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Notlösung vorgesehen

Notlösung vorgesehen

Titel: Notlösung vorgesehen
Autoren: K. H. Scheer
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las­sen, die sich dar­aus er­ge­ben, daß man grund­sätz­lich zu al­len Zei­ten über Sup-Ul­tra­kurz­wel­le der GWA er­reich­bar sein muß­te.
    Ich sah den Tal­grund ra­send schnell auf mich zu­kom­men. Un­ten stan­den ei­ni­ge Mäd­chen und die vier Trai­ner zu­sam­men, die für die an­de­ren Tou­ris­ten am Mount McKin­ley das Sport­pro­gramm ab­zo­gen. Sie hat­ten be­merkt, wie kri­tisch mei­ne Si­tua­ti­on war. Mit schnee­wei­ßen Ge­sich­tern späh­ten sie zu mir her­auf.
    In nur we­ni­gen Me­tern Hö­he glitt ich über ei­ne Fels­na­del hin­weg, die aus dem Schnee em­por­rag­te, dann warf ich mich nach links und jag­te auf einen all­mäh­lich auf­stei­gen­den Hang zu. Kurz be­vor ich ihn er­reich­te, wag­te ich al­les. Ich riß die Spit­ze des Dra­chens hoch und stemm­te mich voll ge­gen den Wind. Über mir krach­te es. Der Stoff zer­riß. Gleich­zei­tig aber ge­lang es mir, mei ne Fahrt fast voll­kom­men auf­zu­he­ben. Ich ließ mich aus den Schlin­gen des Dra­chens fal­len und stürz­te acht Me­ter tief in den Schnee. Er war im­mer­hin so weich, daß ich bis über den Kopf dar­in ver­schwand. Das war mein Glück, denn die Res­te des Dra­chens schos­sen dicht über mich hin­weg. Sie hät­ten mir den Schä­del zer­schmet­tert, wenn er über den Schnee hin­aus­ge­ragt hät­te.
    So konn­te ich mich all­mäh­lich em­por­ar­bei­ten. Aber ich brauch­te nicht mehr viel zu tun. Trai­ner Brad­dock er­schi­en über mir, reich­te mir die Hän­de und zog mich her­aus.
    »Ty­pisch für Sie«, sag­te er tro­cken. »Drei Wo­chen lang le­gen Sie Flü­ge hin, daß wir al­ten Ha­sen blaß wer­den vor Neid, aber wenn die hüb­sche­s­ten Pup­pen aus Cal­ga­ry her­über­kom­men, dann bau­en Sie die Bruch­lan­dung des Jahr­hun­derts. Und das al­les zwei Ta­ge vor Sil­ves­ter. Wie geht’s?«
    »Bes­tens«, ent­geg­ne­te ich. »Jetzt weiß ich we­nigs­tens, daß auch ein paar Ta­ge Tau­wet­ter dem Schnee noch nicht viel scha den kön­nen.«
    Wir grins­ten uns an und wa­ren bei­de er­leich­tert, daß al­les noch so glimpf­lich ver­lau­fen war. Wie­der­um muß­te ich an Utan den­ken. Ihm wür­de ich nichts von die­sem Vor­fall er­zäh­len. Er hät­te oh­ne­hin kein Ver­ständ­nis da­für ge­habt. Je­mand, der sol­che Se gel­oh­ren hat wie er, kann in sol­chen Si­tua­tio­nen not­falls auch oh­ne Flug­ge­rät aus­kom­men.
    »Jack«, sag­te ich. »Wo kann ich einen schnel­len Flug­schrau­ber char­tern?«
    Ihm fiel die Kinn­la­de nach un­ten.
    »Ehr­lich«, er­wi­der­te er. »Sie soll­ten sich die­se Pan­ne nicht so zu Her­zen neh­men, daß Sie des­halb gleich den Ur­laub ab­bre­chen. Wir ha­ben uns doch für die Sil­ves­ter­par­ty al­ler­hand vor­ge­nom­men.«
    »Wo, Jack?«
    »Muß das wirk­lich sein?« Er deu­te­te hilf­los auf das ver­bo­ge­ne Ge­stän­ge des Dra­chens. »Es ist doch al­les gut­ge­gan­gen, und ich ver­spre­che Ih­nen, daß ich sämt­li­che Stof­fe neu span­nen las­se. Ich ga­ran­tie­re Ih­nen, daß wir …«
    »Wo?«
    Er seufz­te ent­täuscht und blick­te mich fra­gend an. Er konn­te ein­fach nicht ver­ste­hen, daß ich wirk­lich Schluß ma­chen woll­te. Na­tür­lich konn­te er nicht wis­sen, was tat­säch­lich da­für ver­ant­wort lich war, und er fürch­te­te um den Ruf die­ses Fe­ri­en­pa­ra­die­ses. Ich box­te ihm freund­schaft­lich ge­gen den Ober­arm.
    »Jack, ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen. Im nächs­ten Jahr bin ich wie­der hier. Mit die­ser Pan­ne hat das wirk­lich nichts zu tun.«
    Ich nick­te ihm zu, konn­te aber sei­ne Be­fürch­tun­gen nicht ganz zer­streu­en. Das aber konn­te ich nicht än­dern. Brad­dock wür­de schon mer­ken, daß ihm und der tou­ris­ten­ab­hän­gi­gen Be­völ­ke­rung die­ses Ta­les un­ter dem Mount McKin­ley kei­ne Nach­tei­le aus dem Vor­fall er­wach­sen wür­den.
    »Al­so, Jack, wo kann ich ei­ne Ma­schi­ne char­tern?«
    »Sie sag­ten, schnell muß sie sein?«
    »So ist es.«
    »Okay. Ich mach das schon für Sie. Wann wol­len Sie sie ha­ben?«
    »In ei­ner Stun­de.«
    Nun war es vollends vor­bei. Ich hät­te Stein und Bein schwö­ren kön­nen, daß mein plötz­li­cher Auf­bruch nichts mit der Pan­ne zu tun hat­te, er hät­te es mir nicht
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