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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
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nicht nur mit
Computern, sondern technischen Apparaturen überhaupt.
    Gaby räkelte sich auf dem
ledernen Sitzsack. Tim hockte zu ihren Füßen, die Beine im Lotussitz. Karl saß
auf seinem Bett. Klößchen hatte sich bäuchlings in eine Ecke gelegt und den dicken
Kopf in die Hände gestützt.

    Der Ghettoblaster stand mitten
im Zimmer. Karl hatte an der Unterseite das Netz-Anschluss-Kabel entdeckt. Das
Gerät lief jetzt mit Strom aus der Steckdose.
    Bis »Olaf hat sie (die
Geländekarte ) mir besorgt« kannte Tim das Dreiergespräch. Aber dann ging’s
weiter.
    »Und die Raketen?« Der
Schmelzige. — »Die und das Zubehör kommen hierher. Wir nehmen sie...« — Das
Gespräch setzte sich fort bis: »Das ist eine Wanze!« Die dumpfe Männerstimme,
brüllend. »Verdammt! Wir sind verwanzt. Maul halten! Sofort! Und raus! Raus
hier!«
    Dann waren nur noch polternde
Geräusche zu hören, Rumoren, eilige Schritte. Danach herrschte Stille.
    »Sie haben es gemerkt«, sagte
Tim. »Aber vielleicht kommt noch was.«
    Und tatsächlich. Die drei kamen
offenbar zurück. Undefinierbare Geräusche waren aufgezeichnet.
    »Sie suchen«, meinte Tim. »Sie
vermuten wohl, dass da noch mehr Wanzen sind.«
    Die Geräusche wurden schwächer,
hielten aber an. Dann, nach Minuten, zuckten TKKG zusammen, als stünde King
Kong vor dem Fenster, denn aus dem Lautsprecher knallten Explosionen — oder
waren es Schläge? — in Karls Zimmer.
    Gaby hielt sich die Ohren zu.
Die Schläge verstummten. Totale Stille zeigte an: Der Empfänger hatte sich
selbsttätig abgeschaltet, nahm offenbar nur auf, wenn ihm Akustik angedient
wurde.
    »Sie haben die Wanzen — es
müssen mehrere gewesen sein — «, sagte Tim, »vernichtet. Breit gekloppt. Daher
der trommelfellnervende Lärm.«
    Ohne seine Sitzhaltung zu
verändern, rutschte Tim zum Ghettoblaster und schaltete ihn aus.
    »Moment!«, rief Karl. »Auch
wenn euch allen die Zunge lodert — ich möchte das Band noch mal hören. Da
steckt zu viel drin. Jeder Satz hat Bedeutung. Und es geht nicht um Peanuts (Erdnüsse
= Kleinigkeiten), wenn ich das richtig begreife, sondern um ein monströses
Kapitalverbrechen. Da ist jedes Wort wichtig. Wenn wir uns den Text einverleibt
haben, fällt die Analyse leichter.«
    Alle waren einverstanden und
das Band wurde zum zweiten Mal abgespielt. Tim lauschte noch andächtiger, mit
geschlossenen Augen; und die Erkenntnis, die nur er haben konnte, traf ihn wie
ein Hagel Backpfeifen in einem stockfinsteren Raum.
    Nach dem zweiten Durchlauf war
Stille. Tim bezähmte sich, beschloss, die Erkenntnis noch aufzuheben.
    »Wer fängt an?«, fragte er und
übernahm sozusagen die Moderation (eine Diskussion leiten).
    »Ladys first«, sagte Gaby und
fuhr auch gleich fort: »Zwei Männer und eine Frau besprechen ein geplantes
Verbrechen. Sie benötigen Raketen und Lkws und wollen ein Flugzeug abschießen.
Dass dabei Menschen sterben — darüber scherzen sie sich hinweg. Offenbar geht
es um eine sehr große Beute. Der Raketenname ist russisch. Ein gewisser Serge,
also ein Russe, hat seinen Späher vor Ort. Außerdem hat der mit der dumpfen
Stimme einen russischen Akzent. Das alles deutet auf Russenmafia hin. Die wird
leider immer aktiver bei uns, wie ich von meinem Papi weiß.«
    »Klasse Zusammenfassung, Pfote!«,
sagte Tim. »Klößchen?«
    »Hab mir den Raketennamen
gemerkt. Karaschoexplonow. Eigentlich klingt das mehr wie ein Abführmittel.«
    »Wenn die Rakete auf dich
gerichtet ist«, sagte Karl, »wird sie auch so wirken. Kenne den Flugkörper,
allerdings nur aus militärischen Fachzeitschriften. Ein teuflisches Ding. Eine
Boden-Luft-Rakete mit Radarkopf. Nicht groß. Wird von nur einem Mann bedient.
Und findet ihr Ziel mit tödlicher Gewissheit. Wenn die Karascho zum Einsatz
kommt, können wir den Flieger vergessen.«
    Tim nickte. »Der mit der
dumpfen Stimme spricht von einem Jumbo. Es wird also kein Privatflugzeug der
kleineren Bauart sein, das sie runterholen wollen, sondern ein dicker Brummer.
Und sie brauchen nicht nur Raketen, sondern auch Lkws. Wozu? Der Russe sagt auch:
Könnte sein, dass wir nicht alles kriegen. Aber es wird trotzdem reichen. Wir
müssen uns eben beeilen. — Amigos, mit dem ›kriegen‹, denke ich, ist Beute
gemeint. Die wollen sie einsammeln, wenn auch die Zeit knapp wird, und
natürlich wegschaffen. Dazu brauchen sie die Lkws. Also handelt es sich um
umfängliche Beute, die außerdem den Abschuss und den Crash überstehen muss.
Logo?«
    Seine
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