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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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unterließ
es, meinen spontan erfrommten Rektor aufzuklären, dass Cäci nicht meine Frau war
und dass ich in Sünde mit ihr zusammenlebte. Mir war auch nicht ganz klar, wie man
einen Kopf enthaupten konnte. Aber ich hatte mir, seit ich in der Schule war, vorgenommen,
nicht mehr so viel nachzudenken. Vorsichtig bewegte ich meine Füße hoffnungsfroh
zum Ausgang hin, wo einige türkischstämmige Schüler auf den Heizkörpern sitzend
ihre Gesäße wärmten. Sie waren genetisch noch nicht auf strenge Winter programmiert
und dieser Winter zeigte sich von seiner frostigsten Seite.
    »Und haben
Sie auch darauf geachtet, dass alle Fenster im Klassenzimmer geschlossen sind, es
soll ja noch kälter werden. Sie wissen ja, dass die neue Heizung sehr sensibel reagiert.
Und fragen Sie lieber doch noch bei Ihren Mopedfreunden nach, ob sie mit den Löchlesmusikern
vorbeikommen, lieber doch zwei Musiken als am Ende gar keine, nicht wahr? Dass das
halt mit der Musik klappt. Auch unsere Schüler haben ein Anrecht auf eine närrische,
niveauvolle Schülerbefreiung, Sie verstehen, was ich meine, niveauvoll. Auf Wiedersehen,
Bönle. Und pünktlich, das nächste Mal! Vorbildfunktion!«
    Ich versuchte,
die Gunst der redsamen Minuten meines Chefs noch ein bisschen zu nutzen und ihm
Informationen über den Leichenteilefund zu entlocken:
    »Woher weiß
man, dass es ein Mann war, der die Körperteile verstecken wollte?«
    »Ich verstehe
nicht, was Sie meinen, Bönle. Machen Sie doch nicht immer solche Gedankensprünge.
Als Religionslehrer müssen Sie doch auch eine Ordnung im Kopf haben. Jesus war doch
auch nicht so ein Wirrkopf!«
    »Sie reden
von Täter und Kerl.«
    »Ach so,
das weiß man natürlich nicht, das sagt man halt so. Und so etwas tut doch keine
Frau, einen Kopf abschlagen, ihn häuten, also nur das Gesicht. Die Haare waren wohl
noch dran, pfui. So etwas tut doch eine Frau nicht! Einem Mann den Kopf abschlagen!
Das ist doch gar nicht ästhetisch. Oder können Sie sich eine Frau vorstellen, Bönle,
die einem Mann den Kopf absägt und ihn dann noch so unappetitlich zurichtet?«
    Spontan
fielen mir die Kolleginnen Aphrodite Bernadette Zimsmeyer-Schlude, die Mathematik
und Physik unterrichtet und vor allem durch die erkleckliche Summe ihrer Krankheitstage
auffällt, die dralle, künstlerisch begabte Beatrice Hundt-Verwahl von Trächtingen,
die eigentlich nur im Lehrerzimmer sitzt und Vesperbrote im XXL-Format auspackt,
und die ätherische Veganerin Sibylle Kranenegger-Schäufele-Vrontmeyer, die Deutsch
und Sport lehrt, ein, erwähnte sie aber nicht.
    »Hat man
nur Kopf und Hand gefunden?«
    »Bis gestern
Abend ja und das reicht ja eigentlich, heute soll noch der komplette Wald abgesucht
werden, aber das geht Sie eigentlich gar nichts an. Ach ja, das war wohl etwas merkwürdig,
meinte Härmle, bei den Leichenteilen fand man wohl zwei Nonnenfürzle, ein angebissenes.
Aber das ist top sikrit! Verstehen Sie mich, top sikrit!«
    »Nein, was?
Nonnenfürzle, leidet die bedauernswerte Ordensfrau an flatulierender Inkontinenz?
Und ich wusste gar nicht, dass man Fürze so einfach lokalisieren kann. Waren die
materialisiert?«
    »Ahh, Bönle,
lassen Sie den Blödsinn, das ist doch unangemessen, Sie wissen ganz genau, was ich
meine. Sie kennen sich in Sachen Kulinaria bestens aus, man sagt, Sie seien Stammgast
in der Kleber Post. So hat es mir eben der Kommissar Härmle vertraulich erzählt,
zwei Nonnenfürzle, das fettgebackene Zeugs, das man gern um die Fasnetszeit herum
isst. Ich mag es ja nicht. Aber vermutlich hat der Täter sie, als er von der Schwester
gestört wurde, verloren.«
    »Brandteig.«
    »Wie bitte,
Bönle? Sie sprechen mal wieder in Rätseln.«
    »Nonnenfürzle
werden aus Brandteig hergestellt, früher hat es die nur in Schwaben und im Allgäu
gegeben.«
    »Ja Bönle,
da haben Sie recht, aber heutzutage wird ja alles globalisiert, bestimmt bekommt
man das schmalzige, zuckrige Zeugs schon beim Karneval in Rio angeboten.«
    Ich staunte
über die fast schon militante Globalisierungskritik meines geliebten Rektors und
fragte, die Gunst der Minute nutzend, sachte weiter:
    »Wer isst
schon Nonnenfürzle, wenn er Leichenteile entsorgt? Und der Kopf, war das wirklich
ein Männerkopf?«
    »So sind
meine Informationen, aber wie gesagt, das geht Sie überhaupt nichts an.«
    Zum zweiten
Mal verabschiedete ich mich mit einem höflichen Diener von meinem Rektor. Mit einem
zarten Kopfnicken entließ er mich.
     
    Durch eine Ansammlung
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