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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung
Autoren: Monica Belle
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einfach nicht, dass dudich schuldig fühlst. Und ich will mich auch nicht schuldig fühlen müssen.»
    Ewan sah mich an, als könnte er gar nicht glauben, was er da hörte, selbst wenn ich ihm weiterhin meine dunkelsten Gefühle ersparte, als ich fortfuhr: «Das ist nur vernünftig, Ewan, und das weißt du genau. Ich sage ja nicht, dass ich mir einen anderen suchen will. In keiner Weise! Außerdem glaubst du doch wohl nicht, dass es in Oxford jemanden gibt, der es mit dir aufnehmen kann, oder?»
    Nein, das glaubte er nicht. Das wussten wir beide. Seit ich ihm von meiner Bewerbung um einen Studienplatz an der Uni erzählt hatte, hatte er das mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Geringschätzigkeit abgetan. Als eine Laune, von der ich schließlich wieder abrücken würde, um meinen Platz als seine Frau und Mutter seiner Kinder einzunehmen. Windeln wechseln, während er sich mit Nikki oder Carrie und wenn er Glück hatte sogar mit beiden gleichzeitig amüsierte. Nein, das kam nicht in Frage.
    «Ja, aber Nora   …»
    «Tut mir leid, Ewan. Ich muss jetzt los, das Taxi kommt um elf.»
    Man hätte noch eine Menge dazu sagen können, aber jedes weitere Wort wäre sinnlos gewesen. Ich ging, ohne ihm auch nur einen Abschiedskuss zu geben, und hatte einen dicken Kloß im Hals, während ich den Hügel hinaufeilte. Ich hatte es geschafft, fühlte mich aber nicht gut damit – auch als ich mir sagte, dass es das Ehrlichste war, das ich tun konnte und, noch wichtiger, tun musste. Ich würde nicht schon mit zwanzig einen Kinderwagen vor mir herschieben. Nicht ich. Nicht Nora Miller. Einige meiner alten Schulfreundinnen waren bereits Mütter, und die meisten von ihnen hielten mich für eine Träumerin oder für eingebildet.Oder für beides. Nur ein paar von ihnen verteidigten mich, und auch der Unterstützung meiner Eltern konnte ich mir immer sicher sein. Und das, obwohl ich es meiner Mom nur ausgesprochen selten recht machen konnte. So lag sie mir auch heute sofort in den Ohren, als ich zur Tür reinkam. «Da bist du ja, Nora. Bitte sag nicht, dass du die Nacht mit diesem schrecklichen Ewan Cooper verbracht hast?»
    «Nein.»
    Sie sah mich immer noch misstrauisch an.
    «Nein, du hast nicht die Nacht mit ihm verbracht? Oder nein, du wirst mir nicht erzählen, dass du die Nacht mit ihm verbracht hast?»
    «Nein, ich erzähle dir nicht, dass ich die Nacht mit ihm verbracht habe.»
    «Dann warst du also bei ihm? Also wirklich, Nora, der Mann ist doch ganz und gar unpassend für dich   …»
    «Ich weiß. Ich habe mit ihm Schluss gemacht.»
    Sie hatte weiterreden wollen, denn sie war vorbereitet auf den wohl zigsten Streit zwischen Mutter und Tochter. Doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als ein paar Sekunden zu schweigen, um die Neuigkeit zu verdauen.
    «Dann hast du genau das Richtige getan. Und ganz bestimmt nicht zu früh. Wenn du wirklich Karriere in der Politik machen willst, kannst du es dir nicht leisten, von irgendwelchen Geistern der Vergangenheit verfolgt zu werden, während du versuchst, etwas aus dir zu machen.»
    «Er war mein Freund, Mom, das ist alles. Alle haben Freunde. Und nein, ich habe mich nicht nackt von ihm fotografieren lassen, ihm irgendwelche schmutzigen E-Mails geschickt oder mich zu Gruppensex mit drei anderen Mädchen, dem Pfarrer und seinem Dackel überreden lassen. Also beruhige dich.»
    «Nora Miller, du kannst manchmal wirklich sehr vulgär sein!»
    Ich war bereits auf dem obersten Treppenabsatz angelangt, und ihre Stimme wurde leiser, während ich die Tür zu meinem Zimmer hinter mir schloss. Sogar als ich meinen Studienplatz bekommen hatte, war sie noch enttäuscht gewesen, dass es kein Stipendium war. Aber wir wussten beide, hätte sie mich nicht so gedrängt, wäre aus mir nie eine Studentin geworden. Was sie nicht wusste und auch niemals verstehen würde, ohne Ewan und ein oder zwei andere Jungs wäre ich längst durchgedreht. Es mag eine Schwäche von mir sein, aber manchmal muss ich eben gehalten, und manchmal muss ich gefickt werden.
    Während ich noch ein paar Sachen in meine bereits gepackten Koffer stopfte, hörte ich Mom und Dad unten reden. Es war zwar nur ein Murmeln, aber ich wusste ohnehin, worüber sie sprachen. Sie meckerte über das, was ich getrieben hatte, und er tat ihre Besorgnis ab. Es war Dad gewesen, der mich wirklich dazu gebracht hatte, mich anzustrengen. Nicht indem er mich drängte, sondern durch die selbstverständliche Annahme, dass ich bei allem, was ich
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