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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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müsse es unbedingt immer bei sich haben während des Rennens. Er wolle auf die andere Seite der Rennstrecke, habe aber weder einen Zebrastreifen noch eine Fußgängerampel gefunden.
    Die Rezeptionistin konnte nicht einmal mehr über diese abgedroschene witzige Bemerkung lachen, wahrscheinlich hatte sie sie schon zu oft gehört. Er solle ins Hauptgebäude nebenan gehen. Von dort führe eine Treppe zu einem Tunnel, der im Fahrerlager ende. Dort könne er sich dann durchfragen. Sie selbst habe keine Ahnung, welcher Rennfahrer im Moment in welchem Rennwagen auf welchem Platz an welcher Stelle des Rings unterwegs sei oder wer gerade pausiere. Sie selbst könne sich Besseres vorstellen, als auf die Monitore zu schauen.
    »Was denn?«, entfuhr es Böhnke.
    »Wenn ich dieses sonnige, warme Wetter sehe, wüsste ich, was ich lieber täte, als hier zu hocken. Ich würde mich in einer Liege von der Sonne bräunen lassen. Solch ein Sonnenschein zu dieser Jahreszeit in der Eifel, das ist einfach nicht mehr normal.«
    Böhnke schwieg zu dieser meteorologischen Betrachtung und machte sich auf den zutreffend beschriebenen Weg, fand auch die Box 13, in der er Bahn antreffen sollte.
    »Da haben Sie aber Glück«, begrüßte ihn der Journalist durchaus erfreut. »Ich bin in ein paar Minuten an der Reihe, wenn mein Kollege seine Runde absolviert hat.« Eine spektakuläre Aktion habe Böhnke schon verpasst: den Start, bei dem im Minutenabstand die drei Felder mit jeweils 60 Fahrzeugen losgeprescht wären.
    Böhnke hätte Bahn fast gar nicht erkannt und wäre wahrscheinlich an ihm vorbeigelaufen, wenn er sich nicht zu erkennen gegeben hätte. Der Mittvierziger trug eine weiße Stoffhaube, die nur die Augenpartie frei ließ, und war mit einer weißen Rennmontur gekleidet, die übersät war mit allen möglichen Aufklebern.
    »Alles Werbung«, lächelte Bahn, der sich auf den Weg vor die Box machte, einen Rennfahrerhelm lässig unter den linken Arm geklemmt. Mit der Werbung finanziere sein Freund das Journalistenteam. »Wir sind drei Kollegen, die in diesem Jahr auf Einladung eines Dürener Unternehmers, mit dem ich befreundet bin, mit einem getunten Mercedes am Rennen teilnehmen dürfen.« Bahn schaute sich um und winkte einen jungen Mann zu sich. »Das ist mein Kollege Lars aus Erkelenz. Unser Freund Siggi aus der Schnee-Eifel ist der dritte Mann in unserem Bunde. Siggi heißt eigentlich Wilfried, der aber von aller Welt aus unerklärlichen Gründen nur Siggi genannt wird. Er versucht momentan, unfallfrei über die Strecke zu kommen.« Das sei gar nicht so einfach, denn er habe einen kleinen Defekt am Wagen festgestellt. »Da klappert wohl etwas. Deshalb kommt er auch schon eine Runde früher an die Box, als nach unserer Einteilung geplant, und wechsele ich früher als beabsichtigt hinters Lenkrad.«
    Böhnke hörte schweigend zu. Er hatte Mühe, alles zu verstehen bei dem Lärm, den die vorbeischießenden Rennwagen erzeugten. Sollte ihn das Geschehen interessieren oder sollte er es als für sich belanglos empfinden? Er war sich noch nicht schlüssig.
    Er bekam nur am Rande mit, wie Bahn ihm die Zahlenfolgen auf den Monitoren erklärte, die nicht nur in dieser, an beiden Seiten offenen Garage an den Wänden hingen, sondern überall zu finden waren, wie Böhnke schon bei seinem Gang zu Bahns Stellplatz festgestellt hatte. Er schaute über die Rennpiste, auf der nach wie vor wie auf einer Kette gereiht schnellere und weniger schnellere Rennwagen ohrenbetäubend an ihm vorbeischossen. Es handelte sich nicht, wie er gedacht hatte, um Flitzer wie bei den Autorennen, von denen er gelegentlich Ausschnitte in Nachrichtensendungen mitbekam, sondern anscheinend um Tourenwagen, die nur gewaltig von den Fahrern oder ihren Mechanikern aufgemöbelt worden waren. Er blickte auf die gegenüberliegende Seite, erkannte links hinten die stufenförmig angelegten Baukörper des Dorinthotels und daran anschließend bis zum rechten Rand seines Blickfeldes die hoch aufragenden, modernen Tribünen, die rappelvoll waren.
    »Ist ja echt was los hier«, kommentierte er. Er wollte schon den Eindruck erwecken, als würde ihn das Geschehen interessieren, allein schon aus Gründen der Höflichkeit, obwohl er dem Rummel noch nicht viel Gutes abgewinnen konnte.
    »Das ist doch gar nichts. Sie müssen mal raus auf die Strecke. Wenn Sie da die Fans sehen, die entlang der Fahrbahn campieren, dann erleben Sie Faszination pur. Hier im Motodrom halten sich in erster Linie die
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