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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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    »Monika,
ich will Zwillinge von Ihnen. Wir nennen sie dann Schwarten und Sau.«
    Monika Magen
kam kreischend mit der Blutwurst auf mich zu.
    »Jo, du
Schofseckel… oh, tschuldigong, Siiie Schofseckel, dann hoißat dia jo Schwarta Maga
ond Sau Maga.«
    Ich hob
als Geste des Nichtangriffs beide Arme, der Rest des FCKW steckte in meinem Mund.
Es war nicht ganz einfach, das üppig belegte Brötchen im lachenden Mund zu halten.
Monika drehte wieder ab, schwenkte aber immer noch dräuend die fette Wurstspezialität.
Ich wollte gerade gehen, da rief mich Monika zurück:
    »Heit koin
Eikauf?«
    Mir fiel
Cäcis Wunschzettel ein.
    »150 Gramm
Mailänder Salami geschnitten.«
    »Defsabisslemehsei,
außertem?«
    »Ja, 150
Gramm Lyoner, geschnitten.«
    »Defsabisslemehsei,
außertem?«
    »Ja, 200
Gramm Fasnetswurst, auch geschnitten.«
    »Hääää?«
    »Riedblätzle-Wurst,
geschnitten.«
    »Achso,
Defsabisslemehsei, außertem?«
    »Alles.«
    »Tanke!«
    Mit einer
überdimensionalen zweizinkigen Fleischergabel spießte sie gekonnt ein Rädchen Riedblätzle-Wurst,
einer saisonalen Hausspezialität mit stilisiertem Riedblätzlegesicht, auf und hielt
es mir hin. Ich grinste sie an:
    »Darfs ein
bisschen mehr sein?«
    »Jo, sonscht
no was, mir messat au läba, vom Wuuschtverschenka wird ma it reicher! Soll i des
au aschreiba?«
    »Richtig,
ich habe immer noch kein Geld.«
    »Wisset
Se en Sulga schon, wer den Kopf ombrocht hot?«
    Ob des spontanen
Themenwechsels, kombiniert mit feinster Fleischereifachverkäuferinnen-Rhetorik,
war ich Sekundenbruchteile ratlos.
    »Nein, aber
was redet man in Ostrach?«
    Monika beugte
sich weit nach vorn, geheimnisverräterisch spitzte sie ihr Rüsselchen und flüsterte:
    »Jo, do
kennt i schon einiges saga, i kenn da Kommissar Härmle guat, vo der Fasnet. Mir
warat em Bus zamma ghockat, wo mr vo dr Freinacht komma send. Aber jetzt hot ers
jo am Maga.«
    »Ja, und
was spricht der Herr Kommissar?«
    Neugierig
und anerkennend nickend, blickte ich Monika tief in die hellen Augen, um an die
Geheimnisse zu gelangen:
    »Fräulein
Monika, Sie sind die am besten informierte Wurstverkäuferin des Südens … und die
netteste.«
    Sie schätzte
mein aufrichtiges, direktes Kompliment und fing an, mit spitzmaulnashornähnlichem
Mund in feinstem Fleischereifachverkäuferinnen-Hochdeutsch zu reden, um Wichtigkeit
und Vertraulichkeit des Gesagten zu unterstreichen:
    »Ter Kommissar
Härmle hat gesait, tass tie Leiche noch nicht indifiziert sei, aper man kenne tavon
auskehen, tass ter Täter aus ter Rekion kommen täte. Tie Schpurenlake sei einteutik.
Man könne auch tavon auskehen, tass ter Täter männlich sei.«
    Das half
mir doch schon ein bisschen weiter.
    »Und haben
Sie sonst noch etwas erfahren?«
    »Tas kenükt
toch wohl!«
    Monika Magens
Hochdeutsch war ausgezeichnet, ich lobte sie auch deswegen. Sie errötete sogar ein
bisschen und verabschiedete sich mit einem:
    »Ma sieht
sich beschtemmt schpäteschtens uf dr Fasnet. Ihra Freindin isch jo koi so an Fasnetsfänn?«
    Sie deutete
auf mein sinnentleertes Bierfläschchen:
    »Nomol oins?«
    Ich nickte,
ich würde es auf den letzten Kilometern nach Hause genießen:
    »Oder wellet
Se mol an Bio-Hafer-Edelstoff probiera?«
    »Auch ein
Walder?«
    »Na klar,
des messet Se mol versuacha. Des ischt leicht süßlich em Antrunk ond a bissle trocka
em Abgang – sagat se.«
    »Gern, ich
trinke es aber nicht hier, ich muss ja noch fahren.«
    »Awa, en
dem Fläschle isch doch kaum ebbes dren, des goht bei Ihrer Größe en an hohla Zahn!«
    Ich nahm
das kühle 0,33-Fläschchen entgegen und nickte dankbar.
    »Ond von
dem dirfat se oins omasonscht mitnemma, a Nonnafürzle! Au jo, schiergar hett es
vergessa: Nonnafürzla hot ma gfonda. Wahrscheinlich vom Täter.«
    Sie deutete
auf eine Schale neben der Kasse, in der das Kultgebäck goldgelb lockte. Ich nahm
mir vier Nonnenfürzle heraus und steckte sie in die Tasche meine Jacketts. Monika
schüttelte ihren rosaroten Kopf:
    »Lehrer!«
    Gleichermaßen
intellektuell wie körperlich gestärkt verließ ich, beglückt durch eine weitere freundliche
Verabschiedung seitens Monika Magen, den Friedhof der Speisetiere, mit Wurstspezialitäten,
einem kleinen Fläschchen Bier und vier Nonnenfürzlen beladen, und trat die Weiterfahrt
mit meinem widerborstigen Gefährt nach Riedhagen an.

4
Angebrannt
     
    Maria, dich
lieben ist allzeit mein Sinn
     
    Maria dich
lieben, ist allzeit mein Sinn;
    dir wurde
die Fülle der Gnaden
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