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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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ihm und überlegte, ob wohl noch mehr Scherben herumlagen. Sie mussten in der Küche staubsaugen. Aus dem Kinderzimmer hörte sie Gemurmel und dann plötzlich Henriks laute Stimme: »Igitt, wie ekelhaft! Was soll denn das?«

2
     
    Malin starrte in den geflochtenen Spielzeugkorb und hielt Ellen mit der linken Hand zurück.
    »Könnte das ein Tier gewesen sein?«, fragte Henrik. »Vielleicht ist eine Katze hereingekommen?«
    »Nach Katzenscheiße sieht das nicht aus«, antwortete Malin. Sie spürte, wie sie eine leichte Übelkeit befiel, ungefähr so, wie wenn sich ein Magen-Darm-Infekt ankündigte. Unter den Spielsachen hatte eine große dunkle Kackwurst gelegen. Es war so widerlich, dass sie nicht recht wusste, wohin mit sich.
    »Ein Hund vielleicht?«, fragte Henrik.
    »I think that some sick bastard has crapped in the children’s toybasket.« Malin zog Ellen noch ein Stück weiter weg von dem Korb.
    »Was hast du gesagt, Mama?«
    Sie wusste selbst nicht genau, wieso sie Englisch gesprochen hatte. Nun war Ellen noch neugieriger geworden.
    »Hör auf, das muss ein Tier gewesen sein.«
    »Die einzigen Tiere, die sich meines Wissens in Häuser schleichen und in Schubladen oder Körbe kacken, sind Katzen, und das ist keine Katzenscheiße. Außerdem decken Katzen ihre Häufchen üblicherweise nicht mit einem Kubikmeter Spielzeug zu, wenn sie fertig sind.«
    »Aber das könnte doch einer der Mieter getan haben.«
    Sie sah Henrik an. Wie meinte er das?
    »Vielleicht haben sie es gar nicht bemerkt und beim Aufräumen dann …«
    »Das muss doch gestunken haben«, unterbrach sie ihn.
    Henrik dachte kurz nach, dann zuckte er mit den Schultern und griff nach dem Korb.
    »Ich bringe ihn runter in die Waschküche und versuche, ihn irgendwie zu desinfizieren.«
    »Die Spielsachen müssen auch alle gewaschen werden.«
    »Das ist mir klar«, zischte er und verschwand mit dem Korb.
    »Das war keine Kritik«, rief Malin ihm hinterher.
    Sie seufzte. Mein Gott, so was war doch kein Grund zu streiten.
    »Komm.« Sie nahm Ellen an der Hand und humpelte mit ihr zum Bad.
    Nachdem Ellen sich die Hände gewaschen hatte, wusch Malin ihr das Gesicht und zog sie aus. Sie wickelte ihre Tochter in den Bademantel, begleitete sie zurück ins Kinderzimmer und setzte sie auf die Bettkante.
    »Bleib hier sitzen, bis ich ein paar Mülltüten geholt habe. Fass nichts an. Wir müssen alles waschen.«
    »Aber nicht mein Kaninchen!«, protestierte Ellen.
    »Das muss auch in die Waschmaschine. Du darfst nichts anfassen, hast du mich verstanden? Bleib hier sitzen, bis ich wieder da bin.«
    Ellen nickte.
    Als Malin mehr oder weniger auf einem Bein die Treppe hinunterhüpfte, kam ihr plötzlich der Gedanke, dass es ein Fehler war, Ellen da oben allein zu lassen. Das Gefühl wurde mit jeder Stufe intensiver. Etwas Fremdartiges schien hier gewesen zu sein. Das war natürlich auch so, aber sie meinte etwas bösartig Fremdes, das neben den äußerst greifbaren Überbleibseln im Spielzeugkorb auch unsichtbare Spuren hinterlassen hatte. Hätte sie Ellen lieber mit nach unten nehmen sollen? Aber dann wäre Axel ganz allein da oben.
    Was, wenn sich jemand im Haus befand? Der Gedanke überkam sie ohne Vorwarnung und ließ sie nach Luft schnappen. Sie versuchte, ihn zu verdrängen. Warum sollte jemand hier im Haus sein?
    Lästige Gedanken. Normalerweise quälte sie sich nicht mit solchen Vorstellungen. Nun würde sie erst ins Bett gehen können, wenn Henrik das gesamte Haus durchsucht hatte. Malin öffnete die unterste Küchenschublade und riss jede Menge Plastiktüten heraus. Am liebsten hätte sie die Spielsachen, die irgendwie mit der Kacke in Berührung gekommen waren, einfach weggeschmissen, aber das ging natürlich nicht.
    »Das kann ich doch machen«, rief Henrik aus dem Badezimmer. »Leg deinen Fuß hoch.«
    »Kein Problem«, rief sie zurück. »Ich schaff das schon.«
    Sie ging wieder nach oben. Hinauf ging es leichter als hinunter. Im Kinderzimmer angekommen, begann sie, alles einzupacken, was Ellen herausgezogen hatte. Sie hatte viel zu viele Tüten geholt. Drei reichten aus. In zwei stopfte sie die Spielsachen, und die dritte hatte sie sich über die Hand gestreift, um ihren Ekel in Schach zu halten.
    Sie nahm Ellen mit nach unten in die Küche. Dort fiel ihr ein, dass das Mädchen Hausschuhe tragen sollte, falls noch mehr Scherben herumlagen. Also setzte sie Ellen auf einen Stuhl und humpelte wieder nach oben, um die weißen Kaninchenpuschen zu
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