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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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allmählich auch die restlichen Gästewohnungen auszubauen.
    Ein paar Hunderttausend Kronen von Henriks Mutter wären eine große Hilfe, aber Malin hatte die Hoffnung auf dieses Geld mehr oder weniger aufgegeben. Sie konnten es sich nicht leisten, einen Prozess zu verlieren. Dann würden sie das Haus definitiv verkaufen müssen. Und Henriks Schwestern schienen lieber sterben zu wollen, als einen Teil von ihrem Erbe abzugeben.
    Malik nahm den Topf vom Herd und goss das kochende Wasser in die Teekanne.
    »Das war ein dänischer Fotograf, der vielleicht für eine Woche kommt.« Henrik zeigte auf sein Handy.
    Malin nickte, wollte aber noch nicht zu fest daran glauben.
    »Mode?«
    »Nein, Bier.«
    »Von mir aus könnte es Porno sein, Hauptsache, das Geschäft kommt endlich in Gang.«
    »Okay …«
    »Das war ein Scherz.«
    Malin schenkte den Tee ein, gab ein bisschen Milch dazu und ging zu Henrik hinüber. Nachdem sie die vollen Becher auf den Tisch gestellt hatte, nahm sie sich einen Stuhl. Der Schmerz, der durch ihren Fuß schoss, ließ sie laut aufschreien.
    »Was ist?« Henrik sprang auf und sah sie besorgt an.
    Sie stand auf einem Bein und wand sich vor Schmerzen, Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
    »Malin, was hast du?«
    »Weiß nicht«, stöhnte sie. »Mein Fuß, irgendwas …«
    Langsam ließ sie sich auf den Stuhl sinken, während Henrik um den Tisch herumging.
    »Du blutest ja.«
    Sie blickte an sich hinunter. Erst jetzt sah sie die großen dunklen Tropfen auf dem grau lackierten Holzfußboden. Sie streckte das Bein und hielt den Fuß in die Höhe. Der stechende Schmerz war höllisch. Es tat so weh, dass sie Angst bekam.
    Henrik ging in die Hocke und betrachtete den ausgestreckten Fuß.
    »Das scheint ein Stück Glas zu sein.« Er sah noch genauer hin. »Ja, mitten in der Ferse.«
    Beim Gedanken an eine Glasscherbe, die sich tief in ihren Fuß gebohrt hatte, fing Malin erneut an zu jammern.
    »Wie sieht die Scherbe aus? Ist sie groß?«
    Henrik öffnete den Mund.
    »Eigentlich will ich es gar nicht wissen«, schnitt sie ihm das Wort ab.
    Er musterte ihren Fuß und blickte mit tief gerunzelter Stirn zu ihr auf.
    »Ich muss sie rausholen.«
    Instinktiv zog sie ihren Fuß weg.
    »Malin«, sagte er wie zu einem Kind und umfasste ihren Knöchel.
    »Ich weiß, aber sei vorsichtig.«
    »Du musst stillhalten.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite und versuchte sich zu entspannen, aber das war nicht leicht. Als sie ahnte, wie Henriks Daumen und Zeigefinger sich ihrer Ferse näherten, spannte sie ihren Körper noch mehr an. Am schlimmsten war es, als er die Scherbe berührte und die sich in der Wunde bewegte. Wahrscheinlich handelte es sich bloß um einige Millimeter, aber es fühlte sich an, als würde Henrik einen Speer durch ihr ganzes Bein bis hinauf zur Hüfte bohren. Dann folgte ein kurzer, aber schwächerer Schmerz, und es war vorbei.
    Malin keuchte ein paarmal. Sie fühlte sich befreit und verletzlich zugleich.
    Henrik hielt die Glasscherbe in die Höhe. Sie war etwa fünf Zentimeter lang und leicht gebogen, als stammte sie von einem Weinglas.
    »Ich hol dir ein Pflaster.« Er legte die blutige Scherbe auf den Tisch.
    Rasch ging er ins Badezimmer und kam mit dem grünen Verbandskasten zurück. Nachdem er die Ferse gereinigt hatte, klebte er auf Malins Anweisung zwei Pflaster kreuzweise über die Wunde.
    »Der Schnitt ist ziemlich groß. Vielleicht solltest du morgen zur Krankenstation fahren«, sagte er, während er das Verbandszeug wieder einpackte.
    »Morgen ist es zu spät. Wenn die Wunde genäht werden soll, muss man das heute Abend machen.«
    Henrik sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, von dem sie annahm, dass er bedeutete: Wenn du möchtest, gehe ich hinüber zu Bengt und Ann-Katrin und frage sie, ob sie auf die Kinder aufpassen, während ich dich nach Visby fahre.
    »Ich glaube, sie würden sowieso nicht nähen.«
    Henrik sagte nichts, schien aber aufzuatmen. Vorsichtig stellte Malin den Fuß auf den Boden.
    »Ich hasse diese verfluchten Mieter. Jetzt bin ich mehrere Tage behindert.«
    Henrik wollte gerade etwas darauf erwidern, als sie Ellen von oben rufen hörten.
    »Mama, Mama, komm schnell.«
    »Was ist denn los, Ellen?«
    »Komm schnell, Mama, hier ist Kacke.«
    Malin und Henrik sahen sich an.
    »Was soll das heißen«, rief Malin. »Kacke?«
    »Hier ist Kacke. Zwischen den Spielsachen. Jetzt komm!«
    Hastig stellte Henrik den Verbandskasten ab und ging mit schweren Schritten nach oben. Malin folgte
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