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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker
Autoren: Manfred Reuter
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wiederkommen.“
    „War er tot?“
    „Kann sein. Ich glaube ja.“
    Faust sah Lübbert an: „Und Sie, was meinen Sie? Haben auch Sie eine Meinung dazu?“
    „Ich dachte erst, er hätte noch gelebt. Doch als ich in der Zeitung gelesen habe, dass er tot ist, kamen mir Zweifel.“
    „Und Sie waren mit ihm nicht noch woanders. Auf dem Januskopf zum Beispiel?“, fragte Visser.
    Nun ergriff Winnetou wieder das Wort: „Nee. Wir haben uns auch gewundert, als wir lasen, dass er auf dem Minigolfplatz gefunden wurde.“
    Faust überlegte. Er schaute hinüber zu den beiden Polizisten in Uniform. Sie bewachten die Tür und verzogen keine Miene. Visser schaute auf die Uhr. Schon deutlich nach Mitternacht.
    Dann sagte Faust und schaute dabei zur Tür: „Das hat keinen Zweck mehr um diese Zeit. Schließt die beiden weg bis morgen früh. Und passt bloß auf sie auf!“
    Unmittelbar nach dem Geständnis informierte Faust den Inspektionschef in Aurich über die neue Lage. Der ordnete gleich für den anderen Tag um 15 Uhr eine Pressekonferenz an. Währenddessen nickte Visser an seinem Schreibtisch ein. Der Kopf lag auf dem Gutachten der Pathologie. Faust nahm ihm die Brille ab, deren rechter Bügel unter der Schläfe eingeklemmt war. Dann löschte er das große Licht. Nur noch die Schreibtischlampen spendeten ein paar Schimmer. Eines der Fenster war zum Lüften geöffnet. Draußen wehte ein leiser Wind. Faust kam nicht zur Ruhe. Er hatte sein Holster abgelegt und kurz überlegt, ob er in sein Hotel zum Schlafen gehen sollte. Doch weil Visser ja noch im Büro saß und schlief, entschied er sich zu bleiben. Er schaute nach, ob noch genügend Zigaretten vorhanden waren, dann kochte er frischen Kaffee.
    Er war erleichtert, das Geständnis Nicoles zu haben und darüber, dass die beiden gesuchten Männer aus dem Verkehr gezogen waren, wenngleich die Soko selbst daran eher wenig Anteil besaß. Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl weit zurück und legte die Beine auf die Tischplatte. Er nahm einen tiefen Zug an der Zigarette und überlegte, wie ernst er das Geständnis der beiden Männer nehmen konnte. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Juliane Aden, der er trotz der für sie günstigen DNA-Ergebnisse nicht so ganz über den Weg traute. Dann fiel ihm wieder das Kölner Rotlicht-Milieu ein. Hatten sie dort irgendetwas übersehen? Sollte man da vielleicht noch einmal nachhaken, fragte er sich, obwohl doch die Kölner Kollegen alle Hebel in Bewegung gesetzt und den verdächtigen Paten und Kompagnon von Aden ordentlich durch die Mangel gedreht hatten – so wie sein gesamtes Umfeld. Noch in der Nacht erreichte Faust einen Fahnder in der Domstadt, den er von einem Lehrgang her kannte. Der versprach ihm, gleich am Morgen den mittlerweile auf freiem Fuß befindlichen Türken Selim Ürkmez observieren zu lassen.
    Faust war nun kurz davor, ebenfalls einzuschlafen, da schrillte sein Handy. Visser erschrak. Er riss den Kopf nach oben. Für einen Moment blieb ein Blatt Papier an seiner verschwitzten Wange kleben. Auch Faust schaute verdutzt. Dann nahm er das Gespräch an und stellte gleichzeitig auf Mithören. Die Stimme war leise, sehr leise. Außerdem knisterte es in der Leitung. Faust glaubte, dass der Anruf von einem Handy kam. Er war sich aber nicht mehr sicher.
    „Hallo, wer ist da?“, fragte er.
    „Stiegel. Stiegel ist hier. Ich rufe vom Hotel aus an.“
    „Was ist los? Um diese Zeit!“
    „Es ist wichtig. Die Chefin will die Insel verlassen. Sie hat eben mit jemandem telefoniert. Ich war noch in der Küche und habe es durch das offene Fenster gehört. Sie stand auf dem Balkon des Nachbarzimmers. Sie hat gesagt, dass sie verreisen würde. Alles sei nun gut. Sie könnte jetzt endlich ein neues Leben anfangen.“
    „Mit wem hat sie telefoniert? Wissen Sie das, Herr Stiegel?“
    „Nein. Das weiß ich nicht.“
    Stiegel hielt einen Moment inne. „Moment mal“, sagte er dann.
    „Was ist los, Herr Stiegel? Sind Sie noch da?“, rief Faust. Visser hatte sich inzwischen aufgerappelt, er kam mit einem Becher, aus dem der Kaffee dampfte, auf Faust zu und nahm sich eine Zigarette.
    „Herr Stiegel, was ist los“, rief Faust.
    Endlich meldete sich der Hotel-Rezeptionist wieder.
    „Sie hat gesagt: ,Ich liebe dich. Die Rechnung ist aufgegangen.‘ Dann hat sie aufgelegt. Ich finde das komisch.“
    „Allerdings“, antwortete Faust und wischte sich mit der Hand – so gut es ging – den Schlaf aus den Augen. Plötzlich rauschte es
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