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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot
Autoren: Markus Theisen
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zwar wie im gesamten Fahrzeug kein Blut, aber dafür andere getrocknete Körperflüssigkeiten gesichtet .
    » Frei nach dem Motto ob blond ob braun, ich liebe alle Fr aun hatte der alte Stecher wohl häufig wechselnde, weibliche Begleitungen und offensichtlich schob er so manch flotte Nummer in der Kiste!« Der Frischling lachte sich halb tot und fand sich und seine Titulierung des Toten absolut cool. Doch zu seiner Verwunderung wurde seine Coolness weder vom Lockenkopf noch vom Kommissar geteilt .
    » Und was gibts sonst noch, du Komiker?«, zischte Weller scharf. Eingeschüchtert lief das Gesicht des Frischlings daraufhin in Sekundenschnelle puterrot an und von seiner überschäumenden Lässigkeit war urplötzlich nichts mehr zu spüren. Verlegen haspelte er: »Äh, wir konnten die Fingerabdrücke des Mordopfers und seiner Schwester sicherstellen. An den übrigen arbeiten wir noch.«
    »Was machst du dann noch hier. Sieh zu dass du weiterkommst!« Nach dieser durchaus nicht spaßig gemeinten Abfuhr durch den Kommissar entfernte sich die Tomate, winselnd wie ein geprügelter Hund mit eingekniffenem Schwanz .
    » Fingerabdrücke! Au Mist, bei dem Chaos heute Morgen, habe ich daran doch tatsächlich nicht mehr gedacht!« Siedend heiß schoss dem Lockenkopf plötzlich beim Stichwort Fingerabdrücke in den Sinn, dass er den Vergleich der Abdrücke auf Hammerstiel und Uniformknopf mit denen auf Wellers Päckchen Papiertaschentücher vom gestrigen Abend noch nicht durchgeführt hatte .
    » Ich geb mich sofort daran. In gut einer Stunde wissen wir, ob die Tochter beteiligt war, versprochen.« Bei jedem anderen Fall wäre Weller aufgrund der verpennten Analyse ausgerastet. Doch bei dieser Geschichte durchzuckte sogleich »sie bekommen noch eine Schonfrist« seine traurigen Gedanken. Dann verließ Weller die Laborräume und war gegen zwanzig vor drei wieder zurück in seinem Büro.
    Er entledigte sich seiner warmen Winterjacke. Träge sammelte Fritz nun alle Papiere, die er gestern Morgen überall in seinem Büro der besseren Übersicht wegen ausgelegt hatte wieder ein, quetschte alles in den alten Pappordner und hing diesen zurück ins Ausziehregal des Wandschranks .
    » Ich gehe mal stark davon aus, dass ich das Zeug nicht mehr brauchen werde«, stöhnte er. Einzig Rosis schwarz-weißes Porträtfoto und der Brief ihres leiblichen Vaters lagen noch nebeneinander auf seinem Schreibtisch. Fritz setzte sich in seinen Stuhl und beugte sich über das Bild. Gebannt starrte er in ihre Augen und murmelte leise vor sich hin: »Ich fürchte mich vor dem, was ich herausgefunden habe. Furcht, du könntest es letztlich doch getan haben. Furcht, Sandra könnte es gewesen sein. Bin ich nun Sandras Vater, oder nicht? Diese eine Antwort bist du mir noch schuldig. Ich will es wissen, ich muss es wissen!« Er schüttelte resigniert seinen Kopf: »Hoffnung ist was für Narren!« Im grauen Nachmittagslicht dieses 27. Novembers 1991 klammerten sich seine müden Augen an Rosis jugendliches Gesicht … bis die grelle Zimmerbeleuchtung mit den Worten »du verdirbst dir deine Augen« von Kommissarin Franck angeknipst wurde .
    » Erst halb vier und doch schon so dunkel. Man könnte glatt meinen, es wäre schon Abend.« Steffi war zurück und als sie feststellte, dass ihr Kollege seine alten Unterlagen wieder eingesammelt hatte, fügte sie ironisch hinzu: »Hey, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Du hast ja tatsächlich das ganze Altpapier wieder weggeräumt. Jetzt kann ich doch glatt ganz normal in meinem Büro arbeiten!« Dann stellte sie ihm einen mit zwei Frikadellen sowie hausgemachtem Kartoffelsalat üppig beladenen weißen Porzellanteller vor die Nase und drückte ihm das eigens mitgebrachte Essbesteck samt Serviette in die Hand. Extra für ihren Kollegen hatte sie diese ordentliche Portion vom Buffet der Geburtstagsfeier ihres Vaters abgezweigt. Weller, der bis vor ein paar Sekunden noch tiefgründig seine Gefühle durchforscht hatte, wurde nun in kürzester Zeit durch den Geruch und den Anblick von Kartoffelsalat und Frikadellen wieder in die Realität zurückgeholt .
    » Los erzähl schon, was hast du denn heute erreicht?« Steffi sah Weller fragend an und setze sich in ihren Stuhl .
    » Glaubst du an Sagen und Märchen?«
    »Was ist das denn für eine komische Frage? Glaube ich an Sagen oder Märchen … Aschenputtel oder was?«
    »Tja, ich für meinen Teil glaube jedenfalls seit heute fest daran. Denn mit Hilfe der beiden konnte sich
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