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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker
Autoren: Manfred Reuter
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wieder in der Leitung. Faust schaute auf, Visser stellte den Kaffee ab und neigte das Ohr zur Seite, damit er besser mithören konnte.
    „Scheiße. Sie hat mich gesehen. Ich …“
    Dann war das Gespräch beendet.
    Faust sprang auf:
    „Meine Fresse. Da läuft was schief. Wir müssen sofort los. Und die Aden hat einen Geliebten, daher also weht der Wind.“
    Er schnallte sich das Holster um, Visser zog sich die Schuhe an und überprüfte, ob auch er seine Dienstwaffe dabei hatte. Dann rannten sie aus dem Zimmer. In wenigen Sekunden hatten sie Fausts Dienstwagen erreicht. Der parkte gleich nebenan in der Wilhelmstraße. Sie bogen links in die Poststraße ein. Trotz der Eile fuhren sie kaum schneller als im Schritttempo durch die Fußgängerzone. Prompt begegnete ihnen ein volltrunkener Mann, der sich an einem Fahnenmast in Höhe der alten Post festklammerte und der gerade dabei war, sich von seinem Mageninhalt zu trennen. Auf der Jann-Berghaus-Straße nahmen sie dann Fahrt auf. In wenigen Sekunden bogen sie links in die Winterstraße ein. Faust schaltete das Licht an dem Audi aus und parkte ihn einige Meter vor dem Hotel Weißer Sand mit zwei Reifen auf dem Bürgersteig. Sie stiegen aus und schauten sich um. Keine Menschenseele zu sehen. Absolute Stille. Als sie vor dem Hotel angelangt waren, hörten sie Stimmen im Haus. In zwei Zimmern brannte Licht.
    „Das können ja auch Gäste sein“, flüsterte Visser und schnaufte.
    „Kann sein, muss aber nicht. Ich weiß nur eins: Wir müssen rein.“
    Visser nickte. Während Faust seine Waffe zog, probierte Visser die Eingangstür mit der Karte seiner Krankenversicherung zu öffnen. Als er merkte, dass er damit scheiterte, lief er über den Hof zum Seiteneingang. Über den Bewegungsmelder schaltete sich die Hoflampe ein. Das gekippte Fenster ließ sich mit wenigen Handgriffen komplett öffnen.
    Als sie endlich im Hotel waren, sagte Faust: „Wir müssen uns erst einmal Orientierung verschaffen.“
    Auch er atmete inzwischen schwer. Dann hörten sie wieder Stimmen. Faust öffnete eine Tür. Diese führte direkt zum Flur. Die Nachtbeleuchtung an den Treppenstufen führte die Fahnder in die zweite Etage. Dort wurden die Stimmen immer lauter. Es war schwer zu sagen, wie viele Personen sich unterhielten beziehungsweise anschrien.
    „Da gibt es Streit“, stellte Visser lapidar fest.
    „Ich fürchte, das ist mehr als nur Streit“, gab Faust zurück und ergänzte mit einem Blinzeln in den Augen. „Aber ich habe jetzt die Orientierung gefunden. Hier war ich schon einmal. Da oben ist das Wohnzimmer von Juliane Aden.
    Mit den Waffen im Anschlag schlichen die Polizisten dann in die dritte Etage. Durch den unteren Türrand schimmerte Licht. Ein Schrei, der wie der eines Tieres klang, ließ Visser und Faust zusammenschrecken.
    „Jetzt gehen wir rein“, befahl Faust dann und riss die Tür auf.
    Auf dem Boden lag Stiegel. Er hatte eine blutende Wunde am Kopf und die Augen in Todesangst geöffnet. Daneben stand Juliane Aden. Starr wie eine Salzsäule. Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Auf dem Boden vor Stiegel kniete ein Mann mit einem wuchtigen Oberköper. Er trug Edeljeans und einen Pullover von Boss. In der Hand hielt er einen Aschenbecher, an dem Blut und Haare klebten. Faust trat näher.
    Er zielte mit seiner Smith & Wesson auf ihn und sagte: „Lassen Sie den Aschenbecher fallen, Breuer. Ich nehme Sie hiermit wegen des dringenden Verdachts, Herrn Onno Aden erschlagen zu haben, sowie wegen des versuchten Mordes an Herrn Paul Stiegel fest.“
    Der Hausmeister ließ den Aschenbecher fallen und setzte sich auf den Boden, Juliane Aden blickte Visser mit versteinerter Miene an. Der zuckte die breiten Schultern, steckte die Pistole weg und sagte: „Ach, Juliane. Musst nicht traurig sein. Hausmeister gibt es wie Sand am Meer.“
     

Epilog

    Da saß ich also wieder an meinen Lieblingsplatz in Aurich, zwischen Friseurladen Raap und Douglas . Das Medienecho in Sachen Norderney hallte noch kräftig nach, was sich nicht nur in den Menschentrauben zeigte, die sich täglich um mich scharten, sondern auch in barer Münze auszahlte. In der Presse war ich nach all den Vorkommnissen auf Norderney gut weggekommen. Lübbert natürlich auch. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass uns die Leute die Abreibung, die wir dem Hotelier verpasst hatten, verziehen.
    Längst war klar, dass der Hausmeister ihn auf die Minigolfanlage gelockt und ihm an Bahn 18 den finalen Schlag verpasst hatte. Aus der
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