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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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klingende, geflüsterte Gespräch ließen die Frage in mir aufkommen, ob die beiden möglicherweise auch eine Affäre hätten. Ich konnte nicht widerstehen, ein bisschen zu lauschen, aber die schwere Tür und die leisen Stimmen machten es unmöglich, mehr als ein paar Wortfetzen aufzuschnappen, und so gab ich schnell auf. Nachdem ich einen Moment lang ziellos durch den Raum gewandert war, ertappte ich mich dabei, wie ich ihre Bücherregale einer genaueren Betrachtung unterzog, um vielleicht dahinterzukommen, zu welchem der Bücher sie an sich herumgespielt hatte.
    Ich wusste nur noch, dass die weißen Buchstaben auf dem schwarzen Buchrücken zu klein gewesen waren, um sie zu erkennen, und dass auf dem Einband eine Art abstrakte Zeichnung abgebildet war. Das traf auf diverse Bücher in ihrem Regal zu, die aber alle zu einer Sammlung französischer Klassiker gehörten, von denen ich noch nie gehört hatte. Aber zumindest eins davon schien ziemlich pikant zu sein. Auch wenn ich nicht genau übersetzen konnte, was der Titel bedeutete, so schien La Femme et le Pantin von Pierre Louÿs doch der vielversprechendste Kandidat zu sein. Und wenn das Buch in Französisch war, würde esauch nicht viel bringen, es von ihr auszuleihen, denn mein Schulfranzösisch reichte höchstens aus, um einen Kaffee mit Croissant zu bestellen.
    Ich fragte mich gerade, ob ich es wagen sollte, doch einen näheren Blick darauf zu werfen, als Violet wieder ins Zimmer trat. Sie sah erregt aus, und auch wenn ich nicht zu aufdringlich wirken wollte, hatte ich das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen.
    «War das dein Tutor?»
    «Mein Ex-Tutor.»
    Sie klang nicht allzu glücklich darüber, wechselte aber sofort das Thema und ließ mich so mit einer großen Neugierde zurück.
     
    Die nächsten Tage blieb nicht viel Zeit, mir über Violets Privatleben Gedanken zu machen oder sie auch nur zu sehen. Die Orientierungswoche ist dazu gedacht, den neuen Studenten beim Eingewöhnen zu helfen, ihre Tutoren und Kommilitonen kennenzulernen, den Vereinigungen beizutreten, die sie interessieren, und sich ganz allgemein über das Leben auf dem College und der Universität zu informieren. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte. Oder zumindest, was ich nach Dads Meinung tun sollte. Er hatte sein ganzes Leben lang eher liberale Positionen vertreten und damit zur Opposition gehört – zumindest in unserem Teil des Landes, wo die meisten Menschen der Labour Party misstrauten und festen Glaubens waren, dass die Konservativen in ihren polierten Schuhen gespaltene Hufe versteckten. Das war auch alles gut und schön, aber die Chancen, zu einer Regierungspartei zu gehören, waren damit gleich null. Und außerdem musste ich meinen eigenen Weg gehen.
    Die Frage war nur, in welche Richtung er führen sollte.Die beiden großen Parteien hatten sich seit Dads aktivsten Zeiten stark angenähert. Wollte ich also seine Ideale hinter mir lassen, dann würde die Entscheidung über einen anderen Weg keine leichte sein. Die Konservativen waren auf dem Vormarsch. Aber mit den drei Jahren Studium, die noch vor mir lagen, und einer vielleicht ebenso langen Einarbeitungszeit, bis ich wirklich etwas ausrichten konnte, war es nur wahrscheinlich, dass sich meine erste Chance auf eine Nominierung genau dann bieten würde, wenn sie wieder auf dem absteigenden Ast waren. Und danach vielleicht nochmal zehn Jahre, bis die Lage sich erneut umkehrte. Die Labour Party war unbeliebt und würde binnen eines Jahres höchstwahrscheinlich abgewählt werden. Aber es war durchaus möglich, dass ich sie wieder an die Spitze führen konnte.
    Ich hatte eine Woche, um meine Entscheidung zu treffen. In dieser Zeit hielt ich mich sehr bedeckt und gab mich nach außen hin neutral, während ich versuchte, mich für eine Vereinigung zu entscheiden. In dieser Zeit nahm ich die Gelegenheit wahr, einen weiteren von Dads Ratschlägen in den Wind zu schlagen: mich nicht von den Jungs ablenken zu lassen. Nicht, dass ich aktiv vorhatte, mich ablenken zu lassen, aber es erschien mir völlig klar, dass mein gewählter Weg weitaus erfolgreicher verlaufen könnte, wenn ich mit einem reichen Mann zusammen war, der mich unterstützte. Ich hatte drei Jahre, um mich für jemanden zu entscheiden, und obwohl ich nicht in den Ruf eines Flittchens geraten wollte, fiel mir kein Grund ein, weshalb ich nicht früh mit der Suche anfangen sollte.
    Das Schwierige war nicht, einen geeigneten Mann zu finden, sondern mich zwischen den Männern zu

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