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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter
Autoren: Damian Raye
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musste sich die Ohren zuhalten. „Du darfst nicht …“
     
    „Was darf ich nicht? Welche Regeln?“ Nox lachte, aber weil Anne sie hörte, sah es aus wie ein stummer Schrei. Die Magierin schloss die Augen und atmete tief ein. „Spürst du das nicht, diesen einmaligen, frischen, alles erneuernden Duft der Zerstörung, dieses Aroma der Agonie?“
     
    Sie hob die Hände empor. An ihren Fingerspitzen sammelte sich eine schwarze Substanz wie Rauch, bildete Schlieren und Schwaden, stieg auf und verdichtete sich über ihrem Kopf. Sie öffnete den Mund, dunkle Rauchfäden glitten ihr über die Lippen, stiegen auf und wurden Teil der Wolke, die sich langsam über ihr bildete, im Licht der Feuerkugel wie ein Schatten war. Ihre Augen blieben geschlossen, sie wiegte sich hin und her.
     
    In der Wolke über ihrem Kopf brodelte es, der schwarze Rauch schien ein ganz eigenes Leben zu entwickeln.
     
    „Du wirst verstehen, dass ich für mein großes Werk Hilfskräfte brauche, die meine Kunst in die Welt tragen, mit meinen Feuerkugeln das Licht bringen, die Reinigung durch die Flamme erst ermöglichen und meiner Magie die Reichweite verleihen …“
     
    In dieser Sekunde stieg der schwarze Ball empor, dehnte sich aus, verfinsterte den Himmel über ihren Köpfen, brach an der Oberfläche auseinander, verlor völlig seine Form und löste sich auf. Gefahr lag in der Luft, Anne hob die Hände zu einer hilflosen abwehrenden Geste. Da öffnete Nox die Augen.
     
    Aus dem Rauch formten sich zahllose riesige Raben, Krähenvögel in unnatürlicher Größe. Sie stieben in alle Richtungen, Myriaden von Federn wirbelten durch die Luft, schwebten zu Boden, legte sich über die ganze Szene, bedeckten Nox und Anne. Die Raben flogen in alle Richtungen davon, nur einer der Vögel landete auf Nox’ ausgestrecktem Arm. Er war fast so groß wie ihr schlanker Oberkörper, doch trotzdem hob sie ihn scheinbar mühelos.
     
    „Was hast du vor, was tust du da?“ fragte Anne. Sie erinnerte sich an Millie, die von einem Vogel angegriffen worden war, und an die Krähen und Raben, die sich immer wieder in den Dienst von Nox gestellt hatten und die sie in vielen Träumen in ihrer Nähe gesehen hatte. Doch das hier schien um Dimensionen furchtbarer zu werden.
     
    „Das Spiel beginnt!“ stieß Nox freudig hervor, drehte sich ausgelassen im Kreis. Dann warf sie wie ein Falkner den Vogel in die Luft, er stieg empor, griff mit seinen Krallen die Feuerkugel und flog fort in Richtung Abgrund. Er durchquerte eine große Strecke im Sinkflug, ließ dann den Feuerball hinabstürzen, der Vogel selbst zerbarst zu einer Wolke aus Ruß, die aufstieg und sich sammelte, vom Wind zurückgeweht wurde, sich vor Nox verdichtete, wieder zu etwas Körperhaften wurde, ein neuer Rabe wie ein Phönix aus der Asche entstanden, der nach einer neuen Feuerkugel griff, die Terox Enna entstiegen war, um sie ins Tal zu tragen.
     
    „Dies ist meine Streitmacht der Lüfte, nichts wird sie aufhalten.“ erklärte Nox merkwürdig sachlich. „Sie werden meine Feuerkugeln dort hinab tragen und jede von ihnen auf ein würdiges Ziel stürzen. Und dieser hier …“ Sie strich liebevoll über die Federn des Tieres. „… dieser hier ist nur einer von ihnen. Entweder tragen sie meine Kugeln ins Ziel oder sie stürzen sich auf ihre Opfer und lassen nicht nach, bis diese kein Fleisch mehr auf den Knochen haben. Sie sind schlimmer als die Pest!“
     
    Am Boden des Abgrunds war ein Feuer ausgebrochen, das die Szenerie gespenstisch beleuchtete. Hitze stieg auf, flirrende Luft, die die Rauchschwaden vertrieb. Erst jetzt sah Anne, was dort unten im Tal lag. Nein, diese Stadt hatte sie in Nethernox noch nie gesehen, den sie gehörte nicht zum Reich der Magierin – das war ihre Heimatstadt Maidstone.
     
    „Das ist nicht dein Reich, du hast keine Macht in meiner Wirklichkeit!“ Mit diesen Worten hoffte Anne, sie aufzuhalten. „Ich will das nicht!“
     
    „Wärest du sonst hier?“ entgegnete Nox. „Ich werde doch nur helfen. Du hast Probleme damit, in mein Reich zu kommen, also kommt mein Reich zu dir! Wir werden großartige Herrscherinnen sein!“
     
    Der restliche Schwarm, zahllose Vögel, hatte sich über ihnen gesammelt und schien auf eine Anweisung zu warten. „Heute bringen wir zu Ende, was wir vor Monaten begonnen haben. Wir werden dieses widerwärtige Land in Trümmer legen und etwas Neues, Größeres aufbauen! Doch zuerst muss das Blut den trockenen, hungernden Boden
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