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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot
Autoren: Markus Theisen
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der Feuervogel aus der Asche erheben. Und des Phoenix’ getreuer Paladin führte mich schlussendlich auf die richtige Spur!«
    »Jetzt ist er komplett durchgeknallt«, dachte sich Steffi, als sie in das verzückte Gesicht ihres Gegenübers sah.
    Der ließ nun seiner Rede freien Lauf und gab alles detailgetreu wieder, natürlich inklusive des Besuchs beim alten Justus, was ihm heute widerfahren war. Dann widmete sich Fritz dem mitgebrachten Essen, denn er liebte selbstgemachten Kartoffelsalat. Lächelnd bedankte er sich bei seiner fürsorglichen Gönnerin.
    Und während Kommissarin Franck nun von ihrem Besuch bei Krause und dessen Frau berichtete, begann er sich vor lauter Heißhunger das Essen in seinen leeren Magen zu schaufeln. Doch Steffis Informationen ließen den Appetit des Märchenfreunds von Minute zu Minute schwinden und seine verzweifelte Hoffnung, der Motorradhändler sei der Mörder gewesen, löste sich in Wohlgefallen auf .
    » Es besteht absolut kein Zweifel an Krauses Unschuld, da zwei Geschäftsleute aus St. Josef, die ebenfalls an besagter Gewerbeversammlung am Sonntagabend teilgenommen hatten, ihr unabhängig voneinander dessen Aussage bestätigten. Demnach hatte der Krause die ganze Zeit über, bis zum Ende der Veranstaltung so gegen ein Uhr, neben ihnen gesessen.«
    Weller schob den noch halbvollen Teller von sich weg, legte das Besteck daneben und sagte wehleidig: »Sorry, tut mir echt leid. Ich bringe keinen Bissen mehr runter. Die ganze Geschichte ist mir doch zu sehr auf den Magen geschlagen.« Steffi nickte verständnisvoll und antwortete: »Ist schon gut, kein Problem. Aber eins habe ich noch.« Sie berichtete, dass sie anschließend noch mit Krauses Frau Inge, der allseits beliebten Biker-Braut geredet hatte. Und dass die Gute unbedingt mit ihr unter vier Augen sprechen wollte .
    » Ich fands zunächst schon etwas merkwürdig, doch als sie dann so erzählte, wurde mir schnell klar, weshalb ihr Göttergatte nicht mit von der Partie sein durfte. Denn genau wie wir bereits vermuteten, hatten Manfred Kreismüller und sie bereits seit fast drei Jahren ein Verhältnis. Mit fester Stimme sagte sie, dass sie nichts bereue. Bei ihrem Alten wäre doch komplett Ebbe in der Hose, da würde sich seit Langem doch rein gar nichts mehr abspielen.«
    Dann stand Steffi auf, stellte sich mitten ins Büro und imitierte Inges frivoles Gezeter: »Der kennt doch nur noch seinen Laden von innen! Außer Öl füllt der doch schon lange nichts mehr ein! Ich habe schließlich auch Bedürfnisse! Da hätte ich ja gleich ins Kloster gehen können!«
    Die Kommissarin hielt sich ihren Bauch vor Lachen und fügte hinzu: »Mensch, das hättest du sehen müssen. Die vernachlässigte Ehefrau war ja kaum zu bremsen. Na jedenfalls hatte sie sich mit Manfred tatsächlich für den Sonntagabend verabredet. Aber wie wir wissen, wartete sie vergebens auf ihren Liebhaber und musste daher alleine und unverrichteter Dinge ihr Bett aufsuchen. Sie wird sich nach einem neuen Spielgefährten umschauen müssen. Na Fritz, wär das nichts für dich? Dann kommst du vielleicht auf andere Gedanken?«
    »Du weißt doch, ich bin verheiratet … aber geil wärs schon!«
    »Endlich mal die Art Antwort von ihm, die sich ganz nach dem alten Fritz anhört und nicht dieses dauernde vor Selbstmitleid triefende Gewinsel der letzten Tage«, dachte Steffi erleichtert.
    Draußen vom Gang schallte Uschi Schalupkes schrilles »schönen Abend und bis morgen« in ihr Büro. Die Sekretärin verabschiedete sich wie immer recht lauthals von irgendwelchen Kollegen in ihren Feierabend. Dies war zugleich das untrügliche Zeichen dafür, dass es schon 16 Uhr war. Denn Uschi Schalupke packte immer punktgenau um 16 Uhr ihre sieben Sachen und machte sich von dannen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Nur einen Wimpernschlag darauf öffnete sich unvermittelt die Bürotür und der Frischling aus der Kriminaltechnik, mit einer grauen Umlaufmappe in der Hand, kam hereingeschlurft. Ohne viele Worte zu verlieren gab Lockenkopfs Kollege dem Kommissar die Mappe. Sie enthielt das noch ausstehende Resultat des Vergleichs der Fingerabdrücke von Hammerstiel und dem Knopf der Wehrmachtsjacke mit Sandras Papiertaschentuchpäckchen. Dann entschwand der Knabe wieder genauso stickum, wie er vorhin auf der Bildfläche erschienen war und zog die Bürotür sachte hinter sich zu.

Kapitel 18
    Steffi sah Weller erwartungsvoll an .
    » Los, sieh schon nach«, forderte sie ihn auf.
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