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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
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fassungslos
zugehört.
    »Hat die Frau auch gesagt, wie
es weitergehen wird?«, fragte Tim.
    »Das Kind werde sehr bald auf
einer Parkbank ausgesetzt«, nickte Glockner, »irgendwo in der Stadt. Dann werde
man — die Frau sprach im Plural — die Nasselkamms verständigen.«
    »Ich nehme an«, sagte Tim,
»jetzt befindet sich mindestens einer Ihrer Leute, Herr Glockner, draußen in
dem Häuschen am Waldrand.«
    Gabys Vater nickte. »Wespe hat
zwar den Eindruck, dass Nasselkamm die Wahrheit sagt. Aber wir haben schon
erlebt, dass sich Security-Wachleute bereichern wollten und Überfälle
vorgetäuscht haben. Insofern entlastet Leons Aussage Nasselkamm. Theoretisch
könnte zwar dessen Frau die Kradfahrerin sein, tatsächlich aber eher nicht.
Kollege Bernsdorf, der jetzt dort ist, hat angerufen und sie beschrieben. Eine
kleine, schmächtige Person, unter 50 Kilo. Außerdem total fertig, kurz vor dem
Zusammenbruch. Natürlich könnte noch eine dritte Person im Spiel sein. Als
Komplizin der Nasselkamms. Aber alle Psychologie spricht dagegen.«
    Tim hatte eine Überlegung
angestellt und auch schon beendet. »Den Kunnrich kann ich mir als Täter nicht
vorstellen. Der passt eher in die Pappschachteln für Weicheier. Ist überhaupt
verwunderlich, dass er diesen Job macht. Die Entführer, falls es mehrere sind,
schätzen ihn offenbar genauso ein und haben damit gerechnet, dass er Nasselkamm
keinen Widerstand leistet.«
    Glockner antwortete nicht.
    Aha!, dachte Tim. So ganz
schließt er sich meiner Meinung nicht an. Aber als Kriminalist muss er ja
grundsätzlich misstrauisch sein. In seinem Beruf ist das eine Tugend. Vertrauen
kommt erst auf, wenn alle Beweise dafür vorliegen.
    Glockners Telefon klingelte. Er
meldete sich. »Hallo, Bernsdorf! Ja, und?« Aufmerksam hörte er zu. »Ja, fahren
Sie hin mit der Frau. Und dann mich gleich wieder anrufen.« Er legte auf.
    Seine Miene entspannt sich,
dachte Tim.
    »Die Entführer halten Wort«,
sagte Glockner. »Die Frau hat wieder wegen dem Kind angerufen, aber nicht bei
den Nasselkamms, sondern raffinierterweise bei der Feuerwehr — mit dem Auftrag,
die Nachricht weiterzuleiten, nämlich ans Polizeirevier am Hohenbruck-Park. Die
sollten dann die Nasselkamms benachrichtigen. Auf diese Weise verhindern die
Täter, dass sie in eine Fangschaltung geraten. Susi lag im Hohenbruck-Park auf
einer Bank hinter Büschen, war in eine Decke gehüllt und ist offenbar wohlauf.
Kollege Bernsdorf ist jetzt mit Annick Nasselkamm auf dem Weg zum Revier. Die
Kollegen dort haben die Kleine sofort abgeholt.«
    »Vielleicht hat irgendwer im
Park eine verdächtige Person gesehen«, meinte Tim.
    Glockner nickte, schränkte die
Hoffnung aber ein. »Rund um den Park liegen die Altersheime. Die Senioren, die
sich auf den Kieswegen ergehen, sind steinalt und ihre Wahrnehmungen nicht mehr
wie in jüngeren Jahren. Auch das haben die Täter einkalkuliert.«
    Jedenfalls, dachte Tim, ist das
kleine Mädchen gerettet und wir sind alle erleichtert.
    Glockner entließ die Jungs. Die
beiden hatten schon fast die Treppe erreicht, als Wespe ihnen nachkam.
    »Tim! Dass ich’s nicht
vergesse. Die Speichelanalyse ist da. Verdankst du mir, Affengesäß. Weil ich
Druck gemacht habe. Und nun rat mal! Nee, lieber nicht. Will deine Fantasie
nicht überfordern. Also: Beide Postwertzeichen wurden von derselben Zunge
angeleckt — das afrikanische wie auch das hiesige.«
    Tim umarmte den
Kriminalassistenten in gespielter Begeisterung. »Wir danken dir, Wespe. Weiter
so! Und in spätestens 45 Jahren wirst du stellvertretender Ressortleiter.«
    Wespe lachte, wurde aber
schnell wieder ernst. »Das bedeutet, Tim, dieser Emilio hat düstere Zeiten vor
sich, sobald er aus dem Koma erwacht. Ich werde mich mit eurem Paolo in
Verbindung setzen. Er muss Anzeige erstatten, damit alles ins Rollen kommt.
Aber das wird er ja wohl auch.«
    »Und er wird TKKG zu einem
mediterranen (am Mittelmeer üblichen) Menü einladen, einschließlich Aqua
minerale. Dazu nehmen wir dich mit. Du darfst natürlich Wein trinken. Aber
nicht mit dem Auto antanzen, Bulle. Zu Fuß oder Straßenbahn ist erlaubt.«

20.
Monströses Kapitalverbrechen
     
    Die Spannung, dachte Tim,
entspricht 100 000 Volt. Oder mehr! Krieg und Vernichtung! Ich glaub’s nicht.
Das Tonband offenbart die Hölle.
    Es war früher Nachmittag. TKKG
hatten sich diesmal bei Karl in der trutzigen Vierstein-Villa an der Lindenhof
Allee eingefunden. Karls Zimmer ist technisch überladen, und das
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