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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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räusperte sich erneut. Sein Anliegen war ihm sichtlich unangenehm. »Wie Sie wissen, hat Bahn dank der Exklusivgeschichte über die Gnadenlosen, die Sie ihm verschafft haben, einen neuen Job bekommen. Wie das Schicksal so spielt, war das ausgerechnet der Job, den ursprünglich ich bekommen sollte.« Schnell hob er beschwichtigend die Hände. »Nicht, dass Sie jetzt meinen, ich würde Helmut den Job nicht gönnen. Er weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass er mich hinausgekegelt hat.« Krupp räusperte sich wieder und schaute Böhnke offen ins Gesicht. »Aber ich bin jetzt an einer Geschichte dran, die mich vielleicht ebenfalls bundesweit bekannt machen kann. Es geht um einen kommunalpolitischen Skandal bei uns in Holland Süd.«
    Holland Süd war, wie Böhnke gelernt, der Kreis Heinsberg mit dem Kennzeichen HS, der an den südlichen Teil der Niederlande und nördlich an den Kreis Aachen grenzte.
    »Um ehrlich zu sein, brauche ich diese spektakuläre Geschichte, um mich für eine neue Anstellung irgendwo ins Gespräch zu bringen. Der Verlag, bei dem ich angestellt bin, ist nämlich von einem anderen Verlag gekauft, man kann auch sagen, geschluckt worden. Jetzt werden die Redaktionen zusammengelegt und ich bin dann zu viel an Bord. Junggeselle, keine Unterhaltsverpflichtungen, noch keine lange Betriebszugehörigkeit, keine finanziellen Außenstände, da bin ich der Erste, dem gekündigt wird.« Zum wiederholten Male räusperte sich Krupp. »Ich habe noch einen Pfeil im Köcher, eben meinen Politskandal. Der wird bestimmt in der ganzen Republik für Schlagzeilen und Aufmerksamkeit sorgen.«
    Verständnislos schaute Böhnke ihn an. »Und was soll ich dabei tun?« Ihm schwante, was Krupp beabsichtigte.
    »Ich komme mit meiner Recherche nicht richtig weiter und da dachte ich, dass Sie vielleicht Lust, Laune und Interesse hätten, mir zu helfen.« Der Journalist lächelte verschämt.
    Er meinte wohl, für ihn die Arbeit zu machen, dachte sich Böhnke. Er war doch kein Privatdetektiv und wollte nur seine Ruhe haben. Aber das wollte er Krupp nun doch nicht so ins Gesicht sagen.
    »Ich werde mich bei Ihnen im Laufe der nächsten Zeit einmal melden«, schlug er vor. »Dann können Sie mir mal erzählen, was da in Holland Süd so alles schiefläuft.« Er überlegte kurz und erinnerte sich an Berichte in der Aachener Zeitung, die im überregionalen Teil über den Kreis Heinsberg erschienen waren. »Hat es etwa etwas mit dem Krankenhausskandal zu tun oder mit der strittigen Ansiedlung einer Schokoladenfabrik?« Beide Themen hatten in der Region kurzzeitig für Aufmerksamkeit gesorgt.
    Das irritierte Zucken in Krupps Augen zeigte ihm deutlich, er hatte nicht völlig mit seiner Frage danebengelegen.
    Der junge Journalist nickte stumm.
    Böhnke verspürte ein leichtes Unwohlsein. In die Stirnhöhlen war ein Geruch eingebrochen, den er in dieser intensiven, störenden Form nirgendwo sonst wahrgenommen hatte. Es war das Gemisch aus Benzin und Abgasen in der geballten Menge, das seine Spuren in der Nase und in den Geruchsnerven hinterließ. Hinzu kam der extreme Motorenlärm, der ebenso wie das ständige Quietschen von Reifen auf die Ohren drückte. Nein, das war nicht seine Welt.
    Der Motorenlärm war allerdings noch ohrenschmeichelnd im Vergleich zu dem Sirenengeheul, das urplötzlich von allen Seiten losbrach. Die Schallwellen schlugen ineinander und machten aus dem eigentlich gerade noch erträglichen Heulen ein unrhythmisches, nervendes Getöse.
    Böhnke presste die Hände gegen die Ohren.
    Krupp zerrte ihn am Arm über die Boxengasse in die Garage, in der es wohltuend ruhig war.
    »Da muss etwas Schlimmes passiert sein«, stammelte der Journalist aufgeregt und besorgt. Irgendwo auf der Strecke müsse es wohl einen gewaltigen Unfall gegeben haben, sonst wäre nicht dieser Großalarm ausgelöst worden. Er deutete auf die Rennstrecke vor ihnen. »Sehen Sie die Streckenposten? Sie schwenken die schwarze Flagge als Zeichen, dass das Rennen abgebrochen oder zumindest für längere Zeit unterbrochen wird. Sie stehen rund um den Nürburgring verteilt. Alle Autos müssen dort stehen bleiben, wo sie gerade sind. Wer weiterfährt, wird sofort disqualifiziert.«
    Wie alle Mechaniker, so blickte auch der Journalist unruhig auf die Monitore, auf denen unentwegt ein ›accident‹ aufblinkte. Die Fernsehbilder von der Strecke zeigten nur am Rand stehende Rennwagen. Der Unfall schien sich außerhalb des Schwenkbereichs einer Kamera ereignet zu
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