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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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habe
Sie gesehen!«
    Ich drehte
mich um und blickte hoch zur Halbglatze meines mächtigen Rektors Karl Maria Saitling.
Sofort ging er zwei Schritte tänzerisch anmutig zurück, um den Kopf-zu-Kopf-Winkel
deutlich abzuflachen. Seine Fliege, die für diese närrischen Tage ein aufregendes
konfettiartiges Muster präsentierte, krönte seinen Adamsapfel perfekt wie immer.
Der dunkelbraune Anzug saß wie maßgeschneidert und changierte samten im februarlichtdurchfluteten
Forum wie der sonnenbeschienene Panzer eines Hirschkäfermännchens.
    Der Hirschkäfer
steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten in Deutschland. Gäbe es eine
solche Liste für Rektoren, Saitling stünde darauf.
    Fragend
hob ich Kopf und Augenbrauen.
    »Entschuldigung.
Mein Auto ist nicht angesprungen, zu kalt. Ein Bauer musste mich mit dem Traktor
anschleppen.«
    »Bönle,
wenn sich einer ein anständiges Auto leisten könnte, dann Sie, nicht jeder steigt
mit A13 ein, und Ihre Eltern waren ja alles andere als arm, aber nein, Sie müssen
ja mit so einem Auldteimer daherkommen!«
    »Entschuldigung,
Herr Oberstudiendirektor …«
    »Lassen
Sie das, Bönle, da gibt es nichts zu entschuldigen. Wie sieht das nun aus am Schmutzigen
Donnerstag, oder wie man hier sagt, am Gompigen Donnerstag, klappt das nun mit den
Musikern nächste Woche zur Schülerbefreiung, das wollten Sie doch zusammen mit dem
Personalrat organisieren? Das war doch im Gespräch in der letzten Gesamtlehrerkonferenz
…«
    »Nein, Herr
Saitling, da haben Sie mich missver…«
    »Bönle,
unterbrechen Sie mich nicht, das ist unhöflich. Wo war ich stehen geblieben? So
jetzt sehen Sie, was Sie angerichtet haben … ahm, jetzt fällts mir wieder ein. Sie
wissen ja, was man so munkelt, die Sauschwanzmusik überlegt sich, ob sie dieses
Jahr überhaupt noch kommen soll, das hat ja im letzten Jahr nicht so richtig geklappt.
Die Schüler, wie soll ich sagen … waren halt alle schon weg. Und wen soll die Musik
dann vom Unterricht befreien, wenn niemand mehr im Hause ist? Das war dann peinlich,
Bönle, mehr als peinlich. Die beste Fasnetsmusik Saulgaus, ach was, Oberschwabens,
eigentlich des Südens … und dann eine leere Schule. Das wäre doch dann etwas für
diese Lochdingens … das wäre doch ganz nett, wenn die Guggenmusik …, dass wenigstens
irgendetwas hier am Berufsschulzentrum los ist. Wie heißen die noch mal, die sind
ja ganz neu?«
    »Löchligugger,
aber ganz neu sind die auch nicht mehr, da spielen lediglich zwei Freunde von meinem
Motorradclub mit. Ich selbst spiele bei den Bloosbrothers und die wiederum musizieren
am Gompigen nicht, weil ein Teil von denen bei der Sauschwanzmusik mitmacht.«
    Ich fragte
mich, wie mein Rektor zu diesen halbwahren Informationen über seinen Religionslehrer
gekommen war, da er ansonsten, immer bestens informiert, den unerschöpflichen Quell
schulischer Weisheit repräsentierte.
    »Ja, ist
ja schon gut, Bönle, das ist mir zu kompliziert, egal ob Löchligugger oder Dingsbrassers
… ach, Sie sind auch in einem Motorradverein? Sie scheinen viel Freizeit zu haben.
Ich dachte immer, Sie fahren aaah … unorganisiert? Was tun Sie da so im Motorradclub?«
    »Präsidieren.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin
der Präsident.«
    »Oh, Respekt,
Herr Bönle, das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Ich wusste gar nicht, dass
solche Motorradvereine demokratisch-präsidial strukturiert sind.«
    »Tolle Fliege
übrigens, Herr Saitling, genau das Richtige für die närrische Zeit, schön anarchisch,
so mit dem Konfetti als Deko.«
    »Ja, ja,
schon gut, Bönle, aber der Begriff anarchisch im Kontext Schule … Das soll kein
Konfetti darstellen, das ist … schön, dass Ihr modischer Geschmack nun eher
den Anforderungen unseres Hauses entspricht. Ich habe schon bemerkt, dass sich Ihre
Garderobe im letzten halben Jahr positiv verändert hat. Brav, Bönle, das steht Ihnen.
Es müsste zwar nicht nur schwarz-weiß sein. Aber Bönle, verstehen Sie mich nicht
miss, nur so als Krönung. Wir haben auch Friseusen im Haus, und nicht die schlechtesten,
die Frau Parelli würde Sie gern als Modell nehmen. Ich habe schon mit ihr gesprochen.
Bei Ihnen lohnt sich das ja, mit den langen Haaren. Das würde Sie keinen Pfennig
kosten! Und Ihre Gesamterscheinung wäre dann recht harmonisch. So sehen Sie halt
schon ein bisschen wie ein ungarischer Geiger aus.«
    »Friseurinnen
und Cent.«
    »Wie bitte?«
    Um die Wichtigkeit
seines Redens und seines pädagogischen Erfolges in Bezug auf das
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