis zehn Minuten und überrunden uns alle drei bis vier Runden.«
    Die Namen sagten Böhnke nichts. Über die Zeitunterschiede staunte er. »Also haben Sie keine Siegeschancen?«
    So wäre das nicht, widersprach Krupp. Es gebe nicht nur den Gesamtsieg, sondern auch immens viele Klassen, in denen um die Klassensiege gefahren werde. Und letztes Jahr seien sie in ihrer Klasse sogar Dritte geworden. »Na, ja«, meinte Krupp schmunzelnd, »das war wegen des großen Regens, bei dem viele Konkurrenten ihre Autos mit Aquaplaning verloren. Wir waren glücklicherweise gerade in der Box, als der große Regen kam, und konnten anschließend weiterfahren.«
    Aber so sei halt der Motorsport. »Es kann jeden Moment etwas Unvorhergesehenes passieren.« Gegen einen Unfall oder gegen das Wetter sei kein Fahrer gefeit.
    Böhnke schaute auf seine Armbanduhr. Bahn war jetzt knapp eine Viertelstunde unterwegs. In wenigen Minuten würde er das erste Mal am Ziel vorbeikommen, und er war gespannt, ob er den Journalisten in dem rasenden Gewusel erkennen würde.
    Krupp räusperte sich. Verlegen zupfte er an seinem rechten Ohrläppchen, das aus einer braunen Haarmähne hervorlugte. »Da Sie schon einmal hier sind, Herr Böhnke. Vielleicht können Sie mir ja helfen.«
    Der ehemalige Kommissar runzelte fragend die Stirn. Wie sollte er diesem jungen Mann, von dem er nur wusste, dass er ein ehemals aus Düren stammender Kollege von Bahn war, helfen? »Lassen Sie hören«, bat er eher aus Höflichkeit denn aus Interesse.
    »Hm.« Der Journalist
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