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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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nicht, was auch möglich gewesen wäre, in hohem Bogen in die Menge geflogen, die hinter einem Zaun auf einem Hang stand. Dann hätte der Unfall in einer unvorstellbaren Katastrophe geendet, ähnlich derjenigen nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Grenzlandring in Wegberg.
    Eine Katastrophe war es auch schon so, dachte sich Böhnke. Es machte doch keinen Unterschied, ob ein Mensch am Steuer eines Rennwagens verbrannte oder ob er bei seinem Unfall noch andere Menschen mit in den Tod riss.
    Krupp war sichtlich erleichtert. Er war froh, dass seinem Kollegen nichts Schlimmeres passiert war. Er kannte den Verstorbenen nicht. Theberath musste wohl, so seine erste Einschätzung nach den Gesprächen mit den Rennfahrern, sehr erfahren und beliebt gewesen sein.
    Noch eine zweite Nachricht machte die Runde. Krupp hatte das Gerücht gehört, das ebenfalls sofort in aller Munde war: Zuschauer wollten, so jedenfalls glaubten Rennfahrer, bei ihrer Suche nach Augenzeugen erfahren haben, mehrere Schüsse gehört haben. Jemand habe absichtlich auf Theberath geschossen, hieß es schließlich. Andere Fahrer wollten dieser Behauptung nicht zustimmen. Wahrscheinlich waren es Verpuffungen oder Entzündungen in Auspuffrohren gewesen, die von sensationsgierigen Mitmenschen als Schüsse interpretiert wurden.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand absichtlich auf einen Rennwagen schießt und ihn dann auch noch bei dieser rasenden Geschwindigkeit trifft«, meinte Krupp, ohne mit seiner Ansicht bei Böhnke einen Kommentar bewirken zu können.
    Sie waren endlich an den Krankenwagen angekommen, die mit immer noch blinkenden Warnlichtern hinter den Unfallfahrzeugen standen. Böhnke erblickte das ausgebrannte Wrack, das von Löschschaum überzogen war. Nichts erinnerte mehr an einen Rennwagen. Am Seitenstreifen stand Bahns Fahrzeug mit einem zerknautschten Heck, dahinter befand sich ein weiteres Fahrzeug, vermutlich ein Opel, mit einer zerbeulten Frontpartie. Das war wohl der Auffahrunfall als Folge des Unfalls von Theberath, vermutete Böhnke.
    Er machte sich auf der Suche nach Bahn und musste sich zunächst den raunzigen Anpfiff eines Feuerwehrmannes anhören, der sich über das störende Herumlaufen eines Zivilisten an der Einsatzstelle beschwerte.
    »Verpiss dich!«, keifte der Mann. »Sonst lasse ich dich einbunkern.«
    Erst der Wink mit dem Dienstausweis und die Nennung seines früheren Dienstgrades stimmten den Rettungshelfer versöhnlich und verschafften Böhnke und Krupp ungehinderten Durchgang.
    Sie suchten lange nach Bahn und vermuteten schon, er befinde sich in einem der Krankenwagen, der mit dröhnender Sirene und voller Beleuchtung davonstob.
    Schutzpolizisten waren mit der Dokumentation des Unfalls beschäftigt. Kameramänner mit kanariengelben Leibchen, auf denen sie als Medienvertreter bezeichnet wurden, filmten unaufhörlich das Geschehen.
    Böhnke fragte sich nicht, wie sie an die Unfallstelle gelangt waren. Manchmal, vielleicht sogar immer, waren Journalisten halt wie die Aasgeier, die instinktiv wussten, wenn es für sie Beute und Futter gab.
    »Da haben Sie Ihre Exklusivstory«, meinte er ironisch zu Krupp. »›Wie ich miterleben musste, wie mein Kollege beinahe bei einem Rennunfall auf dem Nürburgring ums Leben kam.‹«
    Krupp winkte ab. »Glauben Sie allen Ernstes, Helmut lässt sich diese Geschichte entgehen. No way.« Plakativ breitete er die Arme aus, ähnlich einem Priester, der über Wunder sprach. »›Ich war als Augenzeuge dabei, als Theberath starb.‹« Er schüttelte den Kopf. »Da habe ich als später hinzugekommener Schreiberling keine Chance.« Er schaute sich suchend um.
    »Können Sie Bahn entdecken?«

5.
    Bahn hatte es sich im Hang neben der Strecke bequem gemacht. Er hatte sich auf den linken Arm abgestützt und winkte ihnen zu. Den Helm hatte er ebenso abgelegt wie die Kopfhaube.
    »Wird ja langsam Zeit, dass ihr kommt. Seid ihr etwa zu Fuß hier?« Er warte schon eine Ewigkeit auf sie.
    Der Journalist wirkte auf Böhnke erstaunlich gefasst und konzentriert, fast schon kaltblütig.
    »Hey, du alter Schwede! Was ist mit dir?« Krupp betrachtete mit besorgter Miene seinen Kollegen.
    Doch Bahn winkte lässig ab. »Alles in Ordnung. Ich bin topfit. Wenn der Arsch da«, er deutete auf den ramponierten Opel, »mir nicht meinen Daimler demoliert hätte, könnte ich locker weiterfahren.«
    Böhnke sparte sich eine Entgegnung. Er war froh, dass Bahn äußerlich unversehrt geblieben war. Bahn
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