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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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dessen Bruttogewicht
ich auf weniger als 50 Gramm schätzte. Obwohl er weniger als daumenbreit war, unterstrich
er die Länge ihrer schlanken Beine. Das Haar fiel brünett und lang über ihre Schultern
und bildete einen angenehmen farblichen Kontrast zum gelben T-Shirt. Sie drehte
sich vom dampfenden und rauchenden Herd weg. Das dunkle Braun ihrer Augen erinnerte
mich an das angebrannte Übergekochte, das ich auf der ehemals weißen Emaille meines
antiken Elektroherdes AEG Interform deluxe aus dem Jahr 1967 wahrnahm.
    »Na, hast
du es endlich erraten, was es gibt?«
    Ich wollte
meine schlanke, schöne Küchenmeisterin auf keinen Fall enttäuschen:
    »Na klar.«
    Als ich
sie zu mir herzog, warf ich einen scharfen, analysierenden Blick über ihre wohlgeformte
Schulter in die übergekochten, verkrusteten Töpfe. In einem sah ich etwas, das vor
einer halben Stunde vielleicht Al-dente-Nudeln waren. Im anderen Topf tanzten graue,
ungeformte, zerfaserte Klöße mit kleinen grünen Beulen in einer viel zu unruhigen
graubraunen Soße. Als ich ebenfalls kleine, grünliche Früchtchen erkannte, die dem
kulinarischen Inferno der blubbernden Soße nicht mehr entkommen konnten, ahnte ich
es. Es schien heute Königsberger Klopse in einer Kapernsoße mit Nudeln zu geben.
    »Das hab
ich doch schon gerochen, als ich zur Tür reingekommen bin: Königsberger Klopse mit
Kartoffelbrei, hmmmm.«
    Liebevoll
zwinkerte ich der Chaosköchin zu. Der Konter folgte blitzgeschwind:
    »Depp, das
sind Nudeln, aber das ist von einem Religionslehrer offensichtlich zu viel verlangt,
den Unterschied zu erkennen. Außerdem riechst du wie eine ganze Brauerei. Hat die
Dicke dich mal wieder genötigt und du konntest nicht nein sagen? Und jetzt setz
dich und iss! Und zieh diesen albernen Anzug aus!«
    Ich überstand
auch diesen Nahrungsbrei. Hungrig war ich ja nicht mehr.

5
Offenbarung
     
    Schatz über
alle Schätze
     
    Lass, Liebster,
mich erblicken
    dein freundlich
Angesicht,
    mein Herze
zu erquicken,
    komm, komm,
mein Freudenlicht;
    denn ohne
dich zu leben,
    ist lauter
Herzeleid,
    vor deinen
Augen schweben
    ist wahre
Seligkeit.
     
    Mein Herze
bleibt ergeben
    dir immer
für und für,
    zu sterben
und zu leben,
    und will
vielmehr mit dir
    im Trübsalsofen
schwitzen, als,
    Schönster,
ohne dich dem Glück
    im Schoße
sitzen,
    friedlos
und jämmerlich.
    Salomo Liscow
(1640 – 1689)
     
    Cäci betrachtete ruhig, transzendental-meditativ
die Überreste, die in meinem Teller Explosionsopfer spielten. Langsam hob sie den
Kopf, vermied es, mir dabei in die Augen zu schauen, und fixierte meine wandschmückende
Junghans-Emaille-Uhr mit Goldrand – aufziehbar, mit Propellerschlüssel. In ihrem
Blick und in der dazugehörigen Kopfhaltung war etwas mir Unbekanntes, Befremdliches.
    »Duuu, was
würdest du sagen, wenn ich sagen würde, dass ich schwanger bin?«
    Ich schluckte
kurz, eine Kaper der Soße des königlichen Klopses schien sich in der Nähe meiner
ansonsten geschmeidigen Stimmbänder verfangen zu haben. Stimmlich knarzte es ein
bisschen, als ich versuchte, neutral zu wirken, neutral bis cool:
    »Wenn du
sagen würdest, dass du schwanger wärst, würde ich sagen, dass so etwas vorkommen
könnte, wenn man in einer Beziehung wie wir beide lebt. Trotzdem käme es für mich
überraschend, da ich von einer Verhütungstechnologie wüsste, die unter Zuhilfenahme
von Körpermesstemperaturmethoden, Mondzyklen, Schleimkonsistenzen, Gefühlskomponenten
laut Anwenderin nahezu unfehlbar sei.«
    Zu viele
Konjunktive, dann wird’s immer problematisch.
    Cäci fixierte
immer noch die Maschine, die dafür verantwortlich war, dass die Zeit verging. Ich
schwieg. Langsam rührte ich die vergessenen Opfer von Cäcis Kochkunst auf meinem
Teller zu einem spiralförmigen Arrangement.
    »Dann war
das mit der Spirale auch nicht von Erfolg gekrönt? Ist es überhaupt sicher … die
Schwangerschaft?«
    »Natürlich,
der Test … und Dr. Kaiser hat es heute Morgen bestätigt. Der hat gratuliert! Und
typisch duuu, die Spirale habe ich schon seit Jahren nicht mehr drin, das weißt
du aber!«
    »Und das
Stäbchen im Arm?«
    »Das weißt
du auch, habe ich nicht vertragen, war lästig!«
    »Und die
Temperaturmethode?«
    »Ist ja
gut, ist ja gut!«
    »Und was
ist mit: Nein, heute nicht, und das gefühlte 40 Tage im Monat?«
    »Du Depp!
Du freust dich nicht!«
    »Hmm, hmmmmm,
hm, h.«
    Dann fiel
mir der Grund für die unverhoffte Schwangerschaft ein. Na klar, wie konnte ich das
vergessen,
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