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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung
Autoren: Monica Belle
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Beine immer noch zitterten.
    Ich war sicher, dass sie mich erwischen würde. Als ich mich erhob, brannte mein Gesicht so sehr, hätte man schon an der Farbe meiner Wangen ablesen können, dass ich sie beobachtet hatte. Auch meine Finger wollten gar nicht mehr aufhören zu zittern, und meine Muschi war so heiß und nass, dass sich bestimmt längst ein verräterischer feuchter Fleck auf meiner Jeans abzeichnete. Eine Dusche war jetzt das einzig Richtige, und während ich mich auszog, gewann auch schon langsam wieder die Vernunft die Oberhand.
    Sie konnte unmöglich gemerkt haben, dass ich sie beobachtet hatte. Das Knallen gegen meine Tür war das Einzige gewesen, was man hatte hören können. Selbst wenn sie von diesem Geräusch auf etwas schließen sollte, so würde sie wohl kaum mit nichts weiter als ihren eleganten French Knickers hier reingestürmt kommen und mich des Spannertums beschuldigen – auch, wenn sie damit völlig richtig gelegen hätte.

2
    Meine Schuldgefühle dauerten nicht sehr lange an. Ich hatte mich nach der Dusche gerade wieder angezogen, als sie auch schon an die Tür klopfte, um sich vorzustellen. Und danach ging alles so schnell, dass gar keine Zeit mehr blieb, mir Gedanken über mein schlechtes Benehmen zu machen. Sie war keine Victoria und auch keine Valerie, sondern eine Violet. Violet Aubrey. Sie hatte bereits einen Abschluss in bildender Kunst und war im zweiten Jahr des Aufbaustudiums. Das Mädchen hatte etwas Faszinierendes an sich. Sie wirkte so lasziv und sinnlich, und man konnte sich gut vorstellen, dass sie nicht nur Kunststudentin, sondern auch die Muse irgendeines Künstlers war.
    Ich wusste zwar sofort, dass sie nicht über die Kontakte verfügte, die ich eigentlich herstellen sollte, aber sie kannte das College überaus gut und war ganz erpicht darauf, mich herumzuführen. Sonntagabend saß ich bereits auf ihrem Bett, trank Kaffee und hörte mir an, wie man am besten in der Orientierungswoche zurechtkommt.
    «…   steht im Handbuch, dass für jeden was dabei ist. Das stimmt tatsächlich. Klar, man kann nicht alles machen, aber du solltest versuchen, so viel wie möglich auszuprobieren.»
    «Danke. Aber ich weiß schon, was ich tun und was ich vermeiden muss.»
    «Du bist ja sehr selbstsicher. Trotzdem solltest du offen bleiben, sonst verpasst du vielleicht eine Gelegenheit, diedein ganzes Leben verändern könnte. Was meinst du überhaupt mit vermeiden?»
    «Die Dinge, die mir später in die Quere kommen könnten. Ich gehe in die Politik.»
    «Oh.»
    Sie klang nicht gerade erfreut und schon gar nicht beeindruckt, fuhr aber ziemlich schnell mit fröhlicher Stimme fort. «Bewahr dir einfach deine Offenheit, das ist alles. Als ich hier ankam, war ich eine ganz graue Maus, die keine Ahnung hatte.»
    «Das kann ich mir gar nicht vorstellen.»
    «Seitdem ist ja auch eine Menge passiert. Du wirst also Universitätsstudentin, richtig?»
    Die Art, wie sie plötzlich das Thema wechselte, machte mich neugierig. Es wirkte fast, als wollte sie vermeiden, über etwas ganz Bestimmtes zu sprechen. Gleichzeitig verwirrte mich ihre Frage, die ich überhaupt nicht verstand.
    «Was meinst du damit? Sind wir denn nicht alle Universitätsstudenten?»
    «Einige Studenten halten sich hier sehr eng an ihr College. Wie zum Beispiel der Ruderclub. Aber andere bringen sich auch in das etwas weiter gefasste Universitätsleben ein. Ins Studentenparlament und so.»
    «Ja, das gilt auch für mich. Zumindest dann, wenn ich mich hier eingelebt habe.»
    «Irgendwie glaube ich, dass das nicht sehr lange dauern wird.»
    Mir fiel es so leicht, mit ihr zu sprechen, dass ich sehr versucht war, ihr meinen Lebensplan vorzustellen, doch genau in diesem Moment klopfte es an der Tür. Sie erhob sich, um auf ihre ganz normale, lässig-freundliche Art zu öffnen, versteifte sich dann aber ganz plötzlich und verschwandblitzschnell in dem kleinen Flur zwischen unseren Zimmern und der großen Eichentür, die zur Treppe führte. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf den Besucher, aber das reichte aus, um einen Mann mittlerer Größe zu erkennen, der etwa Mitte dreißig und damit viel zu alt für einen Kommilitonen war. Was mir aber wirklich auffiel, war sein Gesicht. Es wirkte gelassen und distinguiert, hatte aber auch einen belustigten, ja fast verächtlichen Zug an sich.
    Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei dem Mann um ihren Tutor. Doch ihre offensichtliche Verlegenheit über seinen Besuch und das dringlich
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