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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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zügig durch die Eifel rollten, nachdem sie aus Aachen hinaus waren und hinter Monschau auf der Bundesstraße südwärts fuhren.
    »Wir sind doch pünktlich da. Du kannst dich mit Bahn amüsieren und ich mich in der Wellness-Oase.«
    Ihr Optimismus schwand, je näher sie der Rennstrecke im Herzen der Eifel kamen. Sie hatten den speziellen Verkehrsfunk eingestellt, auf den auf großen Tafeln am Wegesrand hingewiesen wurde, den der Nürburgringrundfunk auf einer eigenen Frequenz als Service an Renntagen anbot, und sie erfuhren, dass etliche Kilometer rund um die Rennstrecke der Autoverkehr nahezu zum Erliegen gekommen sei. Wegen des überraschend guten Wetters würden mehr Rennsportfreunde als erwartet den Weg zur Rennstrecke finden. Der Veranstalter rechne mit einem neuen Zuschauerrekord mit weit mehr als 120.000 Fans entlang der Piste.
    Was diese Verkehrswarnung konkret bedeutete, bekamen Böhnke und seine Apothekerin eindrucksvoll in Schleiden geboten, noch etliche Kilometer vom Nürburgring entfernt. In dem Städtchen kreuzten sich die Bundesstraßen aus Richtung Aachen nach Koblenz und aus Richtung Köln nach Trier. Am Stoppschild mussten sie sich lange gedulden.
    »Du würdest niemals über diese Kreuzung kommen«, meinte Böhnkes Liebste vorbeugend und er musste ihr insgeheim zustimmen. Mit seinem ruhigen und gemächlichen Fahrstil wäre er an dieser Kreuzung wahrscheinlich ein mobiles Verkehrshindernis.
    Was reizte die Menschen bloß, in dieser geballten Macht einem gemeinsamen Ziel zuzustreben? Böhnke fühlte sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass er richtig daran tat, sich nicht für Autorennen und speziell nicht für Autorennen auf dem Nürburgring zu interessieren. Der einzige Vorteil der Schleichfahrt war das Ausbleiben von riskanten Überholvorgängen oder Rasern, sagte sich Böhnke, positive Aspekte der Situation suchend.
    Plötzlich ging es überraschend schnell. Die von Bahn der Einladung beigefügten Passierscheine bewirkten Erstaunliches. Als wahres Wunder hätte er es jedoch nicht bezeichnet, dass sie bei Kontrollen vor Straßensperren von der Polizei und zivilen Wachdiensten durchgewunken wurden und sie danach fast allein auf der Straße fuhren; ein wahres Wunder war für ihn allenfalls der Umstand, dass er im Orchester der Lebenden, wenn auch nicht als dominierender Streicher, immer noch mitspielen durfte.
    Trotz der zügigen, freien Fahrt auf den letzten Kilometern kamen sie mit erheblicher Verspätung an ihrem Ziel an. Sie hatten auf dem Parkplatz des Dorinthotels den kleinen Polo geradezu schon provozierend in die Reihe der Luxuskarossen eingefügt und sich an der Rezeption gemeldet.
    Selbstverständlich sei die Sauna geöffnet und gebe es die Möglichkeit einer Massage, hatte die junge Frau am Schalter erstaunt bestätigt. Ihr Gesichtsausdruck stellte wortlos die Frage, wieso jemand ausgerechnet jetzt den Wellness-Bereich aufsuchen wollte, da nebenan das Rennen im Gange war. Gerade deshalb, hätte die Apothekerin geantwortet, wäre ihr die Frage tatsächlich gestellt worden.
    Das ihnen zugewiesene Zimmer übertraf alle Erwartungen, war nicht nur ausreichend und ansprechend möbliert, sondern verfügte auch über eine breite Fensterfront und einen davor gelagerten Balkon, wovon es einen ungestörten Blick auf die Rennstrecke und die linksseitig gelegenen Gebäude auf der anderen Seite der Piste gab. Böhnke trat erschrocken einen Schritt zurück, als er die Balkontür öffnete. Mit ohrenbetäubendem Lärm schossen nur wenige Meter von ihm entfernt Rennwagen vorbei in einer einfach nicht enden wollenden Reihe. Schnell verschloss er wieder die Tür und richtete seinen Blick auf mehrere Monitore, die an einer Seite des Zimmers an der Wand hingen. Ein Bildschirm zeigte eine sich ständig aktualisierende Reihenfolge mit Nummern und Zeiten, die anderen brachten bewegte Bilder vom Rennen an verschiedenen Abschnitten der Rennstrecke und aus der Boxengasse. Böhnke war schlichtweg von dieser Informationsfülle überfordert. Aber er würde sich, so tröstete er sich, schon zurechtfinden. Er hatte ja schließlich noch fast 22 Stunden Zeit und außerdem eine wahrscheinlich ruhige Nacht vor sich, denn in das Zimmer drang absolut nichts von dem Lärm der Rennwagen hinein.
    Er habe ein Problem, meinte Böhnke an der Rezeption. Ein Plastikkärtchen, das der Einladung beigefügt war, hatte er sich um den Hals gehängt. Es sei so eine Art Freifahrtschein, hatte Bahn im Begleitschreiben behauptet. Böhnke
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