Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Ihre Komplizen wurden von uns
abgehört. Wir haben da eine Menge auf Band. Es geht um die Vorbereitungen zu
einem unvorstellbaren Verbrechen. Und damit Sie uns auch glauben, spielen wir
Ihnen den Schlussakkord vor — das Gespräch vor der Entdeckung und Zerstörung
der Wanzen. Also sperren Sie die Ohren auf.«
    Tim spielte das Band ab.
Kunnrich stand hinter seiner Couch und stützte beide Hände auf die Lehne. Die
grünen Augen starrten auf den Ghettoblaster, als wäre er sein
Erschießungskommando. Schließlich herrschte Stille und Tim schaltete das Gerät
ab.
    Kunnrichs sonst frischer Teint
sah jetzt aus wie Tapetenleim. Die Lider zuckten. Er starrte immer noch auf das
Gerät.
    »Wie... habt ihr die Wanzen...«
Er stockte. »Was... wollt ihr? Geld, nicht wahr? Ihr wollt Geld?«
    »Tim«, flötete Gaby. »Wenn er
das noch mal sagt, erlaube ich dir ausnahmsweise, ihm eine reinzuhauen. Dieser
Mistkerl hält uns für kriminell und bestechlich.«
    »Null Menschenkenntnis«,
knurrte Klößchen.
    »Mir... mir wird übel«, keuchte
Kunnrich. »Ich brauche meine Kreislauftropfen.«
    Er schwankte zur Schrankwand.
Seine Knie, jetzt wie Pudding, schienen ihn kaum noch zu tragen. Er zog ein
Fach auf und griff hinein. Tim, den keiner linken kann, stand bereits neben
ihm, und sein misstrauischer Blick folgte der Hand ins Fach. Als sich Kunnrichs
Finger um den Kolben der Pistole legten, schloss Tim das Fach — allerdings mit
der Wucht einer Dampframme. Kunnrichs Gebrüll ließ die Gläser in den Regalen
der Schrankwand hüpfen. Dass ihm jetzt die Knie einknickten, war nicht
gespielt, sondern ein Schwächeschock. Die Mittelhandknochen hatten die
ruckartige Quetschung nicht verkraftet.
    »Halt den Mund!«.fuhr Tim ihn
an und nahm die schwere Pistole aus dem Fach, eine PI, die Waffe der
Bundeswehr. Sie war geladen und gespannt und — was nun wirklich bedenklich
stimmt — auf die Mündung war ein kurzer, klobiger Schalldämpfer aufgeschraubt.
    »Seht euch das an, Amigos!
Dieser Dreckskerl ist vorbereitet. Der hätte uns ausgelöscht. Ohne verdächtigen
Lärm.«
    Kunnrich kniete mit
schmerzverzerrtem Gesicht und hielt sich die Hand. »Meine... Hand ist
gebrochen.«
    »Daran bist du selber schuld,
Dreckskerl.«
    »Ich... hätte nicht auf euch
geschossen.«
    »Klar doch. Du wolltest uns das
Ding nur mal zeigen. Anstelle deiner Briefmarkensammlung. Sollen wir mal
lachen?! Wer bereit ist, ein Flugzeug abzuschießen, also auch die Passagiere
umzubringen, dem traut man noch viel mehr zu, Kunnrich. Du und deine Komplizen -
ihr seid eiskaltes Mörderpack.«
    Jetzt, dachte Tim, dürfen wir
ihn nicht merken lassen, dass wir verdammt wenig wissen. Wenn er das rafft,
sucht er gleich nach ‘nem Ausweg.
    »Wir werden unsere
Informationen jetzt ordnen. Verstanden? Und du wirst bei jeder Antwort auf
unsere Fragen daran denken, dass du noch mehr Knochen hast. Ist das deutlich?
Als Erstes buchstabierst du uns schön deutlich die Namen aller Beteiligten und
nennst auch die Adressen. Wenn du das richtig und vollständig erledigst, hast
du vielleicht-unter-Umständen-möglicherweise-nach-Abwägung-und-Rücksprache, wie
es bei Gericht heißt, Anspruch auf die Rolle des Kronzeugen. Das heißt, du
sagst gegen deine Komplizen aus und kannst beim Richter auf etwas Milde
hoffen.«
    Tim starrte auf den knienden
Verbrecher und hielt die Pistole, die jetzt entladen war, wie eine Keule in der
Hand.
    Kunnrich zitterte und hatte
Schweiß auf der Stirn. Seine Hand schwoll an. Er nickte.
    »Karl«, sagte Tim, »schreib
bitte mit. Los, Kunnrich, die Namen.«
    »Wir... sind nur zu fünft.«
Kunnrichs Stimme klang wie brechendes Eis. »Emilio Cortone ist ja nicht mehr
dabei. Den haben wir ausgebootet. Und... wir... wir dachten, er hätte die
Wanzen angebracht.«
    Tim hörte die erstaunten
Atemzüge hinter sich und frohlockte. Denn das war ein Name, mit dem er
Rundumkenntnis vortäuschen konnte.
    »Emilio Cortone«, nickte er, »von
der Trattoria Paolo. Über den Schleimbeutel wissen wir bestens Bescheid.
Weiter! Die Namen! Du sollst sie buchstabieren.«
    »Da... da sind erst mal die
beiden Russen. Wladimir Masonow und Dimitrij Dowaschin. Ich buchstabiere
gleich. Meine Freundin Sonja Lembke und ich waren nur Handlanger. Und nur an
den Autodiebstählen ein bisschen beteiligt. Bei dem Anschlag auf das Flugzeug
hätten wir nicht mitgemacht. Wir wären... äh... ausgestiegen. Im letzten
Moment. Wie sich Olaf Pitröder — er ist der Fünfte im Boot — verhalten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher