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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas
Autoren: Ulrike Schweikert
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Jacob und Reint und Anneke, eine Cousine zweiten Grades, sowie die beiden Servienten Marieke und Morten. Dame Elina winkte die jungen Vampire und Hindrik näher.
    »Da ihr bereits über die Worte spekuliert, die ihr erlauscht habt, hört nun die ganze Geschichte.«
    Sie berichtete von dem geheimen Treffen am Genfer See und von dem ungeheuerlichen Vorschlag, den die Druidin aus Irland ihnen unterbreitet hatte. In Alisas Kopf begann es zu rauschen.
    Sie würde mit der Dampfeisenbahn nach Rom fahren und ein ganzes Jahr bei den Nosferas wohnen. Sie würde Unterricht erhalten in Abwehr gegen Kirchenkräfte und in anderen magischen Künsten. Aber auch die Sprache des Landes und die Geschichte ihrer Menschen würde sie erlernen. Und nicht nur das. Sie würde die jungen Vampire der anderen Clans kennenlernen: der Lycana aus Irland, der Dracas aus Wien, der Vyrad aus London und der Pyras aus Paris. Wie viele Geschichten hatte sie schon über diese Familien gehört, deren Mitglieder hinterhältig und böse sein sollten und mit denen die Vamalia schon seit Jahrhunderten  im Krieg lagen. Und mit diesen Vampiren sollte sie zusammen unterrichtet werden?
    Eigentlich hätte sie nun Abscheu empfinden müssen oder so etwas wie Furcht, stattdessen fühlte es sich eher an wie freudige Erregung. Sie und die beiden Jungen - nun, das war ein kleiner Nachteil, aber den würde sie in Kauf nehmen müssen - würden nach Rom gehen und der Langenweile, die so sehr an ihr zehrte, endgültig entfliehen!
     
    Über der Ewigen Stadt senkte sich der Abend herab. Es würde wieder eine der lauen Spätsommernächte werden, die zum Lustwandeln einluden, zum Besuch eines der Theater oder Musikhäuser, eines der Gasthäuser mit seinen weißen Leinentischdecken oder einer der zahlreichen Bars, um an dem hölzernen Tresen einen guten Schluck zu genießen. Im Verlauf des Abends würde es dann viele der männlichen Nachtschwärmer zu den Häusern ziehen, die sich in den engen Gassen etwas abseits der prächtigen Palazzi und Kirchen wie Unrat vermehrten. Die freizügige Kleidung der Damen - die eigentlich keine waren - und ihre meist grell bemalten Gesichter sprachen deutlich davon, welcher Art von Vergnügung die Besucher hier nachgingen.
    Eines dieser Mädchen hatte an einer düsteren Ecke Position bezogen. Die Zeit verstrich, und sie begann, unruhig auf und ab zu gehen. Immer wenn sie sich der Tür der nahe gelegenen Bar näherte, offenbarte der Lichtschein, der sie umschmeichelte, dass sie ungewöhnlich hübsch und sauber war und in ihrem Gesicht noch die feine Unschuld lag, die sich auf der Straße nur zu schnell verliert. Eine seltene Erscheinung an diesem Ort und zu dieser Zeit. Und es war auch kein Zufall, der sie hierher geführt hatte. Sie tastete nach dem Beutel unter ihren Röcken. Für so viel Geld wäre sie auch bereit gewesen, noch viel merkwürdigere Aufträge auszuführen!
    Der Mann, der sie ausgesucht und hier postiert hatte, trat zu ihr  und reichte ihr ein Glas mit einer grünlichen Flüssigkeit. »Trink, er wird bald da sein. Und pass auf, dass er dir nicht entwischt. Er hat ein verlockendes Ziel vor Augen und will sich hier ganz sicher nicht aufhalten. Es ist deine Aufgabe, dass er es sich anders überlegt!«
    Das Mädchen trank das Glas leer und gab es dem Mann zurück. Das bittere Gebräu trieb ihr Tränen in die Augen. Sie schüttelte den Kopf, um den aufsteigenden Schwindel zu vertreiben. Hoffentlich kam er bald. Sie fühlte, wie ihre Beine schwer wurden.
    Da sah sie ihn. Kein Zweifel. Ihr Auftraggeber hatte ihr gesagt, sie würde ihn an seinem Gang erkennen, und richtig, sie hatte noch keinen Mann gesehen, der sich mit solch einer Anmut bewegte. Es war, als würden seine Schuhe kaum das Straßenpflaster berühren. Das Mädchen atmete einmal tief durch, dann trat es ihm entgegen. »Verzeiht, Signore!«
     
    Erado marschierte flotten Schrittes durch die Gassen. Er freute sich auf diesen Abend, den er ohne die anderen Clanmitglieder zu verbringen gedachte, die ihm zunehmend auf die Nerven gingen. Immer die gleichen Gelage, immer die gleichen Gesichter und die gleichen Gespräche. Dabei gab es so viel mehr, was sie schon gesehen hatten. Selbst Erado, der einer der Jüngsten in der Runde war, hatte die Zeit unter Napoleon und seiner Familie erlebt, die ersten zaghaften Regungen von Rebellion nach seinem Sturz, Geheimbünde und Gegengeheimbünde, Aufstände und deren Niederschlagung - und dann Garibaldi, der mit seinen wenigen Männern
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